2024-06-14T14:12:32.331Z

Spielbericht

Abschiedstore von Kapitän Gatzky und Co-Trainer Beyazal!

Im sonnigen Ensinger-Stadion gab es für den ASC Neuenheim seit seiner Landesliga-Zugehörigkeit wenig zu erben. Um so erfreulicher aus Sicht der Anatomen, dass und vor allem wie die Mannschaft von Trainer Alex Stiehl das letzte Saisonspiel in der Höhle der Löwen für sich entschied und mit dem 5. Tabellenplatz die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte schaffte.

Schon die akademische erste Viertelstunde gehörte den von Beginn an konzentriert und druckvoll aufspielenden Gästen. Die Partie stand zunächst ganz im Zeichen von ASC-Kapitän Boris Gatzky (Hauptfoto JW) in seinem letzten Spiel nach sieben erfolgreichen Neuenheimer Jahren. Nach seinem Feintuning-Pass in die Schnittstelle schoss Angreifer Patrick Schleich knapp über das Lattenkreuz (6.). Zehn Minuten später legte sich Neuenheims Achter den Ball zum Freistoß zurecht. Seine Körpersprache und Blickrichtung ließen darauf schließen, dass er den Ball auf die Kernzielgruppe seiner im Strafraum lauernden Kollegen schlagen würde.

Dies vermutete neben den Zuschauern wohl auch VfB-Torwart Lukas Jochim. Staunend musste er dann mit ansehen, dass Boris Gatzky das kühne Kunststück fertig brachte, aus ca. 35 Metern den Freistoß in den oberen Winkel zu zaubern. Zum Abschied sicher eines der schönsten von insgesamt 72 Toren, die der Kapitän in 167 Pflichtspielen als begnadeter, abschlusstarker Regisseur für "seinen" ASC Neuenheim geschossen hat (16.).

Auch die nächsten beiden Gatzky-Standards hatten es in sich. Der aufgerückte Innenverteidiger Lennart Junge verpasste die Hereingabe an den langen Pfosten ganz knapp (18.). Auch Jannik Oestreich hätte nach einem Gatzky-Freistoß fast das 2: 0 erzielt (25.). Mit Ugur Beyazal hinterließ in der 27. Minute auch der scheidende Co-Trainer seinen Abdruck in der Neuenheimer "Goal Hall of Fame". Nach klugem Zuspiel von David Kiefer verlud Ugur Beyazal einen Verteidiger und schlenzte den Ball mit all seiner Klasse unhaltbar ins entfernte Eck.

Der VfB hatte im ersten Durchgang nur eine Torchance, die der im Gegensatz zu manchen Teamkollegen sehr unternehmungslustige Torjäger Dennis Gerber frei vor dem wenig geprüften ASC-Torwart Dominik Sandritter verstolperte (25.). Die flexible Neuenheimer Edelkette mit der Goldbastion Dominik Räder und Lennart Junge sowie dem jungen "Flankengott" Philipp Knorn auf der linken und dem kampfstarken Jannik Oestreich auf der rechten Außenbahn hatte die VfB-Offensive bestens unter Kontrolle und trieb das Neuenheimer Aufbauspiel von hinten clever an.

Acht Minuten nach dem Wiederanpfiff des mit der fairen Partie keinerlei Mühe habenden Schiedsrichters Kevin Solert gelang Hannes Heist, der schon im Hinspiel zweimal getroffen hatte, nach furioser Vorarbeit von Dennis Gerber der überraschende Anschlusstreffer (53.). Erleichtert rief der Stadionsprecher: "Der VfB lebt!"

Doch seine Vorfreude auf die erhoffte Wende erstarb nach dem folgenden Neuenheimer Doppelschlag. Erst schlenzte Schlitzohr Patrick Schleich nach Flanke von ASC-Flitzer Stefan Berger und horizontaler Vorlage von Ugur Beyazal den Ball wunderbar zum 3 : 1 für die Gäste ins lange Eck (60.) - siehe Videopost auf ASC Facebook. Nach einem Strafraum-Foul am mobilen Unruheherd Stefan Berger ließ es sich Altmeister Ugur Beyazal nicht nehmen, den Elfmeter mit traumhafter Sicherheit zu verwandeln (62.) - siehe Videopost auf ASC Facebook.

Der berühmte St. Leoner Spargel schien nun geschält zu sein. Doch weit gefehlt. Der VfB bekam nun "die zweite Luft" und "bäumte sich auf", wie der VfB-Chronist schreibt, und kämpfte sich durch den eingewechselten Stefan Schneider (78.) und den von Kevin Oechsler verwandelte Strafstoß (90.) noch auf 3 : 4 heran. Doch letztlich bliebt es beim verdienten Sieg für die Mannschaft um den sich beruflich in die Schweiz verabschiedenden, stets vorbildlichen Langzeit-Kapitän Boris Gatzky.

Mit 43 Punkten und 53 : 34 Toren ist der ASC Neuenheim am spielfreien Finaltag am nächsten Sonntag nicht mehr vom 5. Tabellenplatz zu verdrängen. Auch für den Gastgeber VfB St.Leon wäre nach der fulminanten Rückrunde noch mehr drin gewesen als der 6. Platz. Doch mit der Meisterschaft und dem Aufstieg der von Stephan Anweiler trainierten VfB-Reserve in die Heidelberger B-Klasse und der Meisterschaft und dem Aufstieg der C-Junioren in die U 15-Landesliga hat der Verein seine Saison doch noch gekrönt. Zu diesem Doppel-Erfolg herzlichen Glückwunsch auch vom ASC Neuenheim!

Das letzte Spiel ist immer auch ein Abschiedsspiel. Kapitän Boris Gatzky (beruflich nach Zürich) geht ebenso von Bord des ASC-Flaggschiffes wie (alphabetisch) Co-Trainer Ugur Beyazal (Karriere-Ende), Nazmi Bulut (Verein unbekannt), Lennart Junge (ein Jahr nach Krakau), Jannik Oestreich (tritt kürzer) und Caner Tilki (DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal) - siehe Abschiedsvideo mit den Ansprachen von ASC-Präsident Dr. Werner Rupp, Jannik Oestreich und Boris Gatzky auf ASC Facebook!
Aufrufe: 027.5.2019, 17:00 Uhr
Joseph WeisbrodAutor