2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligabericht
Auslöser des Skandals auf dem Holzhof war ein verschossener Elfmeter von CfR-Spieler Kreshnik Lushtaku (rechts, hier gegen Ilshofens Ramazan Kandazoglu).
Auslöser des Skandals auf dem Holzhof war ein verschossener Elfmeter von CfR-Spieler Kreshnik Lushtaku (rechts, hier gegen Ilshofens Ramazan Kandazoglu).

Attacke auf Trainer? Rauswurf nach Eklat beim CfR-Spiel

Da freuen sich die CfR-Anhänger an einem herrlichen Oktobersamstag auf ein unterhaltsames Oberliga-Spiel im Holzhofstadion – und dann das: In der Halbzeitpause verlässt Gökhan Gökce, Trainer des 1. CfR Pforzheim, mit schmerzverzerrtem Gesicht und Tränen in den Augen das Stadion durch den VIP-Ausgang. Die Zuschauer auf der Tribüne bekommen das gar nicht mit, erst als die Spieler Joao Tardelli und Manuel Salz aus der Kabine kommend ihrem Trainer hinterherrennen, ist die Aufregung groß. Spieler, Ordner und weitere Personen können den sichtlich benommenen Trainer dazu bewegen, ins Stadion zurückzukehren. Dieser nimmt auf einem Stuhl im VIP-Zelt Platz – er hat starke Schmerzen.

Draußen wird derweil CfR-Ersatzspieler Kushtrim Lushtaku von Ordern aus dem Stadion geführt. Die Polizei ist alarmiert. Wenig später nimmt diese die Personalien des CfR-Kickers sowie von Gökce auf. Den Beginn der zweiten Hälfte verfolgt der Trainer aus dem VIP-Zelt, bis der Krankenwagen kommt. Wenig später muss der 34-Jährige mit Verdacht auf Rippenbruch ins Krankenhaus. Am späten Abend gab es Entwarnung. Gökce trug „nur“ eine starke Rippenprellung davon.

Was war passiert? Auslöser des Eklats war beim Stand von 1:0 für den TSV Ilshofen ein verschossener Elfmeter von CfR-Spieler Kreshnik Lushtaku, dem jüngeren Bruder von Kushtrim Lushtaku. Eigentlich wollte Johnathan Zinram den Strafstoß ausführen, doch Kreshnik Lushtaku schnappte sich den Ball. Sein Schuss – schwach, Ilshofens Keeper Jonas Wieszt war zur Stelle. Daraufhin kochten die Emotionen hoch. Erst pöbelte der älteste Bruder der Lushtakus auf der Tribüne in Richtung CfR-Coach Gökce. Dann diskutierte Zinram mit Kreshnik Lushtaku auf dem Platz, woraufhin dessen Bruder Kushtrim auf der Ersatzbank ausrastete. Laut Gökhan Gökce war dieser nicht mehr zu beruhigen und beleidigte erst Zinram, dann auch Gökce, dem er auch drohte. Der Coach blieb zunächst ruhig, irgendwann ging es ihm zu weit und er forderte ihn auf, duschen zu gehen. Kushtrim Lushtaku weigerte sich. In der Halbzeitpause knallte es dann im Kabinengang. Gökce wollte Kushtrim Lushtaku bei der Ansprache nicht mit in der Kabine haben. Woraufhin dieser den CfR-Trainer im Gesicht packte, ihn zu Boden drückte und auf ihn eintrat. So schilderte Gökce den Vorfall der PZ am Samstagabend.


Lushtaku widerspricht

Kushtrim Lushtaku widerspricht dieser Darstellung am Sonntagabend gegenüber der PZ: „Ich wollte in der Halbzeit die Kabine, der Trainer stand da und hat den Arm gehoben und ich habe ihn nur zur Seite geschubst, nicht geschlagen. Was der Trainer sagt, ist eine große Lüge. Er hat ein Problem mit mir und versucht, sich als Opfer darzustellen.“

Die Verwirrung im Holzhofstadion war groß. Auf den Rängen und auch in der Kabine. „Die Spieler waren perplex. Es herrschte Schockstarre“, berichtete ein mitgenommener Teambetreuer Alexander Freygang („ich würde am liebsten hier nicht sitzen“) bei der Pressekonferenz. Freygang coachte die Mannschaft in der zweiten Halbzeit von der Seitenauslinie. Co-Trainer Fatih Ceylan hätte in der Halbzeit versucht, von dem brutalen Vorfall abzulenken. „Am liebsten wäre die Mannschaft aber gar nicht mehr auf den Platz gekommen“, so Freygang. Nach einer 30-minütigen Halbzeit pfiff der Schiri die Partie wieder an.

Die Aufregung rund ums Holzhofstadion hielt am Samstag noch bis in die späten Abendstunden an.

Wie reagiert nun der Verein? Angeblich gibt es wegen Kushtrim Lushtaku schon länger Unruhe im Verein. Auch schon in der vergangenen Saison. Während der Mittelfeldspieler in der letzten Runde auf 18 Oberliga-Einsätze (3 Tore) kam, stand er in dieser Saison in vier Spielen bisher nur insgesamt 69 Minuten auf dem Platz. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Gut möglich, dass sich da einiges an Frust aufgestaut hat – als Fußballer muss man das aber aushalten.

CfR-Sportvorstand Torsten Heinemann wollte sich am Samstag zu dem Vorfall nicht äußern. Man werde alles intern besprechen und dann die Konsequenzen ziehen, meinte er.Die Aufregung rund ums Holzhofstadion hielt am Samstag noch bis in die späten Abendstunden an. Es passte ins Bild, dass nach der Partie die Sirenenprobe der Stadt Pforzheim für den Katastrophenfall das Holzhofstadion umhüllte. Die Stimmung beim schon lange geplanten Mannschaftsabend der CfR-Spieler war bestimmt auch nicht berauschend.

Aufrufe: 07.10.2018, 22:30 Uhr
Pforzheimer Zeitung / Dominique JahnAutor