2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview der Woche

Ambitionierte Doppelfunktion

Nachspielzeit mit Timm Bocian: 32-jähriger Guntersblumer übernimmt zusätzlich zur U19 nun auch die zweite Mannschaft

Guntersblum. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Timm Bocian (32). Eigentlich trainiert er die Landesliga-A-Junioren des SV Guntersblum. Seit vergangener Woche ist der B-Lizenz-Inhaber zusätzlich auch Coach der SVG-Reserve. Wie es dazu kam und wie er inmitten der Corona-Pandemie die beiden Teams betreut, hat er im Interview verraten.
FuPa: Timm, ein Monat ohne Fußballtraining ist rum. Wie schwer fällt es dir und wie bringst du deine Mannschaft durch den Lockdown?
Timm Bocian: Mir persönlich fällt die fußballfreie Zeit ehrlich gesagt diesmal nicht ganz so schwer. Ich genieße die aktuell sehr positiv, spannende Zeit mit meiner Familie, da wir zum Jahreswechsel Nachwuchs erwarten. Meine Mannschaft hat daher auch den kompletten November frei gehabt. Die Phase vom Saisonstart bis Ende Oktober war sehr kräftezehrend, sodass wir die Zwangspause zur Regeneration nutzen.

Wie geht ihr konkret gegen die "Langeweile" vor. Was für Trainingsmöglichkeiten oder Challenges bietet ihr an?
Ich bin mir sicher, dass meinen Jungs nicht wirklich langweilig ist. Die jetzige Schulphase ist mit Kursarbeiten vollgepackt. Da gibt es immer etwas zu tun. Für den Dezember habe ich der Mannschaft geraten, etwas im Fitness- und Kraftbereich zu arbeiten. Ich setze hier auf die Freiwilligkeit und die Mentalität - bewusst nicht auf gezwungenes Online-Training oder Challenges. Das hatten wir im ersten Lockdown angeboten, konnten die Jungs aber nicht wirklich mit der Idee abholen.

Der Verband hat die Winterpause vorgezogen und will, sofern möglich, schon im Januar wieder starten. Wie stehst du dazu?
Ich halte das Vorhaben für sehr ambitioniert. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man nur schwer einschätzen, wann wir wieder auf die Plätze können. Ich verstehe aber auch den Verband, der den Spielplan bestmöglich durchziehen möchte. Ich befürchte allerdings, dass ein eventuell weiterer Lockdown im kommenden Jahr die Spielzeit in einer organisatorischen Katastrophe münden lassen könnte.

Neben der U19 in der Landesliga bist du nun auch Trainer der 2. Mannschaft. Wie willst du beide Aufgaben parallel managen?
Der Verein gibt mir in der Trainingszeitgestaltung viele Freiheiten und stellt mir im Aktivenbereich vier Co-Trainer aus dem Spielausschuss zur Seite. Mein Trainerteam in der A-Jugend zeigt sich von Beginn an als sehr zuverlässig, sodass wir mit einem insgesamt großem Staff die nächsten Monate strukturiert angehen können. Sowohl die U19, als auch die 2. Mannschaft werden von meiner Doppelfunktion keine negativen Auswirkungen spüren.

Du bist ein echtes Guntersblumer Urgestein. Wie lange bist du schon im Verein und warum erleichtert dir das den Einstieg in deine erste Trainerstation bei den Aktiven?
Ich bin gut 28 Jahre beim SVG zu Hause. Im A-Jugendalter habe ich ein Jahr beim TuS Neuhausen gespielt, bin aber dann wieder an den Kellerweg zurückgekehrt. In dieser langen SVG-Zeit hat man den Verein natürlich sehr, sehr gut kennengelernt. Ich kenne alle meine Ansprechpartner gut und weiß, wie das Umfeld tickt. Das bringt meiner Ansicht nach schon einige Vorteile mit sich. Hoffentlich identifiziert sich auch das Umfeld weiterhin mit mir, der Mannschaft und unserem Fußball, damit wir die größtmögliche Unterstützung erfahren können.

Mit der A-Jugend steht ihr als Aufsteiger auf Platz zwei. Wie zufrieden bist du mit dem, was die Jungs bislang gezeigt haben?
Wir wussten, dass wir in dieser Klasse mithalten können. Das wir so durchstarten, haben wir allerdings nicht erwartet. Die fünf verlorene Punkte haben wir extrem ärgerlich bei den damaligen Tabellenletzten und -vorletzten liegen lassen. Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden, zumal wir mit dem verdienten Sieg gegen den Verbandsligisten aus Frankenthal und der knappen Niederlage gegen Regionalligist Schott Mainz zwei sehr starke Auftritte im Verbandspokal gezeigt haben. Wir haben Blut geleckt und wollen so lange es geht ganz oben mitspielen.

Auch eure 2. Mannschaft steht in der C-Klasse oben dabei. Wollt ihr nochmal vorne angreifen, sobald es weitergeht?
Aktuell sind wir Dritter mit einem Punkt Rückstand auf den zweiten Platz, der gleichbedeutend mit der Qualifikation zur Meisterrunde ist. Wir gehen das ohne den ganz großen Druck an, aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht mit meiner Mannschaft jedes Spiel gewinnen wollen würde. In den ersten Gesprächen mit der Mannschaft habe ich auch gewisse Ambitionen signalisiert bekommen. Wir freuen uns zu zeigen, was in uns steckt.

Für welchen Fußball stehst du generell, hast du was das Trainersein angeht Vorbilder?
Ich sehe gerne viel Tempo in Offensivaktionen und eine organisierte Konterabsicherung, auch mithilfe von Gegenpressing. Gegen den Ball verteidigen meine Mannschaften relativ hoch und mit großer Leidenschaft. Ein explizites Traineridol habe ich nicht, allerdings verfolge ich als langjähriger Mainz 05-Fan natürlich Jürgen Klopp sehr gerne. Ich glaube die Spielweise unserer Mannschaften und einige Charakterzüge am Spielfeldrand (lacht) ähneln sich teilweise sehr.
Aufrufe: 03.12.2020, 10:40 Uhr
Martin ImruckAutor