2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
– Foto: Nückel/Steinmann

„Bei­de Mann­schaf­ten ha­ben Feh­ler ge­macht“

Der Fuß­ball-Ab­tei­lungs­lei­ter des SFD Süd mel­det sich nach der Prü­ge­lei beim Spiel ge­gen den AC Ita­lia Hil­den zu Wort.

In der ver­gan­ge­nen Wo­che kam es beim Kreis­li­ga-Spiel zwi­schen dem AC Ita­lia Hil­den und dem Düs­sel­dor­fer SFD Süd zu ei­nem Spiel­ab­bruch und ei­ner an­schlie­ßen­den Schlä­ge­rei. Ein Spie­ler der Hil­de­ner Mann­schaft muss­te am­bu­lant im Kran­ken­haus be­han­delt wer­den. Im An­schluss an den Vor­fall bleibt auch bei den Ver­ant­wort­li­chen des SFD ein bit­te­rer Nach­ge­schmack – nicht nur we­gen der Ge­walt auf dem Platz, son­dern auch we­gen der bun­des­wei­ten Be­richt­er­stat­tung. SFD-Fuß­ball-Ab­tei­lungs­lei­ter Lutz Grü­ne­wald hat Ge­sprächs­be­darf.

Herr Grü­ne­wald, wie ha­ben Sie von der Schlä­ge­rei in Hil­den er­fah­ren?

LUTZ GRÜ­NE­WALD | Das war am Don­ners­tag­abend, kurz nach 22 Uhr. Ich war qua­si auf dem Weg ins Bett und ha­be dann ei­ne Nach­richt vom Trai­ner be­kom­men.

Was war Ihr ers­ter Ge­dan­ke?

GRÜ­NE­WALD | Ich dach­te mir: Ver­dammt, das gibt ei­ne Spruch­kam­mer­sit­zung.

Sie wa­ren selbst nicht vor Ort, aber ha­ben sich in­zwi­schen ver­eins­in­tern aus­ge­tauscht. Was ist bei dem Spiel schief­ge­lau­fen?

GRÜ­NE­WALD | Das ist auch mit et­was Ab­stand schwie­rig zu sa­gen. Die Aus­sa­gen wi­der­spre­chen sich. An­geb­lich lag un­ser Tor­wart zu­erst auf dem Bo­den. Un­ser Trai­ner sagt, er hat sich auf den Hil­de­ner Tor­wart ge­wor­fen, um ihn zu schüt­zen und sei da­für aus­ge­lacht wor­den. Und auch wenn ich froh bin, dass der Kee­per von Hil­den nicht ernst­haft ver­letzt wur­de, wun­dert es mich doch, dass er noch am Abend aus dem Kran­ken­haus ent­las­sen wur­de, wenn ihm, wie be­rich­tet wird, zwei­mal hart ge­gen den Kopf ge­tre­ten wur­de. Es wur­den si­cher­lich Feh­ler ge­macht – von bei­den Ver­ei­nen. Aber wer nun das Gan­ze an­ge­fan­gen hat, dar­über muss die Spruch­kam­mer ent­schei­den.

Gibt es ein Ge­walt­pro­blem im Ama­teur­fuß­ball?

GRÜ­NE­WALD | Jein. Si­cher­lich gab es schon im­mer Schlä­ge­rei­en zwi­schen Mann­schaf­ten – nicht nur im Fuß­ball, auch in an­de­ren Sport­ar­ten. Im Eis­ho­ckey ge­hört es ja fast schon zum gu­ten Ton. Da ist da­nach auch Schluss und nach dem Spiel gibt man sich die Hand. Der Un­ter­schied ist aber auch, dass in der an­schlie­ßen­den Be­richt­er­stat­tung auch klei­ne­re Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Fuß­ball oft auf­ge­bauscht wer­den. Aber um das klar­zu­stel­len: Der SFD, der Ver­eins­vor­stand und auch ich per­sön­lich dis­tan­zie­ren uns von je­der Form von Ge­walt im Sport.

Sie wa­ren nach dem Vor­fall in Hil­den ziem­lich sau­er auf die Me­di­en – auch „Der Spie­gel“ hat­te on­line be­rich­tet. Was ge­nau ha­ben Sie den Jour­na­lis­ten vor­zu­wer­fen?

GRÜ­NE­WALD | Es ist si­cher un­glück­lich ge­lau­fen. Die Hil­de­ner Ver­ant­wort­li­chen wa­ren vor Ort und konn­ten so­fort ih­re In­ter­views ge­ben. Bei mir hat auch am Frei­tag um 11 Uhr das Han­dy ge­klin­gelt, aber ich war da schon auf der Ar­beit, hat­te noch mit kei­nem vom Trai­ner­stab in­ten­siv ge­spro­chen. Da­her ha­be ich erst­mal kei­nen Kom­men­tar ab­ge­ge­ben. Das hat­te zur Fol­ge, dass die Er­eig­nis­se nur aus Sicht des AC Ita­lia be­rich­tet wur­den. Das fin­de ich nicht fair. Es gibt vie­le Wi­der­sprü­che und Un­klar­hei­ten und wir wer­den re­la­tiv deut­lich als die Ver­ant­wort­li­chen dar­ge­stellt. Es gab auch Sym­bol­bil­der von Po­li­zis­ten in Kampf­mon­tur – ich war nicht vor Ort, aber ich be­zwei­fel, dass es so ge­we­sen ist. Auch war zu le­sen, dass der Schieds­rich­ter be­droht wur­de. Da­bei steht im Spiel­be­richt ein­deu­tig, dass er zwar Pro­ble­me hat­te, die Spie­ler zu be­ru­hi­gen, sich al­ler­dings nicht be­droht ge­fühlt ha­be. Der Trai­ner- und Be­treu­er­stab des SFD hat in­zwi­schen ein ei­ge­nes State­ment her­aus­ge­ge­ben, un­se­re Sicht der Din­ge mit aus­rei­chend Ab­stand for­mu­liert. Aber das kommt für die Me­di­en zu spät. Ich ver­ste­he, dass die Zei­tun­gen und Sen­der ih­re Schlag­zei­len brau­chen – aber ich wür­de mir ei­ne aus­ge­gli­che­ne­re Be­richt­er­stat­tung wün­schen.

Was kann ein sol­cher Vor­fall mit ei­nem Ver­ein ma­chen?

GRÜ­NE­WALD | An so et­was kön­nen Mann­schaf­ten und Ver­ei­ne ka­putt­ge­hen. Wir Eh­ren­amt­ler ste­cken sehr viel Zeit und Ar­beit in den Sport. Un­ser Ziel ist es, jun­ge Men­schen von der Stra­ße zu ho­len, ih­nen ei­ne sinn­vol­le Frei­zeit­be­schäf­ti­gung zu ge­ben – und ih­nen viel­leicht so­gar zu ei­ner Kar­rie­re im Fuß­ball zu ver­hel­fen. Es ist wirk­lich är­ger­lich, wenn ein paar Chao­ten die­se Ar­beit zu­nich­te­ma­chen.

Und ei­ne an­schlie­ßen­de Be­richt­er­stat­tung über sol­che Vor­fäl­le ist na­tür­lich nicht hilf­reich...

GRÜ­NE­WALD | Ge­nau­so we­nig wie die Kom­men­ta­re, die sich im In­ter­net fin­den. Da spre­chen Men­schen, die gar nicht da­bei wa­ren, von uns als „Schlä­ger­trup­pe“ und for­dern, die Mann­schaft auf­zu­lö­sen. So et­was kann po­ten­ti­el­le neue Ver­eins­mit­glie­der ab­schre­cken, be­vor sie un­se­re Ar­beit über­haupt ken­nen­ge­lernt ha­ben.

Wie geht es jetzt wei­ter?

GRÜ­NE­WALD | Vor­erst ist die be­tref­fen­de Mann­schaft vom Spiel- und Trai­nings­be­trieb frei­ge­stellt. Wir war­ten die Spruch­kam­mer­sit­zung En­de des Mo­nats ab – und be­hal­ten uns vor, ent­spre­chend dem Er­geb­nis auch deut­li­che Kon­se­quen­zen zu zie­hen. Auch die Hil­de­ner müs­sen die Sa­che erst­mal sa­cken las­sen und kön­nen dann al­les hof­fent­lich ru­hig be­ur­tei­len. Auch Zu­schau­er wer­den ge­la­den und kön­nen ih­re Mei­nung äu­ßern. Aber das The­ma hat auf­grund meh­re­rer Vor­fäl­le in letz­ter Zeit of­fen­bar Auf­merk­sam­keit er­regt: Der Fuß­ball­ver­band hat al­le Ver­ei­ne aus dem Kreis Düs­sel­dorf ein­ge­la­den, um sie für das The­ma Ge­walt im Fuß­ball zu sen­si­bi­li­sie­ren.

Aufrufe: 017.10.2020, 08:20 Uhr
RP / Dominik SchneiderAutor