2024-06-04T08:56:08.599Z

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Stand auch beim SSV Jahn mal zwischen den Pfosten: Heinz Müller Foto: dpa
Stand auch beim SSV Jahn mal zwischen den Pfosten: Heinz Müller Foto: dpa

Beim Jahn trug Müller das Adamskostüm

Der Keeper sorgt mit seinem Arbeitsgerichtsprozess bundesweit für Aufstehen +++ In Regensburg war er einst das große Sorgenkind

Er war das große Sorgenkind der Jahn-Verantwortlichen jener Tage, und hinter vorgehaltener Hand ließen diese schon mal Zweifel an der scheinbar endlosen Leidensgeschichte ihres Keepers anklingen. Heinz Müller, der mit seinem Arbeitsgerichtsprozess (Müller – der neue Bosman?) derzeit bundesweit für Aufstehen sorgt, war vor der Saison 2003/04 vom Zweitliga-Absteiger FC St. Pauli zum Zweitliga-Aufsteiger nach Regensburg gewechselt. Der 1,94-Meter-Hüne kam mit der Empfehlung von 14 Einsätzen in Junioren-Nationalmannschaften des DFB zum SSV Jahn und galt im Team des neuen Trainers Ingo Peter als unumstrittene Nummer eins.

Diese Rolle füllte der gebürtige Frankfurter, dem Experten eine große Torwartkarriere voraussagten, auch aus – allerdings nur bis zum vierten Spieltag und der 0:4-Klatsche daheim gegen den damals von Dieter Hecking trainierten VfB Lübeck. In der Halbzeit machte Heinz Müller verletzungsbedingt Platz für seinen Ersatzmann Peter Martin. Dass es bereits sein endgültiger Abschied aus dem Jahn-Kasten sein sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt keiner, am allerwenigsten wohl Müller selbst.

Er laboriere an einer Baumuskelzerrung, nichts Gravierendes, hieß es. Doch aus den avisierten wenigen Wochen Pause wurden Monate, ja der Rest jener Zweitliga-Spielzeit. Denn die offizielle ärztliche Diagnose lautete anders. Müller litt an einer hartnäckigen Schambeinentzündung, musste operiert werden. In der Winterpause versprühte er Optimismus, schuftete für sein Comeback. Doch die Hoffnungen zerschlugen sich, und auf der anderen Seite wuchs das Misstrauen in der Führungsspitze, der damals 25-Jährige lasse eine professionelle Einstellung vermissen. Peter Martin, fast zehn Jahre älter als Müller, blieb Stammtorhüter für den Rest der Saison – einer Saison, an deren Ende der Jahn mit 39 Punkten abstieg.

„Verrücktester Torwart der Bundesliga“

Müller stand anschließend vor einer ungewissen Zukunft, stellte sich sogar drauf ein, die Handschuhe an den Nagel zu hängen. Doch er fand sein Glück in der Ferne, zunächst in Norwegen bei Odd Grenland und Lillestrøm SK, dann in der zweiten englischen Liga beim FC Burnsley. Über diese Umwege avancierte er beim FSV Mainz 05 doch noch zum Bundesliga-Torhüter. „Bild.de“ kürte den Globetrotter zum „verrücktesten Torwart der Bundesliga“ und „Kultkeeper“. Ende 2014 stand Müller sogar vor einem Vertragsabschluss beim FC Bayern, der damals die Verletzungen seiner Ersatztorhüter Pepe Reina und Tom Starke kompensieren musste. Und als Autofreak liebäugelte er zwischenzeitlich mit einer Karriere in der Rennserie ADAC GT Masters. Einigen Jahn-Fans ist Heinz Müller indes vor allem als Model im Adamskostüm in Erinnerung. Für ein Fotoshooting posierte er damals mit Teamkollegen unter der Dusche im Jahn-Stadion – das Gemächt lediglich bedeckt von einem Berg Schaum.

Aufrufe: 021.2.2016, 09:30 Uhr
Heinz GläserAutor