2024-06-06T14:35:26.441Z

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Neuer Trainer bei Rhenania Lohn: Ex-Fußballprofi Moses Sichone, derzeit noch von einer Verletzung gehandicapt.  Foto: Tobias Röber
Neuer Trainer bei Rhenania Lohn: Ex-Fußballprofi Moses Sichone, derzeit noch von einer Verletzung gehandicapt. Foto: Tobias Röber
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Alemannia hält bei Rhenania Einzug

Der von seiner Zeit beim 1. FC Köln und Alemannia Aachen bekannte Moses Sichone trainert den Lohner A-Ligisten

Es ist ein feucht-kalter Dezemberabend in Neu-Lohn. Im Stadion am Blausteinsee findet das Training auf einem kleinen Areal mit Aschebelag statt. Dort trainieren die Spieler des Kreisliga-A-Ligisten Rhenania Lohn. Eigentlich nichts Außergewöhnliches, wäre da nicht der prominente Trainer, der vor einigen Tagen zum Club stieß: Moses Sichone. Der 41-Jährige absolvierte 83 Bundesligaspiele für den 1. FC Köln und Alemannia Aachen. Nun soll er den Verein dahin führen, wo er nach eigenem Bekunden hingehört: in die Bezirksliga.
Dafür wurde der Kader schon vor der Saison mächtig umgekrempelt. Im Hintergrund wirken weitere ehemalige Alemannen mit, die den Verein nach vorne bringen wollen.

Aufsichtsrat der Alemannia

Die Dürener Kreisliga gehört sicherlich nicht zu den Tummelwiesen ehemaliger Fußballprofis. Neben Moses Sichone hat jedoch mit Reiner Plaßhenrich ein weiterer Alemanne sein Herz für Rhenania Lohn entdeckt. Sie beide verbindet neben dem ehemaligen Engagement am Tivoli auch die Bekanntschaft zu Horst Rambau. Der Eschweiler Steuerberater lebte viele Jahre in Lohn, spielte dort selbst Fußball und ist Alemannia-Fans noch als Aufsichtsrat des ehemaligen Bundesligisten in Erinnerung. Damals unterstützte er mit seiner Kanzlei den Aachener Club, auch in Lohn zählt er zum Sponsorenkreis. So kam es zu der ungewöhnlichen Verbindung zu den ehemaligen Alemannia-Profis.

Seine eigene Rolle will Rambau nicht zu hoch hängen. „Ich finde es wichtig, dass Unternehmen vor Ort soziale Verantwortung übernehmen und Vereinen helfen“, sagt er. Zudem habe der Eschweiler Fußball in seinen Augen deutlich bessere Zeiten erlebt, was ihn als Fußballanhänger zusätzlich reize. Seit einigen Jahren befindet sich kein Eschweiler Club oberhalb der Kreisliga. Das ehemalige fußballerische Aushängeschild der Stadt, die Eschweiler Sportgemeinschaft, ist Geschichte, der Verein wurde im vergangenen Jahr aufgelöst. Rhenania Eschweiler, SV Nothberg und Germania Dürwiß, einst Stammgäste in der Bezirksliga und darüber hinaus, dümpeln mit ihren Mannschaften in unteren Kreisligen.

Die erfolgreichen Zeiten dieser Vereine sind vor allem mit Geld und Sponsoren verknüpft. Kaum stellten Gönner ihre Zahlungen ein, schon folgte der sportliche Abstieg. Dieses Schicksal soll Lohn nicht blühen, betont Rambau: „Zu denken, dass ehemalige Profis nur für großes Geld zu einem A-Ligisten kommen, ist falsch.“ Der Reiz liege vielmehr darin, etwas fußballerisch zu bewegen. Reiner Plaßhenrich arbeitet beratend im Hintergrund. Sein erster Ansprechpartner im Verein ist der erst 20 Jahre alte Geschäftsführer Nicolas Mürkens. „Wir verstehen uns gut“, sagt Mürkens, der im Januar dieses Jahres das Amt übernahm. In seinem Alter könnte er auch selbst noch die Fußballschuhe schnüren. Ein Vorbereitungsspiel bestritt er mit, doch inzwischen will er sich auf seine Aufgabe als 1. Geschäftsführer konzentrieren. In dieser Funktion zeichnet er offiziell auch für die Kaderzusammensetzung verantwortlich.

Als Mürkens gewählt wurde, stand an der Seitenlinie noch Frank Löhr, mit dem die Mannschaft im Sommer in die Kreisliga A aufstieg und der schon im Frühjahr verkündete, aufhören zu wollen. Zoran Horvath trainierte das Team nur wenige Monate, ehe er aus „beruflichen Gründen“ sein Amt niederlegen musste und sein Co-Trainer Harald Heinen übernahm. Inzwischen ist Moses Sichone fürs Training verantwortlich. Der Ex-Profi aus Sambia hält sich mit Zielen in Lohn zurück: „Ich will einfach, dass die Jungs Spaß haben und schönen Fußball spielen.“ Insgeheim schielen die Verantwortlichen von Lohn jedoch auf die Tabelle. Derzeit liegt man zwar mit acht Punkten Abstand zum Tabellenzweiten TSV Düren auf Platz 4, aber man hat auch zwei Spiele weniger ausgetragen, ist also noch in Schlagdistanz. Aufgrund des hohen Koeffizienten dürfte auch der Vize direkt aufsteigen.

Nicolas Mürkens dämpft jedoch die Erwartungen: „Ziel ist es, dass wir zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2020 wieder in der Bezirksliga spielen“, sagt er. Dabei soll auch Profi-Expertise helfen. Durchaus denkbar ist, dass in der Rückrunde sogar zwei Spieler das Lohner Trikot überstreifen, die zum Profikader von Alemannia Aachen gehörten. Clirim Bashi trat bisher drei Mal an, der Spielerpass des derzeit noch verletzten Reiner Plaßhenrich befindet sich ebenfalls in Lohn.

Dem Lohner Verein fehlt jedoch etwas, was vielen Amateurclubs als Lebensader dient: eine Jugendabteilung. Lediglich zwei Seniorenmannschaften sind im Ligabetrieb. Im Ort leben etwa 850 Einwohner, da scheint es unwahrscheinlich, dass bald eine Jugendabteilung wieder zum Leben erweckt wird. Dieses Schicksal teilt Lohn mit vielen anderen Vereinen. Das Stadion am Blausteinsee besitzt zudem nur einen Rasenplatz. „Uns fehlen auch die Kapazitäten für mehrere Jugendmannschaften“, sagt Mürkens. Wie in anderen Städten auch, schielen kleine Clubs nach Fusionen. Auch Lohn hat schon Gespräche geführt, die bisher ergebnisoffen endeten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man grundsätzlich Fusionen ablehne. Im Gegenteil: Mittel- und langfristig sei dies eine unabdingbare Option, heißt es. Im Moment freut man sich allerdings über den Erfolg der 1. Mannschaft, der laut Mürkens auch wieder „zahlreiche Zuschauer aus dem Ort“ anlocke. Ein Erfolg, der fest gekoppelt ist an Alemannia Aachen.

Aufrufe: 015.12.2018, 10:30 Uhr
Patrick Nowicki & Tobias Röber | AZ/ANAutor