2024-06-17T07:46:28.129Z

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Steven Bergmann in seiner ehemaligen Funktion als Trainer beim SV Altlüdersdorf II.
Steven Bergmann in seiner ehemaligen Funktion als Trainer beim SV Altlüdersdorf II. – Foto: Archiv Ingo Muhme

"An die Spieler muss man appelieren"

Steven Bergmann über seine fußballfreie Zeit und den Wandel im Amateursport.

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Steven Bergmann, Unternehmer und vereinsloser Trainer, gewährt in den Coronavirus-Zeiten Einblick in sein Seelenleben. Der 35-Jährige appelliert nicht nur an die Vernunft der Amateurkicker.

Corona und die Folgen für den Sport in Oberhavel: Steven Bergmann könnte aus unterschiedlichen Blickwinkeln über dieses Thema sprechen. Der 35-Jährige war Trainer beim TuS 1896 Sachsenhausen III, bei der SG Mildenberg und dem SV Altlüdersdorf II. Er pflegt noch heute beste Kontakte zu Funktionären und Spielern. Als Unternehmer kennt er zudem die Zukunftsängste der Firmenbetreiber, die den Sport in der Region unterstützen.

Auf den Sport in Zeiten der Pandemie angesprochen, sagt Steven Bergmann: "Ich habe eine kleine Tochter. Das mit dem Fußball ist mir ziemlich egal geworden. Aktuell ist das überhaupt nicht wichtig für mich." Zudem sei er bemüht, dass es in der Immobilienfirma, wo er bei seiner Mutter angestellt ist, weitergeht. "Wir haben auch noch eine Gartenbaufirma, für die eigentlich gerade die Saison beginnt."

Klar verfolge er, dass bei seinem Ex-Verein Altlüdersdorf, für den er bis zur Abmeldung der Mannschaft im Sommer 2019 tätig war, die polnischen Spieler nicht einreisen durften, als noch an Training zu denken war. "Aber Fußball ist nicht alles. Das ist ein Hobby. Es zählt nur, dass wir alle zusammen die Situation in den Griff bekommen."

Darum zeigt der Oranienburger kein Verständnis dafür, dass viele Leute öffentlich ihre sozialen Kontakte pflegen. Es sei Wahnsinn, was sich auch jetzt noch abspiele. "Die Leute sind so wahnsinnig unvernünftig. In der Firma haben wir alles minimalisiert, halten durch neu angeordnete Arbeitsplätze genügend Abstand und bieten nur noch Einzelbesichtigungen an, um so dazu beizutragen, dass die Wirtschaft nicht einbricht und wir alle Mitarbeiter bezahlen können. Wenn ich dann sehe, dass sich andere nicht an die Vorgaben halten, werde ich wütend."

Man müsse sehen, was die Zeit bringt. "Ich denke, wir haben mit dem Thema lange zu tun. Und ich bin mir sicher, dass es nicht nur zwei Monate sind. Wir haben keinen Impfstoff, wir haben ein egoistisches Volk. Wenn sich die Leute nicht disziplinieren, gibt es die Ausgangssperre schneller, als uns lieb ist." Alle, die das nicht in den Kopf bekämen, müssten bestraft werden.

Beim Blick in die Zukunft ist sich Bergmann, der einem großen Unternehmer-Netzwerk angehört, "zu 100 Prozent sicher, dass die, die sich vertraglich nicht gebunden haben, zurückfahren werden und zwar auf das Minimum". Er gehe davon aus, dass es Sachen wie Tankkarten für Spieler künfig nicht mehr gebe. "Auch die Aufwandsentschädigung wird runtergehen. Ich will da keine Panik machen, aber prinzipiell braucht man die auch gar nicht. Spieler sollten in sich gehen, ob es im Amateurfußball sinnvoll ist, auf Geld zu beharren."

Über kurz oder lang werde jeder erst einmal seine Firma absichern wollen. "Viele werden versuchen, die Sponsorenverträge auf das Minimum zu reduzieren. Es ist aber viel zu früh, darüber zu spekulieren, weil sich alles ändern und in zwei Monaten vorbei sein kann." Dennoch fügt er an: "Jede Firma schaut dann erst einmal auf sich selbst und wird sich, so weit es geht, zurückziehen. Das ist doch normal."

Darin sieht Steven Bergmann aber sogar einen Vorteil. "Vielleicht kommen wir endlich zu dem Fußball, den wir alle lieben und der ohne Geld funktioniert." Gerade in dieser Situation müsse man die Vereine loben, die in sportlicher Hinsicht vielleicht rumdümpeln. "Ich denke, die wird es am wenigsten treffen, da sie nicht mit Aufwandsentschädigungen arbeiten, sondern mit Spaß an der Freude. Da ist die Fallhöhe halt nicht so hoch." Für Mannschaft, die dagegen das Söldnertum hochgehalten haben, werde es in Zukunft schwer. "An die Spieler muss man appellieren. Ich weiß aber nicht, ob da jeder die nötige Weitsicht hat."




Zum Profil: Steven Bergmann

Aufrufe: 020.3.2020, 08:21 Uhr
MOZ.de / Stefan ZwahrAutor