2024-05-02T16:12:49.858Z

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Wie rollt im AH-Fußball in Wiesbaden künftig der Ball? Eine Alternative könnte eine Pokalrunde sein.
Wie rollt im AH-Fußball in Wiesbaden künftig der Ball? Eine Alternative könnte eine Pokalrunde sein. – Foto: Marwin Wolf

AH-Spielbetrieb in Wiesbaden - quo vadis?

Momentan können sich Alte Herren in der Landeshauptstadt nur in Freundschaftsspielen messen +++ Pokalrunde könnte Alternative sein

Wiesbaden. Kicken bei den Alten Herren - das ist oft auch eine Reise in die "guten, alten Zeiten" des Amateurfußballs: Die Gemeinschaft steht noch im Vordergrund, gespielt wird aus Spaß an der Freude und in der dritten Halbzeit werden Kontrahenten auf dem Platz zu einer Einheit, die alte Erinnerungen aufleben lassen.

Kein Wunder, denn viele der Spieler ab 35 Jahren aufwärts - ab diesem Alter ist man laut Verbandsregularien offiziell "AH-Spieler" - waren selbst im Aktivenbereich unterwegs, als der Amateurfußball und die Zugehörigkeit zu einem Verein noch anders gelebt und zelebriert wurde.

Gespielt wird 70 Minuten, elf gegen elf. Soweit, so einheitlich. Unterschiede ergeben sich jedoch, wenn man sich anschaut, wie ein "Spielbetrieb" bei den AH durchgeführt wird. Oder eben nicht. Im Kreis Kassel gibt es bei den AH gar ein Ligasystem mit Auf- und Abstieg. In unseren Gefilden ist man von einem Ligabetrieb weit entfernt. Immerhin wird im Rheingau-Taunus-Kreis seit Jahrzehnten eine Pokalrunde ausgespielt, an der in dieser Saison immerhin 24 Mannschaften teilnehmen.

Spielbetrieb liegt mehr oder weniger brach

Mehr oder weniger brach liegt hingegen der Spielbetrieb im Fußballkreis Wiesbaden - erst recht, seit die Pandemie ausgebrochen ist. Zwar gibt es auch in der Landeshauptstadt etliche Vereine, die ein AH-Team stellen. Eine Pokalrunde mit Wettbewerbsgedanken, offiziellen Ansetzungen, Schiedsrichtern und einem K.O.-System sucht man jedoch vergebens. Gespielt wird momentan nur in Freundschaftsspielen, die über persönliche Kontakte unter den Teams vereinbart werden. Geht es nach einigen AH-Teams in Wiesbaden, soll sich daran etwas ändern.

Einige Teams sind angetan

"Wir würden eine Pokalrunde sehr begrüßen", sagt Dietmar Wiebach, der seit rund 25 Jahren als Organisator der AH des FSV Schierstein 08 wirkt. Wiebach hat festgestellt: "Die AH in Wiesbaden dümpeln in den letzten Jahren vor sich hin". Noch bedenklicher findet der AH-Organisator des SV Frauenstein, Frank Baranowski, die Situation: "Die Entwicklung im AH-Spielbetrieb ist seit Jahren rückläufig", hat er beobachtet. Auch er und sein SVF wären für eine Pokalrunde zu haben. "Wir würden den Kreispokal gerne spielen. Wenn es um etwas geht, ist immer etwas Zug dahinter", sagt er. Vom SC Klarenthal, wo sich nach einigen Jahren wieder eine AH-Truppe formiert hat, kommt ebenfalls ein positives Signal: "Wir würden diese Idee gerne unterstützen", heißt es von SCK-Vertreter Marcel Pancherz. Ebenso sagt Markus Küster, AH-Organisator beim FC Naurod: "Ein Pokalwettbewerb wäre eine gute Sache, wenn alles im Rahmen bleibt."

Klaus Jantz ist skeptisch

Für Vorstöße dieser Art zeigt man sich beim Fußballkreis Wiesbaden generell offen. Doch allzu viel Hoffnung, dass in Zukunft sich an der Situation etwas ändert, versprühen die Verantwortlichen nicht. Klaus Jantz, im Kreis für den AH-Spielbetrieb verantwortlich, ist skeptisch: "Ich habe schon zweimal die Vertreter der AH eingeladen, um über eine Pokal- oder Punktrunde zu sprechen. Doch 90 bis 95 Prozent der Vereine haben kein Interesse gezeigt", resümiert Jantz. Zuletzt hatte er einen Vorstoß vor rund fünf Jahren gewagt - ohne Erfolg.

Denn so reizvoll ein Wettbewerb aufgrund des sportlichen Konkurrenzkampfes sein könnte, so gibt es auch abschreckende Faktoren für einige Teams.

Faktor 1 - Verbindlichkeit: Zum Beispiel die Verbindlichkeit, die mit offiziell über den Verband angesetzten Spielen einherginge. Absagen wenige Tage oder gar Stunden vor Spielbeginn, die es im Freundschaftsspielbetrieb im AH-Bereich oft gibt, würden da direkt Geldstrafen nach sich ziehen. "Drei Tage vorher müsste offiziell abgesagt werden", erklärt Jantz.

Faktor 2 - "Aufgetunte" Teams: Wenn Wettbewerb herrscht, kann dieser auch verzerrt werden. Zum Beispiel, wenn ein Verein sich entschließen würde, plötzlich ein paar erfahrenere Spieler aus dem Aktivenkader ins AH-Team zu beordern, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Theoretisch sind sogar drei Spieler ab 32 Jahren einsetzbar. "Das wirkt sich natürlich negativ auf solch einen Wettbewerb aus, wenn da noch fitte Spieler gegen deutlich ältere Herren spielen. Die gewinnen dann und müssen sich dafür nicht mal anstrengen", weiß Michael Eckstein, Leiter der Pokalspielrunde im Rheingau-Taunus-Kreis.

So fällt in der aktuellen RTK-Pokalrunde ein Extrembeispiel auf: Bei den AH der Spvgg. Eltville standen im Pokal-Achtelfinale mit David Jung, Dennis Deider und Ali Naghsh drei im Saft stehende Mittdreißiger mit höherklassigem Format im Aktivenbereich auf dem Feld. Alles im Rahmen der Regeln. Doch beim chancenlosen Gegner TSV Bleidenstadt war man nach der 1:5-Pleite alles andere als glücklich. "Da haben wir uns ein Stück weit geärgert. Bei uns sind viele Spieler weit über 40. Gegen solch ein Team hatten wir keine Chance", blickt Bleidenstadts AH-Manager Thomas Schüßler zurück. Immerhin waren beide Teams wohl in der dritten Halbzeit auf Augenhöhe: "Die Eltviller haben für ordentlich Umsatz gesorgt", sagt Schüßler.

Faktor 3 - Binnenklima: Zusammen freundschaftlich kicken, nach dem Spiel gemeinsam klönen und das ein oder andere Hefeweizen mit dem Gegenspieler trinken, mit dem man sich noch kurz zuvor Zweikämpfe geliefert hat. Genau das wird bei den AH noch gelebt - die guten alten Zeiten eben. Doch würde das Miteinander leiden, wenn es plötzlich etwas zu gewinnen oder verlieren gibt? Das wäre für Markus Küster, AH-Organisator des FC Naurod, ein wichtiger Aspekt. Küster hat mit dem Aktivenbereich abgeschlossen - obwohl er dort eigentlich von der Klasse noch mithalten könnte und diese Spielzeit in der Kreisoberliga beim FCN ausgeholfen hat. "Man entscheidet sich bewusst für die AH und gegen den Stress und den Druck bei den Aktiven". Wichtig sei ihm, dass auch bei einer möglichen Pokalrunde im Vordergrund stehe, "entspannt in die Spiele zu gehen, hinterher Bier zu trinken und Spaß zu haben - und nicht, dass jeder nach dem Spiel sofort nach Hause geht".

Faktor 4 - Doppelbelastung: In einem Verein bei den Aktiven mangels Personal aushelfen, im anderen Verein bei den AH mitspielen. Diese Lösung könnte für den ein oder anderen Spieler nicht mehr praktizierbar werden, sobald man als AH-Spieler offiziell in Erscheinung tritt. Auch wenn im selben Verein Reserve und AH spielen wird an einem Wochenende wohl eine zu hohe Belastung sein.

Nichtsdestotrotz: Ein Pokalwettbewerb könnte eine realistische Lösung sein, um den AH-Spielbetrieb in Wiesbaden in der Endphase der Pandemie-Einschränkungen wieder ein wenig mehr Leben einzuhauchen. Auch der Wiesbadener AH-Beauftragte Klaus Jantz steht einem Wettbewerb nach wie vor aufgeschlossen gegenüber. "Um so eine Pokalrunde durchzuführen, braucht es mindestens zehn bis zwölf Teams", rechnet RTK-Pokalleiter Eckstein vor. Ein Blick auf die Internetseiten verschiedener Vereine in Wiesbaden zeigt: Eine solche Zahl an AH-Teams dürfte im Kreis eigentlich vorhanden sein.

FuPa will daher von Wiesbadens AH-Teams wissen: Wie steht ihr der Einführung einer möglichen Pokalrunde gegenüber? Würdet ihr daran teilnehmen wollen? Schreibt uns gerne eine Email mit Verein, Ansprechpartner und Kontaktdaten an fupa@vrm.de oder kontaktiert uns unter der Rufnummer 0152-04604258. Unser Portal könnte Anfragen bündeln und entsprechend an Klaus Jantz weitergeben. Alternativ kann man auch Klaus Jantz direkt über das elektronische Postfach des DFB kontaktieren.

Aufrufe: 022.2.2022, 06:00 Uhr
Philipp DurilloAutor