2024-06-06T14:35:26.441Z

Ligabericht
Jonas Grunner (r.) will wieder „Spaß am Fußball haben“. Archivfotos (3): ngl
Jonas Grunner (r.) will wieder „Spaß am Fußball haben“. Archivfotos (3): ngl

ASV Neumarkt: Weitere Spieler flüchten

Ferdinand Buchner und Jonas Grunner verlassen die Neumarkter +++ Einer geht zum Klub von Vahan Yelegen, der selbst Neues plant

Beim ASV Neumarkt treiben sie den personellen Umbruch ihres Bayernliga-Kaders rasant voran. Dabei ähnelt die Umgestaltung des aktuellen Bayernliga-Kaders vielmehr radikalen Abbrucharbeiten. Denn jene Leistungsträger und Führungsspieler, die in den vergangenen Spielzeiten das stabile Fundament bildeten, auf dem der jahrelange sportliche Erfolg der Mannschaft fußte, werden in diesen Tagen vom Verein ohne großes Aufhebens ziehen gelassen.

So war es beim langjährigen Kapitän Armin Bindner, dessen Wechsel in der Winterpause zum SV Seligenporten nach acht Jahren am Deininger Weg bereits Ende November feststand. So ist es nun beim zweikampfstarken Defensivallrounder Ferdinand Buchner und Offensivmann Jonas Grunner.

Mündlich einig geworden
Den 25-jährigen Verteidiger zieht es zu seinem Ex-Coach Dominik Haußner zum Ligakonkurrenten DJK Ammerthal. Derweil wird Grunner künftig für den FC Holzheim in der Bezirksliga die Fußballschuhe schnüren. Auf Nachfrage bestätigte ASV-Abteilungsleiter und Sportdirektor Thomas Schlecht, dass man mit den Vereinen jeweils „zu einer mündlichen Einigung gekommen ist“. Es sind keine Abschiede, wie sie nach so vielen gemeinsamen Jahren zwischen Spielern und Verein eigentlich sein sollten. Keine offizielle Verabschiedung, keine Blumen, kein Applaus.

Das Verhältnis zwischen der Teamführung um Sportdirektor Schlecht und den scheidenden Spieler ist seit Monaten zerrüttet (wir berichteten), die jetzigen Abgänge sind nur die logische Folge der dauerhaft angespannten Situation. Ferdinand Buchner hatte bereits vor der Saison heftig mit einem Wechsel gen Ammerthal geliebäugelt, sich dann aber doch für den ASV Neumarkt entschieden. Jetzt schlägt er das Kapitel nach fünf langen Jahren zu. Am Sonntag sollte der Vertrag in Ammerthal fix gemacht werden. „Ich hätte eigentlich nie gedacht, dass ich den ASV Neumarkt verlasse – schließlich bin ich Neumarkter“, wundert sich Buchner beinahe selbst über seinen Weggang. Aber die negativen Entwicklungen rund um das Team unter der Verantwortung Schlechts hätten ihn schließlich zu diesem Schritt gedrängt. Auch wenn ihm sein Abgang schwer falle, so freue er sich auf seine erneute Zusammenarbeit mit dem ehemaligen ASV-Trainer Haußner, unter dem er auch bereits in Woffenbach in die Zweikämpfe ging.

„Er ist einfach der beste Trainer für mich. Unter ihm habe ich mich am besten entwickelt“, sagt Buchner, der seit Mitte August aufgrund von anhaltenden Achillessehnenbeschwerden kein Ligaspiel mehr bestritten hat und bei Ammerthal bis Saisonende unterschreiben wird. Jonas Grunner, der seit der Saison 2014/15 für den ASV kickte, wird in Holzheim vorfreudig erwartet. FCH-Abteilungsleiter Marco Hösch: „Er ist eine enorme Verstärkung für uns und jemand, der flexibel einsetzbar ist.“ Der 24-jährige Neuzugang will in Holzheim vor allem eines: „Ich möchte wieder Freude am Fußball haben.“ Zuletzt war ihm der Spaß bei den Neumarktern abhanden gekommen.

Auch ein triftiger Grund, weshalb sich die Führung der ASV-Fußballer letztlich dazu entschieden hat, Grunner und Buchner die notwendige Freigabe zum Wechsel zu erteilen und den für Sommer geplanten Kaderumbruch bereits jetzt zu forcieren. Schlecht: „Aus sportlicher Sicht hätten wir beide gerne behalten. Es sind verdiente Spieler, die tolle Leistungen gebracht haben. Aber man kann nur Erfolg haben, wenn man liebt, was man tut.“ Bei Buchner, Grunner und dem bereits als Abgang festgestandenen Bindner sah man diese Liebe abgekühlt. Als finanzielle Entschädigung erhält der ASV nach MZ-Informationen von Holzheim sowie Ammerthal jeweils Ablösesummen im niedrigen vierstelligen Bereich.

Schluss mit dem Aderlass
Nun soll aber Schluss sein mit dem personellen Aderlass beim Tabellendrittletzten, versichert Schlecht. „Wir werden definitiv jetzt im Winter keinen Spieler mehr ziehen lassen. Schließlich müssen wir auch dafür Sorge tragen, dass wir sportlich konkurrenzfähig bleiben“. Die Abgänge müssen wohl aus den eigenen Reihen aufgefangen werden. „Wir überlegen, ob wir den ein oder anderen Spieler aus der U19 hochziehen“. Ob das ausreichen wird, um die Klasse zu halten, muss sich zeigen. Angesichts des mit 22,25 Jahren im Schnitt sehr jungen Kaders sicherlich eine Herkulesaufgabe für Coach Benedikt Thier und sein Team. Die Verpflichtung neuer Spieler gestaltet sich schwierig, beißt sie sich doch mit dem vom Hauptverein auferlegten Konsolidierungskurs sowie der Ankündigung des langjährigen Hauptsponsor Johann Pröpster, sein finanzielles Engagement zum 30. Juni endgültig zu beenden.

Apropos beenden: Beim künftigen Verein von Jonas Grunner, dem FC Holzheim, wird Trainer Vahan Yelegen ebenfalls im Sommer Schluss machen. Nach acht Jahren erfolgreichen Miteinanders gehen der Verein und der 37-Jährige zum Ende der Saison 2018/19 auf Wunsch des Coaches einvernehmlich getrennte Wege. Nach so langer Zeit „tut mir die Abwechslung auch einmal gut“, sagt Yelegen, der mit Holzheim noch den Klassenerhalt eintüten und sein Engagement beim Verein zu einem „schönen Ende bringen“ möchte. Wie es mit ihm im Sommer weitergeht? „Das weiß ich nicht. Ich lasse alles auf mich zukommen und mich überraschen. Ich schließe nichts aus“, so Yelegen vieldeutig.

Aufrufe: 010.1.2019, 20:00 Uhr
Von Thorsten DrenkardAutor