2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Bei Union Klosterfelde hatten sich einige Spieler gegen Trainer Gerd Pröger ausgesprochen.
Bei Union Klosterfelde hatten sich einige Spieler gegen Trainer Gerd Pröger ausgesprochen. – Foto: Andreas Gora

Bei Union Klosterfelde stimmte die Chemie nicht mehr

Gerd Pröger musste den Posten als Trainer nach Revolte der Spieler räumen.

Dass Spieler gegen einen Trainer revoltieren und dessen Entlassung fordern, kommt nicht nur in der Bundesliga vor. Auch auf Landesebene gibt es Fälle, zuletzt in der Brandenburgliga.

Nicht nur in Spitzenclubs kommt es vor, dass die Mannschaft nicht mehr hinter dem Trainer steht und dafür sorgt, dass der seinen Hut nehmen muss. Auch auf Landes- und Kreisebene gibt es solche Fälle. Jüngstes Beispiel: In der Brandenburgliga bei der SG Union Klosterfelde musste Trainer Gerd Pröger seinen Hut nehmen, weil Teile der Mannschaft nicht mehr mit ihm weiter machen wollten.

Er habe eine solche Situation noch nie erlebt, sagt Gerd Pröger. Der 65-Jährige hat mit Stationen bei Hertha Zehlendorf, Preussen Eberswalde, TuS Sachsenhausen und dem FC Hennigsdorf langjährige Erfahrungen als Coach. "Ich bin ja im Berufsleben Pädagoge und hatte eigentlich immer das Gefühl, besonders menschlich mit den Spielern gut klar zu kommen." Nach Prögers Schilderungen war das Problem die oftmals nicht ganz professionelle Einstellung der Spieler. So gab es Partien, in den gleich ein Teil der Mannschaft fehlte, weil ein Spieler seinen Geburtstag auf Mallorca feierte und andere eingeladen hatte. Eine Situation, die Trainer Pröger ärgerte, was er auch, nach Absprache mit dem Vorstand, kund tat.

Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, sagt Pröger, sei dagegen immer vorbildlich gewesen. Dieser hatte noch kürzlich verkündet, mit ihm, der seit rund zwei Jahren bei Union an der Seitenlinie stand, auch in der kommenden Saison als Trainer weiter machen zu wollen. Doch am Ende setzten sich dann die Spieler durch. "Ich bin von einigen schon menschlich enttäuscht", sagt Pröger. "Die Spieler haben sich damit ja nicht nur gegen mich, sondern auch gegen die Entscheidung des Vorstandes gestellt." Natürlich liege die erste Entscheidungsgewalt in Trainerfragen beim Vorstand, sagt Unions Vereinsvorsitzender Rolf Weinhold. "Wir haben ein Kompetenzteam, das aus drei Leuten besteht. Zu denen haben die Spieler einen direkten Draht. In den Gesprächen deutete sich schon an, dass es Probleme mit dem Trainer gibt." Sportlich, betont Weinhold, habe es gepasst, aber menschlich offenbar nicht mehr mit allen. "Und dann sollen die Spieler das auch ansprechen können." Und das taten sie dann.

In Klosterfelde ist dies übrigens nicht der erste Fall. Auch Enrico Maurer, der 2016/17 zum Verein kam, musste seine Tätigkeit vorzeitig beenden. "Da haben auch die Spieler gesagt, sie wollen nicht mehr. Und nachdem wir dann ein Spiel mit 0:6 verloren hatten, haben wir dann auch als Vorstand die Reißleine gezogen", schildert es Rolf Weinhold.

Doch darf der Einfluss der Spieler so weit reichen? Nein, findet Damir Coric, Kapitän beim Brandenburgligisten FSV Bernau. "In jeder Mannschaft gibt es Spieler, die nicht mit dem Trainer können. Ich glaube, es kommt so gut wie nie vor, dass wirklich jeder total happy ist mit dem Trainer. Oft geht es dann nur darum, dass einer sauer ist, weil er seiner Meinung nach nicht genug spielt. Wenn es ernsthaftere Probleme gibt, dann sollte man so etwas im Spielerrat besprechen und notfalls auch mit dem Vorstand darüber reden. Aber es wäre der falsche Weg, wenn der Vorstand dann nur auf die Spieler hört", ist er überzeugt. "Wenn die Spieler zu viel Macht haben, funktioniert es auch nicht." Er selber, sagt Coric, habe einen solchen Fall auch noch nie erlebt. "Ich kenne das eher andersherum. Dass der Vorstand einen Trainer gefeuert hat, obwohl die Mannschaft gerne mit ihm weiter gemacht hätte."

Auch Olaf Skotnik, Vorsitzender des Brandenburgligisten TSG Einheit Bernau, sieht zu viel Einfluss der Spieler kritisch. "Spieler sind schnell unzufrieden und Gründe dafür gibt es viele. Einige sind sauer, wenn sie nicht spielen dürfen, andere nehmen das Training vielleicht nicht ganz so ernst wie der Trainer. Dem darf man aber als Vorstand nicht so einfach nachgeben, denn dann kommen die Spieler beim nächsten Trainer auch und sagen: Den wollen wir nicht mehr."

Aber er gibt auch zu: "Es ist ein zweischneidiges Schwert. Denn wie sagt es unser Trainer Nico Thomaschewski immer so schön: Ein Trainer ohne Mannschaft ist nichts, aber eine Mannschaft ohne Trainer ist immer noch eine Mannschaft", zitiert er. "Aber wenn es ein Großteil des Teams ist, der sagt, dass er nur bleibt, wenn ein anderer Trainer kommt, hat es ein Vorstand natürlich schwer. Ein Trainer lässt sich leichter austauschen als eine ganze Mannschaft. Da lässt sich nach so einem Prozess kaum was anders machen." Zumal in einer Liga wie der Brandenburgliga, in der die meisten Teams eher kleine Kader haben und der Markt nicht voll ist mit guten Ersatzspielern. Dennoch, findet Skotnik, müsse ein solches Prozedere die Ausnahme bleiben. "Ein Vorstand darf das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben."


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Zum Verein: SG Union Klosterfelde

Aufrufe: 02.5.2020, 06:32 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor