Diese Rolle füllte der gebürtige Frankfurter, dem Experten eine große Torwartkarriere voraussagten, auch aus – allerdings nur bis zum vierten Spieltag und der 0:4-Klatsche daheim gegen den damals von Dieter Hecking trainierten VfB Lübeck. In der Halbzeit machte Heinz Müller verletzungsbedingt Platz für seinen Ersatzmann Peter Martin. Dass es bereits sein endgültiger Abschied aus dem Jahn-Kasten sein sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt keiner, am allerwenigsten wohl Müller selbst.
Er laboriere an einer Baumuskelzerrung, nichts Gravierendes, hieß es. Doch aus den avisierten wenigen Wochen Pause wurden Monate, ja der Rest jener Zweitliga-Spielzeit. Denn die offizielle ärztliche Diagnose lautete anders. Müller litt an einer hartnäckigen Schambeinentzündung, musste operiert werden. In der Winterpause versprühte er Optimismus, schuftete für sein Comeback. Doch die Hoffnungen zerschlugen sich, und auf der anderen Seite wuchs das Misstrauen in der Führungsspitze, der damals 25-Jährige lasse eine professionelle Einstellung vermissen. Peter Martin, fast zehn Jahre älter als Müller, blieb Stammtorhüter für den Rest der Saison – einer Saison, an deren Ende der Jahn mit 39 Punkten abstieg.
Müller stand anschließend vor einer ungewissen Zukunft, stellte sich sogar drauf ein, die Handschuhe an den Nagel zu hängen. Doch er fand sein Glück in der Ferne, zunächst in Norwegen bei Odd Grenland und Lillestrøm SK, dann in der zweiten englischen Liga beim FC Burnsley. Über diese Umwege avancierte er beim FSV Mainz 05 doch noch zum Bundesliga-Torhüter. „Bild.de“ kürte den Globetrotter zum „verrücktesten Torwart der Bundesliga“ und „Kultkeeper“. Ende 2014 stand Müller sogar vor einem Vertragsabschluss beim FC Bayern, der damals die Verletzungen seiner Ersatztorhüter Pepe Reina und Tom Starke kompensieren musste. Und als Autofreak liebäugelte er zwischenzeitlich mit einer Karriere in der Rennserie ADAC GT Masters. Einigen Jahn-Fans ist Heinz Müller indes vor allem als Model im Adamskostüm in Erinnerung. Für ein Fotoshooting posierte er damals mit Teamkollegen unter der Dusche im Jahn-Stadion – das Gemächt lediglich bedeckt von einem Berg Schaum.