2024-06-06T14:35:26.441Z

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„Soll Wurst verkaufen“: Maier erhielt ein außergewöhnliches Angebot, veröffentlicht im Starnberger Merkur am 12. März 1973.
„Soll Wurst verkaufen“: Maier erhielt ein außergewöhnliches Angebot, veröffentlicht im Starnberger Merkur am 12. März 1973.

Als die FT Starnberg um Sepp Maier buhlte

Bayern-Urgestein hatte kurioses Angebot von der FTS

Vor 45 Jahren wollte Fleischhändler Horneber den Bayern-Profi vermeintlich als Wurstverkäufer nach Starnberg locken. Was anscheinend als Stammtischgespräch anfing, landete kurze Zeit später auf der Titelseite des Lokalteils des Starnberger Merkurs. Grund genug, der Geschichte auf den Grund zu gehen.

War es ein verspäteter Faschings-, ein verfrühter Aprilscherz oder waren es "Fake-News" aus einer Zeit, in der es diesen Begriff noch gar nicht gab? Hatte da jemand einen Scherz für Realität gehalten oder steckte tatsächlich doch ein Fünkchen Wahrheit hinter diesem aufsehenerregend klingenden Bericht aus dem März 1973? Es wird nicht mehr endgültig zu klären sein, wie die Geschichte genau ablief, denn sowohl Merkur-Reporter Paul Schmidt, der Autor dieses Artikels, als auch der Mann, der die Geschichte in die Welt setzte, sind längst verstorben. Aber: Es gibt zum Glück ja noch die nächste Generation.

Hintergrund wohl eine Aussage Sepp Maiers

Blicken wir erst einmal zurück in die 1970er-Jahre: Am 12. März 1973 erscheint im Starnberger Merkur die Sensations-Schlagzeile "Wursthändler will Sepp Maier kaufen. 3000-Mark-Angebot für den Torhüter". Nicht im Sport, wohlgemerkt, sondern auf der ersten Lokalseite. Die FT Starnberg war damals B-Klassist und peilte den Wiederaufstieg in die A-Klasse an. Mit Nationaltorwart Sepp Maier zwischen den Pfosten? Natürlich nur ein Wunschtraum, den sich der Perchaer Fleisch- und Wurstgroßhändler Herbert Horneber (damals 31 Jahre) erfüllen wollte. So hieß es damals zumindest.

Hintergrund: Maier, die "Katze von Anzing", war am 7. März nach dem 0:4 des FC Bayern München im Europapokal der Landesmeister gegen Ajax Amsterdam so frustriert gewesen, dass er in einem Interview gesagt hatte: "Wenn ich einen Beruf mit 3000 Mark Monatsgehalt hätte, würde ich mich aus dem großen Rummel zurückziehen."

Horneber, langjähriger Gönner und FT-Fan, las das – und wollte sich, "inspiriert von einigen Stammtischspezeln", wie Schmidt schrieb, "als Mäzen versuchen". Er wollte den frustrierten Keeper des FC Bayern an den Starnberger See holen. Der Mann aus Percha soll verkündet haben: "Wenn der Sepp bei mir anfängt, bekommt er seine 3000 Euro." Und er hätte dafür natürlich das Tor der Freien Turnerschaft hüten müssen. Eine nette Idee, sicherlich nicht sehr viel mehr. Dennoch schlug die Geschichte hohe Wellen. Hornebers Vereinskamerad Georg Nebel wurde "zum geplanten Transfer des Fußball-Idols" sogar mit dem Satz zitiert: "Für uns wäre Sepp Maier sicher noch gut genug." Maier (heute 74 Jahre) wechselte natürlich nie zur FT. Er stand bis 1979 im Tor der Bayern, bestritt für die Münchner 699 Pflichtspiele, ehe er seine Karriere nach einem schweren Autounfall beenden musste.

Gleich viermal konnte Maier mit den Bayern Deutscher Meister werden. Mit dem FT Starnberg wäre das wohl nicht möglich gewesen. Foto: Fred Joch
Gleich viermal konnte Maier mit den Bayern Deutscher Meister werden. Mit dem FT Starnberg wäre das wohl nicht möglich gewesen. Foto: Fred Joch

"War nie geplant, dass es in der Zeitung landet"

Und wer war dieser Herbert Horneber? "Ein Gönner der FT", erzählt Ferdinand Pfaffinger, der damalige Mannschaftskapitän. "Er hat hin und wieder eine Brotzeit bezahlt." Das deckt sich mit den Erinnerungen des früheren FT-Spielers und Merkur-Reporter-Legende Gustl Mehr: "Als ich 1974 zur FT wechselte, war Herbert Horneber auch da – aber eben als Spender mancherlei Brotzeiten." Hornebers Sohn Ralf lebt noch immer in Percha. Er kennt die alten Berichte – "obwohl ich damals erst sechs Jahre alt war", sagt er. Und er stellt klar: "Das war eine reine Stammtischgeschichte. Mein Vater, Gönner, Mäzen und Fan der FT, hat da halt etwas erzählt. Aber Aber da hat sich dann wohl irgendwer wichtig gemacht und beim Merkur angerufen."

Den Fleisch- und Wurstgroßhandel, den Horneber senior rund 30 Jahre betrieb, gibt es längst nicht mehr. Und die Sepp-Maier-Geschichte gerät allmählich in Vergessenheit. Ralf Horneber: "Davon weiß nur noch die ältere Generation etwas." Zumindest bis heute.

Aufrufe: 014.3.2018, 12:20 Uhr
Thomas Ernstberger - Starnberger MerkurAutor