2024-04-29T13:44:06.427Z

Allgemeines
Das NLZ des FCA gilt als eines der besten Süddeutschlands. Foto: Augsburger Allgemeine
Das NLZ des FCA gilt als eines der besten Süddeutschlands. Foto: Augsburger Allgemeine

Augsburg - Schwabens Trainerhochburg

Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann und Manuel Baum - die wohl derzeit bekanntesten Fußballlehrer, welche einst beim FC Augsburg in der Nachwuchsabteilung arbeiteten. Tuchel schloss 2006, noch während seines Engagements beim FCA, seine Ausbildung zum Fußballlehrer ab.
Nach dem Ende seiner Spielerkarriere im Alter von 20 Jahren wurde Nagelsmann bei der zweiten Mannschaft Co-Trainer von Tuchel, für den er die Gegner sichtete.
Mit 34 wechselte Baum zur Saison 14/15 als neuer Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums zu den Schwaben. Zuvor war er unter anderem Trainer des Drittligisten aus Unterhaching.

Drei Trainer also, die bereits in jungen Jahren den Schritt aus den Jugendteams des FCA ins Profigeschäft schafften und aktuell für Furore sorgen.
Ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt erneut einige Talente, welche aus Augsburg und näherer Umgebung stammen und/oder die Geschicke als Jugendcoach beim Bundesligisten leiteten.

Für das wohl größte Aufsehen sorgte Alexander Moj im Frühjahr 2016 als sein anstehender Wechsel zum FC Bayern München die Runde machte. Als Einstiegsgeschenk nahm er sogleich sechs Spieler der damaligen U13 mit zu seinem neuen Arbeitgeber und wurde dafür prompt vom alten suspendiert. Ein medialer Streit, angefacht von FCA-Manager Stefan Reuter und dem damaligen Nachwuchschef Manuel Baum, entstand, welcher letztendlich sogar mit Manfred Schwabl den Präsidenten der SpVgg Unterhaching auf den Plan rief. "Ich verstehe nicht, warum man sich über andere beschwert, obwohl man es genauso macht, sogar in noch größeren Dimensionen. Wenn man im Glashaus sitzt, sollte man keine Steine werfen." lauteten damals seine Worte.

Moj's Vorgänger hieß André Niebler. Ein junger Mann, der bereits seit seinem 20. Lebensjahr im NLZ des FCA tätig war und zwischen 2015 und 2017 sogar als Co-Trainer unter Tobias Luderschmid, Manuel Baum und Ex-Profi Christian Wörns für die U23 in der Regionalliga fungierte. Seit einiger Zeit scheint der UEFA-B-Lizenzinhaber in China zu verweilen und dort als "Director of Youth Training" zu arbeiten.

Ein weiterer, noch junger Trainer verbrachte gemeinsam mit den beiden oben genannten, einige Zeit bei den Schwaben.
Levent Sürme, seit 16 Jahren Trainer, 15 davon beim FCA, wechselte im vergangenen Sommer zu RB Leipzig. Die Trennung folgte, wie schon bei Moj und diversen anderen Jugendcoaches, im Unfrieden.
„Man hat mich zuletzt hingehalten und Versprechen nicht eingehalten. So wurde im vergangenen Jahr Alexander Frankenberger für den Lehrgang zum Fußballlehrer gemeldet und ich sollte ihm nachfolgen. Davon wollte man beim FCA jetzt allerdings nichts mehr wissen“, so Sürme, der vom FC Augsburg keinen neuen Vertrag vorgelegt bekam. Der 35-Jährige bisherige U17-Coach verließ Augsburg nach 25 Jahren als Spieler und Trainer.

Dass es beim FCA gerade in den letzten Jahren rumorte, ist kein Geheimnis. Die Bedingungen an der Donauwörther Straße sind erstklassig, doch veranlasst diese Art des Miteinanders nicht wenige talentierte Übungsleiter dazu, ihre Qualitäten anderweitig unter Beweis zu stellen.
So auch Florian Tielkes, der das Angebot vom FCA damals ablehnte und stattdessen zum FC Ingolstadt ging. Die Oberbayern erkannten dessen Wert, forderten und förderten ihn und stellten ihm sogar in Aussicht, nebenzu als Scout für die erste Mannschaft zu arbeiten. Zwar ist Tielkes hauptberuflich in leitender Funktion an Augsburg gebunden, doch auch dabei kamen ihm die Schanzer entgegen, um ihn für sich zu gewinnen. Wie zu hören ist, soll der ehemalige sportliche Leiter der Jugendabteilung des Bayernligisten TSV Schwaben zur neuen Saison wieder in seine Heimatstadt zurückkehren und erneut Verantwortung bei einem städtischen Verein übernehmen. Ob ihn der FCA diesmal überzeugen konnte, bleibt allerdings fraglich.

Alle vier bisher aufgeführten Trainer gingen also den womöglich schwereren Weg, fernab der Heimat. Der eine mehr, der andere weniger, doch nichtsdestotrotz ist der FCA weiterhin attraktiv für Talente. Seien es nun Spieler oder eben Übungsleiter.
Mit Felix Kling (U23), Martin Lanzinger (U19), Moritz Wagner (U17), Pascal Scherer (ebenfalls U17), Daniel Pawlitschko (U16), Yannic Thiel (U15) und Vlad Müller (U14) tummelt sich eine Menge Potenzial in den Reihen der Fuggerstädter.

Einen völlig anderen Weg will derweil der erst 21-jährige Timo Finke gehen.
Bis dato mied er den absoluten Leistungsdruck eines NLZ und entwickelte sich nahe seiner bisherigen Heimat Bobingen zu einem Juwel, auf das der FCA bereits ein Auge warf.
Mit 19 führte er seine teils gleichaltrigen Spieler des TSV Bobingen zum souveränen Klassenerhalt der A-Junioren-BOL. Ein Unterfangen, welches mit dem damaligen Aufsteiger gar nicht so leicht schien, doch Finke's Gespür für Talente zahlte sich deutlichst aus. Mit vielen talentierten und bis dato unter dem Radar fliegenden Spielern beendete er die Saison 2016/17 gar auf dem sechsten Rang.
Eine Leistung, die wenig später den FC Königsbrunn bei ihm anklopfen ließ. Die gute Jugendarbeit dort ist hinlänglich bekannt und so vertraute man ihm gleich die Leitung der U17 in der Landesliga an. Sein Vorgänger war niemand anderes als Jugendkoryphäe Paolo Maiolo, aktuell Trainer der Bayernligamannschaft des TSV Schwabmünchen.
Vor wenigen Tagen zog Finke, der fortan als Mediaberater der Stuttgarter Zeitung arbeitet, von bayerisch nach württembergisch Schwaben und möchte nun den Schritt ins NLZ wagen. Rund um Augsburg genießt er einen hervorragenden Ruf und gilt als äußerst reif für sein Alter. Dies belegt ebenso seine bereits erworbene DFB-Elite-Jugend-Lizenz, die er schon mit 20 in der Tasche hatte.


Wohin auch immer der Weg sie alle führt, über seine Vormachtstellung braucht sich Augsburg als schwäbische Hochburg in Sachen Trainertalente keinerlei Sorgen machen. Vielleicht sehen wir in nicht allzu ferner Zukunft sogar den nächsten Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann oder Manuel Baum an der Seitenlinie der Bundesliga Anweisungen geben.
Aufrufe: 05.3.2019, 11:30 Uhr
PollingerAutor