2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Geschafft: Einheit Zepernick steigt in die Landesklasse auf.
Geschafft: Einheit Zepernick steigt in die Landesklasse auf. – Foto: Ingo Muhme

"Bei WhatsApp war die Hölle los"

Kreisoberligist Einheit Zepernick steigt dank Quotientenregelung auf.

Einheit Zepernick jubelt dank Quotientenregel über den Aufstieg in die Landesklasse. Die Randberliner haben aber Verständnis für den Frust des Verfolgers SV Oberkrämer.

Die Sektkorken sind im Hause Opitz am Montagabend nicht geknallt, da musste es dann schon Wodka sein. Am Abend hatte Dirk Opitz, Trainer des Kreisoberligisten Einheit Zepernick, von Kapitän Max Gronski die Nachricht erhalten: Wir sind aufgestiegen! Dass der Fußball-Landesverband Brandenburg sich dafür entschieden hat, die Saison abzubrechen, war nicht die große Überraschung. Denn längst war den meisten klar, zeitlich bekommt man die Saison nicht mehr zu Ende gespielt.

Die Frage, die zuletzt vor allem die Teams am Anfang und Ende der Tabelle beschäftigt hatte, war vielmehr: Wer steigt ab, wer auf? Hier waren die Zepernicker eines der Teams im Fokus. Die Randberliner lagen nach Beginn der Hinrunde auf Platz zwei, hatten aber bei Abbruch der Saison den stärksten Konkurrenten SV Oberkrämer überholt, die ein Spiel weniger hatten, und sind nach aktuellem Stand Erster.

Würde man die Hinrunde oder den Ist-Stand heran ziehen, um den Aufsteiger zu ermitteln? Für die Zepernicker eine Entscheidung zwischen Aufstieg und Liga-Verbleib. Entschieden hat man sich für ein Mittelding. Ermittelt wird nach einer Quotientenregel. "Diese Möglichkeit waren wir im Vorhinein schon durchgegangen und uns war klar, dass wir dann aufgestiegen wären", berichtet Dirk Opitz. Daher war seine Freude über die Nachrichten aus Cottbus riesig. "Aber meine Frau, die eine Skeptikerin ist, hat mich gebremst und meinte, ich soll erstmal abwarten, bis ich die Bestätigung eines Offiziellen habe."

Die bekam Opitz dann um kurz nach 21 Uhr. "Da hat mir Michael Reichert (Vorsitzender des Kreises Oberhavel/Barnim), offiziell bestätigt, dass wir aufgestiegen sind." Danach, berichtet Opitz, habe er sich mit seiner Gattin erst einmal hingesetzt und besagten Wodka getrunken. "Das ist schon der Wahnsinn. Seit sechs Jahren bin ich jetzt Trainer in Zepernick und sechs Jahren lang haben wir es probiert mit dem Aufstieg. Dass es jetzt geklappt hat, ist natürlich großartig", strahlt Dirk Opitz.

Er hat allerdings auch Verständnis für die Enttäuschung in Oberkrämer. "Für die ist das natürlich sehr bitter und es tut mir sehr leid für sie. Aber es ist eben so entschieden worden." Sein Team habe, gibt Opitz selbstkritisch zu, wohl schon von dem Abbruch profitiert. "Vielleicht hätten wir es auch so geschafft. Aber es wäre auf das Rückrundenspiel gegen Oberkrämer angekommen und gegen die haben wir noch nie gewonnen." Die Mannschaft aus Oberkrämer war die einzige, die die Zepernicker in dieser Saison besiegen konnte. Gerechter, findet Opitz, wäre die Lösung gewesen, die Westfalen gefunden hat. Dort steigen der Herbstmeister und auch der "Quotienten-Erste" auf, sollten das zwei unterschiedliche Teams sein.

Der Jubel in der Mannschaft sei jedenfalls riesig gewesen. "In unserer Whatsapp-Gruppe war die Hölle los. Die Spieler mussten in der vergangenen Woche insgesamt einen Marathon absolvieren, verteilt auf die Woche. Das hat nicht allen Spaß gemacht. Nach der Nachricht bekam ich gleich Sprüche wie: "Laktat schießt eben keine Tore", grinst Opitz.

Opitz` Kapitän Max Gronski freut sich auch, allerdings etwas gedämpfter. "Natürlich ist das super, dass wir den Aufstieg jetzt endlich geschafft haben", sagt der 22-Jährige, der seit seinem sechsten Lebensjahr für Zepernick spielt. "Aber es ist ein bisschen schade, dass wir es nicht ausspielen konnten. So ist es ein Aufstieg am grünen Tisch und das ist natürlich nicht so schön, wie wenn man es sportlich klar gemacht hätte." Auf eine Meisterfeier und die obligatorischen T-Shirts zum Aufstieg müssen die Zepernicker derzeit verzichten, auch wenn Trainer Opitz verspricht: "Das wird nachgeholt." "Aber von daher fühlt man sich gerade nicht so richtig wie ein Aufsteiger", so Gronski, der ebenfalls Verständnis für die Kollegen aus Oberkrämer hat. "Aber wenn wir nicht aufgestiegen wären, wäre es genauso ärgerlich gewesen."

"Fair ist das überhaupt nicht", sagt Nicolai Jelitto. "Womöglich sind wir sogar der einzige Verein, für den das so bitter gelaufen ist." Der Offensivspieler des 1. SV Oberkrämer kann "nicht fassen, dass wir dafür bestraft werden, dass wir ein Spiel weniger haben. Für uns ist das extrem hart".

Nachdem der Fußball-Landesverband am Montagabend seine Entscheidung bekanntgab, machte sich Frust im Lager des Tabellenzweiten der Kreisoberliga breit. Oberkrämer scheitert aufgrund der Quotientenregelung am möglichen Aufstieg. Nach dieser Berechnung, Punkte geteilt durch die bisher ausgetragenen Spiele, liegt Oberkrämer 0,02 Zähler hinter dem neuen Meister Einheit Zepernick. Bitter: Die Grundlage dafür ist der Tabellenstand vom 12. März. An diesem Tag hatte der 1. SVO drei Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter, jedoch ein eine Partie weniger absolviert.

"Blöder als in dieser Saison hätte es für uns nicht laufen können", sagt Nicolai Jelitto. "Wir hatten zuvor ja bis auf zwei Unentschieden alles gewonnen.“ Selbst der direkte Vergleich der beiden Topteams ging in der Hinrunde an Oberkrämer (4:3). "Dazu haben wir auch noch das bessere Torverhältnis", ergänzt SV-Kapitän Tom von Glieschinski, für den der "Tabellenstand nach der Hinrunde aussagekräftiger" gewesen wäre. "Ich kann es immer noch nicht glauben, wie es jetzt gelaufen ist und hätte gerne alles sportlich ausgespielt."
Von Glieschinski sagt aber auch, "dass eben eine Entscheidung getroffen werden musste. Wir befinden uns nun mal in einer besonderen Situation, bei der man es nicht allen Recht machen kann". Die Hoffnung, vielleicht doch noch die Chance zu bekommen, in die Landesklasse aufsteigen zu dürfen, hat Oberkrämer noch nicht aufgegeben. "Groß ist die Wahrscheinlichkeit aber wohl nicht", glaubt Tom von Glieschinski. "Vor allem, weil die Kreise die Vorgehensweise von höherer Stelle zugewiesen bekommen haben."

Genau in diesem Punkt hätte sich Nicolai Jelitto etwas mehr Fingerspitzengefühl gewünscht: „der Landesverband hätte sagen können, dass die Kreise alles noch einmal für sich prüfen können.“ Oberkrämers Vereins-Chef Dirk Ostendorf und SV-Trainer Thomas Czerwionka wollten sich nicht zum Thema äußern.

Absolut nichts zu meckern an der Regelung des FLB hat dagegen der Trainer des FC Kremmen, Oliver Dölling. "Wir sind natürlich sehr erleichtert und freuen uns sehr, dass wir in der Liga bleiben", sagt der Coach des aktuell Tabellenletzten der Kreisoberliga, dem durch die Entscheidung der Abstieg in die Kreisliga erspart blieb. "Das wäre wirklich sehr bitter gewesen, ausgerechnet in unserem Jubiläumsjahr", so Neu-Trainer Dölling. "Natürlich hätten wie den Klassenerhalt lieber sportlich geschafft, aber es ist schön, dass wir drin bleiben."

In Kremmen wird das Training am 15. Mai gar nicht erst aufgenommen. "Statt dessen werden wir eine längere Vorbereitung absolvieren. Jetzt haben wir aber erst einmal Zeit, für die neue Saison zu planen und unseren Kader zu verstärken, damit wir uns in der kommenden Saison stabilisieren können."


Zum Verein: SG Einheit Zepernick


Zum Verein: 1. SV Oberkrämer


Zum Verein: FC Kremmen


Aufrufe: 012.5.2020, 17:19 Uhr
MOZ.de / Britta Gallrein, Steffen KretschmerAutor