2024-04-30T08:05:46.171Z

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Engagiert an der Seitenlinie: Dieses Bild mit Trainer Ralph Scherffius (rechts) wird es in Ockenheim nicht mehr geben. Der Aufsteiger in die A-Klasse hat die Zusammenarbeit mit dem 50-Jährigen auf Druck der Spieler beendet.	Archivfoto: FuPa / Frederik Bender
Engagiert an der Seitenlinie: Dieses Bild mit Trainer Ralph Scherffius (rechts) wird es in Ockenheim nicht mehr geben. Der Aufsteiger in die A-Klasse hat die Zusammenarbeit mit dem 50-Jährigen auf Druck der Spieler beendet. Archivfoto: FuPa / Frederik Bender

Aufstieg, Urlaub, Rausschmiss

Aufsteiger in die A-Klasse trennt sich überraschend von Trainer Ralph Scherffius

Ockenheim. Das gibt es auch nicht alle Tage. Ein Fußball-Amateurklub trennt sich nach erfolgreicher Saison auf Druck der Spieler von seinem Trainer. So geschehen beim SV Fidelia Ockenheim, der sich vor gerade mal einem Monat in den Aufstiegsspielen gegen den TuS Dexheim durchgesetzt hat und damit als Tabellenzweiter der Fußball-B-Klasse Mainz Bingen West den Sprung in die A-Klasse geschafft hat. Trainiert wurde die Mannschaft seit Beginn der Saison 2015/16 von Ralph Scherffius, der sich in der sicheren Gewissheit wähnte, seine Arbeit im Ockenheim fortsetzen zu dürfen. Zumal der Verein erst im April mit ihm die Zusammenarbeit über die Saison hinaus vereinbart hatte - unabhängig von der Frage, ob der Aufstieg gelingen würde.

Als Scherffius vor einigen Tagen aus dem Urlaub zurückkam, bat ihn die Vereinsführung zu einem Gespräch. Da wurde ihm mitgeteilt, dass eine Reihe von Spielern, darunter auch Stammkräfte aus der Startelf, ihr Verbleiben in Ockenheim von einem Trainerwechsel abhängig gemacht habe. ,,Ich war von dieser Tatsache vollkommen überrascht", fiel der 50-Jährige aus allen Wolken. In dem Gespräch sei man dann zum Ergebnis gekommen, dass eine Trennung unter diesen Voraussetzungen das Vernünftigste sei. Der ausgeschiedene Trainer ist zwar von dieser Entwicklung zutiefst enttäuscht, äußert aber im Gespräch mit der AZ auch Verständnis für den Fidelia-Vorstand. ,,Unter diesen Umständen hätte eine weitere Zusammenarbeit wohl tatsächlich keinen Sinn gemacht", sagt er.

Vereinsvorstand weicht dem Druck der Spieler

Der zukünftige A-Klassen-Verein, der mit Gerd Korz (bis vor kurzem Trainer bei den Ingelheimer Verbandsliga-B-Junioren) bereits einen Nachfolger gefunden hat, hatte auf Facebook die Nachricht über die Trennung verbreitet. Darin hieß es unter anderem: ,,Nach dem Aufstieg wurden vonseiten der Mannschaft Stimmen laut, die einen Trainerwechsel gefordert haben. Für uns kam diese Negativstimmung sehr überraschend, da wir mit Ralph auch in der neuen Saison geplant hatten. Allerdings wurde der Druck sehr groß und auch Scherffius hat betont, dass unter diesen Umständen eine Weiterarbeit keinen Sinn ergeben würde. So musste kurzfristig nach einer Lösung für den zu besetzenden Trainerposten gesucht werden."

Beide Seiten haben sich darauf verständigt, weitere Interna nicht nach draußen dringen zu lassen und keine ,,schmutzige Wäsche" zu waschen. Deshalb blieb die Nachfrage der AZ, was denn nun die inhaltlichen Kritikpunkte an Scherffius' Arbeit waren und welche Spieler überhaupt den Trainerwechsel so vehement gefordert hatten, ohne Ergebnis. Vorstandsmitglied Christian Iserhardt verwies darauf, dass man darüber einig sei, über das Gesagte hinaus keine weiteren Einzelheiten mitzuteilen. Er räumte allerdings ein, dass es im Vorstand unterschiedliche Auffassungen gegeben habe. Stärkster Einwand war: Der Verein lasse sich von den Spielern die Pistole auf die Brust setzen. Aber die anderen Argumente hätten dann letztlich überwogen.

Ralph Scherffius sieht über seinen persönlichen Fall hinaus ebenfalls die Gefahr, dass insbesondere bei Amateurvereinen die Position des Trainers, ohnehin das schwächste Glied in der Kette, weiter beschädigt werde, wenn dieses Beispiel Schule machen sollte. Seine Vermutung, warum sich der Umut mancher Spieler gegen ihn gerichtet habe, geht dahin, dass sie mit seinen Entscheidungen in taktischer und personeller Hinsicht nicht immer einverstanden waren. ,,Aber wer soll letztlich die Mannschaft aufstellen, wenn nicht der Trainer? Und ich kann nun mal nur maximal 14 Spieler pro Spiel einsetzen", sagt er.



Aufrufe: 02.7.2016, 10:00 Uhr
Andreas SchererAutor