2024-05-02T16:12:49.858Z

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Özil, Neuer, Höwedes, Draxler, Meyer - alle durchliefen Norbert Elgerts Schule bevor sie den Sprung zu den Profis schafften. Foto:  Wolfgang Schmidt
Özil, Neuer, Höwedes, Draxler, Meyer - alle durchliefen Norbert Elgerts Schule bevor sie den Sprung zu den Profis schafften. Foto: Wolfgang Schmidt

Auf Kohle geboren

Schalkes Norbert Elgert gilt als einer der besten Nachwuchs-Trainer des Landes

Auch Norbert Elgert kann nicht immer vorhersagen, ob es am Ende für die große Karriere reicht. Aber darum geht es dem 57-Jährigen auch nicht nur. Ein Gespräch am Rande des Sindelfinger Junior-Cups.

Wenn man Norbert Elgert im Sindelfinger Glaspalast auf der Trainerbank hinter der Bande beobachtet, dann versteht man schnell, warum dieser Mann ein hervorragender Nachwuchscoach ist. Seine Ansagen sind präzise, aber nicht laut, in der kurzen Pause legt er den Arm um einen Spieler, erklärt das taktische Konzept und verabschiedet ihn dann mit einem Schulterklopfer. „Seid untereinander positiv“, ruft er seinen Jungs zu. Elgert strahlt jede Menge Ruhe aus und bleibt auch gelassen, als ein Spiel plötzlich um 30 Minuten vorgezogen wird. Er ist ein ganz besonderer Typ. Die von grauen Strähnen durchzogenen Haare trägt er halblang, das blaue Poloshirt hat er in die Trainingshose gestopft. Die Augen hinter der randlosen Brille wirken stets fokussiert. Seit 20 Jahren ist er Trainer auf Schalke, und deshalb nimmt man dem gebürtigen Gelsenkirchener den Spruch „Ich bin auf Kohle geboren und mit Emscherwasser getauft“ auch ab. Seinen Vertrag hat Schalkes oberster Nachwuchstrainer kürzlich bis 2018 verlängert. Angebote, in den Profibereich zu wechseln, hat es immer wieder gegeben, Hansi Flick wollte ihn zuletzt für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gewinnen.

Die Erfolge sprechen für sich

„Ich kann es gar nicht fassen, dass ich das schon so lange mache. Im Moment finde ich alles, was ich brauche, auf Schalke“, sagt Norbert Elgert. Bei den Königsblauen wurde er 2005 mit der A-Jugend DFB-Pokalsieger, 2006 und 2012 deutscher Meister. 2013/2014 erreichte der ehemalige Bundesliga-Stürmer der Gelsenkirchener mit der U 19 das Halb­finale in der erstmals ausgetragenen Uefa Youth League. Und den Junior-Cup in ­Sindelfingen hat sein Team in den vergangenen beiden Jahren auch gewonnen. Dreimal in Folge hat noch keine Mannschaft den Titel geholt. Am Sonntag scheiterte der Knappen-Nachwuchs: Im Halbfinale unterlagen sie zum Ärger des Fanclubs Königsblau Böblingen dem VfB Stuttgart 0:1. Seit Elgert 2014 vom DFB zum Trainer des Jahres gekürt wurde, ist er ein gefragter Gesprächspartner. Auch beim 25. Mercedes-Benz Junior-Cup im Sindelfinger Glaspalast. Elgert genießt die mediale Aufmerksamkeit, ordnet sie aber als Momentaufnahme ein. „Ich weiß, dass ich diesen Preis nur stellvertretend erhalte – an unserem Erfolg sind viele beteiligt.“ Schalke-Manager Horst Heldt nannte ihn einst „den besten Jugendtrainer Europas“. Große Schalker Spieler wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes, ­Julian Draxler oder Max Meyer sind unter seiner Aufsicht herangereift, haben den schweren Übergang von den Junioren zu den Profis geschafft.

"Kein besserer Mensch, weil man besser Fußball spielt"

Er selbst sieht sich als Förderer alter Werte wie Demut und Respekt und zählt Begriffe wie Charakter, Teamfähigkeit und Willen auf, wenn er das Anforderungsprofil eines kommenden Profis umreißt. Elgert scheint vor allem auch die Kunst zu beherrschen, einem Spieler seine herausragende Stärke zu lassen und gleichzeitig dessen Wir-Gefühl anzusprechen. Aber er weiß auch um die Aufgeregtheit, die um die Hochbegabten herrscht, die plötzlich mehr verdienen als alle anderen in der Familie, den Status eines Schauspielers erlangen und in den schönsten Stadien der Welt Fußball spielen. „Damit musst du erst mal klarkommen. Es ist wichtig zu wissen, dass man kein besserer Mensch ist, nur weil man besser Fußball spielt“, sagt Elgert. Mit Mesut Özil, einem seiner prominentesten Schüler, steht er immer noch in Kontakt. Elgert holte das Talent mit 16 von Rot- Weiß Essen zum FC Schalke 04. „Er ist einer der kompetentesten Trainer, die ich je hatte“, sagt der Weltmeister über seinen Förderer. Ja, es sind schon viele große Talente vor Elgert gesessen – und dennoch weiß auch der 57-Jährige nie, ob es am Ende für die große Karriere reicht.

Aufrufe: 06.1.2015, 12:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten/ Elke RutschmannAutor