2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
"Es wird wieder bis zum Schluss ein Kampf werden," meint Gühl, der neue Neuried-Coach. F: Rutt
"Es wird wieder bis zum Schluss ein Kampf werden," meint Gühl, der neue Neuried-Coach. F: Rutt

"Abstieg wäre kein Weltuntergang" - Marco Gühl im Interview

Neurieds neuer Coach über den Weg des TSV

Der TSV Neuried ging rundum happy in die Sommerpause. Die zweite Mannschaft hatte den Abstieg am grünen Tisch abgewendet und die Erste flog nach einer unglaublichen Aufholjagd geradzu auf einer Welle der Euphorie. Trotzdem nahm Coach Davide Taurino den Hut und der junge Marco Gühl übernahm. Im Vorort-Interview spricht er über die Neuzugänge, Planung und Besonderheiten beim TSV Neuried.

Marco, nochmal Glückwunsch zum Klassenerhalt. Wie hast du das Saisonfinale in Neuried erlebt?

Das war natürlich ein spezielles Ende. Erst der unfassbare Lauf und der Klassenerhalt mit der ersten Mannschaft und dann haben wir mit der Zweiten am grünen Tisch auch die Liga direkt halten können. Es war schon abgefahren.

Ihr könnt also wieder für die Landesliga planen. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir haben schon ein paar Abgänge. Nico Höhne muss uns aus beruflichen Gründen verlassen, er hat einen neuen Job. Sein Abgang ist bitter, schließlich war er über Jahre eine Führungsperson bei uns. Wie wichtig er ist, sieht man unter anderem daran, dass er in dieser Saison tatsächlich 14 Tore erzielt hat, obwohl er eigentlich Innenverteidiger ist, es nach seiner Verletzung aber geschafft hat als Stürmer zurück zu kommen. Max Reid hat einer Art Bandscheibenvorfall, ihn werden wir wohl auch nicht vor Oktober einsetzen können, das muss erst einmal richtig ausheilen.

Auch Sebastian Hessenberger und Manuel Gleich werden bis Oktober fehlen, sie müssen im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum machen. Carl Weser nimmt die Möglichkeit wahr und geht zum SV Heimstetten in die Regionalliga. Das gönnen wir ihm alle. Maximilian Krüger zieht nach Wolfsburg und wird dort wohl Oberliga spielen. Die Jungs werden uns auf jeden Fall fehlen, aber bei uns ist es ja jedes Jahr so, dass wir einen kleinen Umbruch haben.

Ihr wart auch nicht untätig. Was sind eure Pläne für die neue Spielzeit?

Es wird wahrscheinlich wieder bis zum Schluss ein Kampf werden. Unser Ziel kann nur sein, die Liga zu halten. Wir wollen so viel Landesliga-Zeit mitnehmen, wie möglich. Was vielen immer noch nicht bewusst ist, ist dass man es ohne Geld auch im Amateurfußball nicht mehr leicht hat. Wir zahlen keine Prämien oder Gehälter, weshalb Spieler, die eine direkte Verstärkung sein könnten, oft nicht kommen. Ich hatte viele Gespräche, aber sobald es um das Thema Geld ging, waren die meist schnell beendet. Wir müssen uns in Kreisliga und Kreisklasse nach Spielern umsehen, die Potential für mehr haben. Diejenigen, die bei uns spielen, haben hier ihren Freundeskreis und sind da, weil ihnen die Mannschaft, das Umfeld und das Konzept des Vereins gefällt.

"Die Liga ist sehr interessant"

Ihr baut also auf Jungs aus der Umgebung und beweist das mit den drei Zugängen, Carlo Schick, Alexander Greisel und Thomas Meier, aus Gräfelfing erneut...

Es ist klar, dass ich mit Sicherheit der Buhmann in Gräfelfing bin. Schließlich waren alle drei wichtige Spieler für Gräfelfing. Thomas als bester Torschütze, Carlo als Identifikationsfigur und Leader und Alex als Gräfelfinger durch und durch der über die letzten Jahre nicht wegzudenken war dort. Wir freuen uns, den Burschen die Möglichkeit geben zu können, in nächster Umgebung auf hoher Ebene Fußball zu spielen. Mal schauen, was bei ihnen nach oben geht. Als Fußballer muss man an sich glauben und immer versuchen das Beste rauszuholen. Carlo und Alex hatten ja auch schon ihr erstes Spiel für uns und haben ihre Sache gut gemacht. Es fehlen zwar noch ein paar Kleinigkeiten und Automatismen, aber das ist am Anfang natürlich normal. Thomas hatte leider noch kein Spielrecht, aber alle drei haben wahnsinnig Bock, sind willig und sehr fleißig.

Runden diese drei Neuzugänge den Kader ab?

Phillip Niggl kommt aus Feldmoching zu uns, mit Ihm hatten wir schon vor einem Jahr gesprochen und nach seinem überstandenen Kreuzbandriss fehlt ihm natürlich noch etwas die Praxis aber er bringt uns auf jeden Fall weiter, fußballerisch wie menschlich. Dazu kommt Nicholas Simpson, er ist Student aus Australien, spricht zwar aktuell hauptsächlich Englisch, ist aber ein richtiger guter Kicker der als 18 Jähriger genau in unser Konzept passt. Außerdem ziehen wir mit Timon Kuko, Yusuf Aykac und Tobias Eggerer noch drei A-Jugendspieler hoch und das war es dann eigentlich auch schon. Es geht nicht nur darum, dass es nur fußballerisch passt, es muss vor allem auch menschlich stimmen. Leute die zu uns kommen, müssen sich mit dem Konzept des Vereins identifizieren können. Wir waren immer ein starkes Team mit einer großen Gemeinschaft, das hat uns als Truppe stark gemacht.

Du klingst recht optimistisch, geht ihr so auch die Saison an?

Die Liga ist sehr interessant, mit Simbach, Bogen, Traunstein, Wasserburg und Karlsfeld sind 5 neue Mannschaften dabei. Wir werden dieses Jahr genauso angehen, wie das Letzte. Mit dem Unterschied, dass wir vielleicht etwas erfahrener sind und zum Beispiel ein paar Elfmeter weniger gegen uns bekommen, denn das war schon extrem. Die Möglichkeit die Klasse zu halten, ist da. Wenn es ausgeht, wie vergangene Saison, unterschreibe ich das sofort.

In Deinem vierten Jahr beim TSV Neuried, gehst nun in deine erste Saison als Landesliga-Coach. Wie ist die Umstellung für dich?

Ich hab als Jugendtrainer beim TV Stockdorf damals, in der B- und A- Jugend meine ersten zwei Jahre Erfahrung als Coach sammeln können. Nachdem ich es noch einmal aktiv versucht hatte beim TSV Neuried als Spieler, dies aber nach dem vierten Kreuzbandriss schlussendlich aufgeben musste gab mir der Verein die Möglichkeit als Trainer der Zweiten Mannschaft. Nach zwei wirklich ereignisreichen und sportlich erfolgreichen Jahren in der Zweiten bin ich nun in der Landesliga gelandet. Ich kenne die Jungs und die Jungs kennen mich.

Dass ich in meinen jungen Alter Trainer werde, ist für Außenstehende ungewöhnlich, aber wir sind halt anders. Ebenso die Zusammarbeit mit Josip Hrgovic, der für viele aufgrund seines Rollstuhls gehandicapt vorkommen mag, fußballerisch und taktisch in meinen Augen deutlich mehr drauf hat als manch ein ehemaliger Profispieler, der meint im Trainerbereich tätig sein zu müssen. Wir kommunizieren viel und agieren mehr als Team, als klassisch wie Trainer und Co-Trainer.

Als der Verein mit der Idee auf mich zukam, hätte ich auch sagen können, dass mir das ein oder zwei Jahre zu früh kommt, aber das denke ich nicht. Ich schaue unserer Aufgabe positiv entgegen. Aber selbst wenn es dazu kommen würde, wäre der Abstieg auch kein Weltuntergang. Mit unserer A-Jugend, die in die Bezirksoberliga aufgestiegen ist und der Zweiten in der Kreisliga, haben wir einen tollen Unterbau im Verein, so werden wir auch langfristig oben bleiben. Den Klassenerhalt auf Biegen und Brechen zu erzwingen, ist nicht unser Weg.




Aufrufe: 026.6.2018, 12:28 Uhr
Moritz Bletzinger - Fussball-VorortAutor