2024-06-14T14:12:32.331Z

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Seit August lebt der 16-jährige Elias Witt dank eines Fußball-Stipendiums in den USA, genauer gesagt in der Nähe Washingtons. Dort hat er die Möglichkeit sein Hobby weiter auf einem ordentlichen Niveau auszuüben und dabei eine Menge spannender Erfahrungen zu sammeln.
Seit August lebt der 16-jährige Elias Witt dank eines Fußball-Stipendiums in den USA, genauer gesagt in der Nähe Washingtons. Dort hat er die Möglichkeit sein Hobby weiter auf einem ordentlichen Niveau auszuüben und dabei eine Menge spannender Erfahrungen zu sammeln. – Foto: Darnell Marbury

Abenteuer Highschool-Fußball in den USA

Der 16-Jährige ehemalige Spieler von Orlen und Wehen Wiesbaden verbringt dank eines Fußball-Stipendiums ein Auslandsjahr in den USA

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Washington. Seit August lebt Elias Witt nun schon in der Kleinstadt Maryland vor der Toren Washingtons. Er lebt dort in einer Gastfamilie, besucht die örtliche Highschool, schaut sich College American Football Spiele an und lernt sich im Alltag in einem neuen Land und mit (teilweise) fremder Sprache zurechtzufinden. So weit, so gewöhnlich, für ein Auslandsjahr in den USA oder sonst irgendwo auf der Welt. Was den 16-jährigen Hessen jedoch von den meisten abenteuerlustigen Altersgenossen abhebt, ist, dass er dank eines Fußball-Stipendiums über den großen Teich fliegen konnte und so die Möglichkeit besitzt, einerseits seinem Hobby weiter nachzugehen, andererseits aber auch eine Menge spannender Erfahrungen zu sammeln. Im Interview mit uns spricht der ehemalige Spieler von SV Wehen Wiesbaden und Gonsenheim, wie er an das Stipendium kam, wie der Fußball-Alltag an einer Highschool aussieht, erzählt von seinen persönlichen Highlights, aber auch von seinen größten Herausforderungen bisher.

FuPa: Hallo Elias, seit wann bist du nun in den USA und hast du dich gut eingelebt?

Elias Witt: „Ich bin jetzt seit Anfang August hier und wohne bei einer Gastfamilie, die von der Schule organisiert wurde, weshalb auch ein Gastbruder von mir zur gleichen Schule geht. Eingelebt habe ich mich hier super, wofür auch das Büro für internationale Studenten verantwortlich ist. Dort haben wir eine Ansprechpartnerin, die sich um alles kümmert und immer für einen da ist, sowohl wenn es organisatorische Dinge zu erledigen gibt als auch bei privaten Sachen, was bei mir zum Glück noch nicht der Fall war.“

FuPa: Wie kam es zu der Entscheidung, in die USA zu gehen und wieso bist du genau an dieser Highschool?

Elias Witt: „Ursprünglich wollte ich erst nach dem Abitur in die USA zu gehen, auf der Suche nach Möglichkeiten an ein College-Stipendium zu kommen, bin ich dann auf Martin Zaluk gestoßen. Seine Agentur MZTA ist darauf spezielisiert, Fußballer mit Hilfe von Stipendien in die höchsten College-Fußballligen zu vermitteln. Als sich dann hier die Corona-Situation verschärft hat und kein Vereinsfußball mehr ausgeübt werden konnte, habe ich mir gedacht: „Warum nicht jetzt schon in die USA?“, und habe mit Martin Zaluk Kontakt aufgenommen. Dank meiner Noten und dem fußballerischen Niveau, auf dem ich bei der SG Orlen, Wehen Wiesbaden (U11-U13) und zuletzt Gonsenheim (U-15 Regionalliga) gespielt habe, habe ich das Stipendium dann letztendlich erhalten und durfte mir aus verschiedenen Highschools eine aussuchen. Ich habe mich für meine jetzige Schule entschieden, weil sie ein gutes Fußball-Programm hat und ich schon vor meiner Entscheidung mit der internationalen Abteilung der Schule ein Gespräch hatte, in dem mir die Abläufe hier erklärt wurden. Außerdem hat die Schule einen eigenen YouTube-Kanal, wo ich mir die Schule, samt Sportplätzen genau ansehen konnte. Was besonders cool ist, ist das neue Gym (Anm. d. Red.: zu dt.: Fitnessstudio), welches kurz vor meiner Ankunft hier eröffnet wurde. Das dürfen alle Schüler, unabhängig von der Sportart, die sie ausüben, jederzeit kostenlos nutzen.“

FuPa: Wie läuft eine klassische Highschool-Fußball-Saison in den USA ab?

Elias Witt: „An meiner Schule gibt es alle Sportarten, die man sich vorstellen kann. Jede Sportart hat seine eigene Saison, die immer zur gleichen Zeit im Jahr ist. Fußball findet parallel zu American Football im Herbst von Ende August bis Anfang November statt. Man spielt eine normale Saison gegen 15 andere Highschool-Teams wie in Deutschland auch, jedoch trifft man in der regulären Saison auf jedes Team nur einmal, es gibt also keine Rückrunde. Je nach Tabellenplatz qualifizierst du dich dann für die Play-Offs oder auch nicht. Die Play-Offs sind wie ein Pokal hier in Deutschland, der mit dem Achtelfinale beginnt und im KO-Modus ausgespielt wird. Dabei spielt beispielsweise der Erste der Abschlusstabelle gegen den Achten der regulären Saison, der Zweite gegen den Siebten, usw., also dein Tabellenplatz am Ende der Saison bestimmt gegen wen du später in den Play-Offs spielen musst. Bei uns in der Liga haben die besten Mannschaften, zu denen wir auch gehört haben, zudem das Achtelfinale übersprungen und sind erst im Viertelfinale ins Turnier eingestiegen. Das Team, welches die reguläre Saison auf einem höheren Rang abgeschlossen hat, hat zudem im Play-Off-Spiel immer das Heimrecht. Meine Mannschaft hat es dieses Jahr ins Halbfinale geschafft, dann war für uns leider Schluss. Mit unserem Ausscheiden war dann auch die Fußball-Saison an der Highschhool vorbei, die nächste beginnt erst wieder im kommenden August.“

FuPa: Das heißt das war es jetzt für dich in deiner Zeit in der USA mit Fußball? Hast du jetzt vor eine andere Sportart auszuprobieren?

Elias Witt: „Ich war bei den Basketball Try-Outs, aber habe mir danach überlegt den Ball doch lieber am Fuß zu lassen (lacht). Es gibt hier aber auch Vereinsfußball wie in Deutschland. Im Frühling möchte ich mich einem Team anschließen, in dem auch ein Kumpel von der Schule spielt. Die Anreise gestaltet sich schwierig, da ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eineinhalb Stunden zu jedem Training bräuchte, zum Glück hat mein Freund aber kürzlich seinen Führerschein gemacht und wird mich mitnehmen können. Bis dahin spiele ich, ebenfalls in einem Verein, Futsal.“

FuPa: Wie sah dein Alltag während der Fußball-Saison aus?

Elias Witt: „Der Morgen war immer gleich, also 6:30 aufstehen, dann mit dem Schulbus zur Schule und anschließend Unterricht. Wenn wir Training hatten, haben wir uns direkt nach Schulschluss auf dem Sportplatz getroffen und eineinhalb Stunden trainiert. Trainiert haben wir jeden Tag in der Woche, außer, wenn wir ein Spiel hatten, denn auch unsere Spiele fanden alle unter der Woche statt. Bei Heimspielen haben wir uns nach Schulschluss getroffen und zusammen zu Mittag gegessen. Dann hatten wir eine Teambesprechung und sind danach in eine ganz normale Spielvorbereitung mit Aufwärmen übergegangen. Wenn wir ein Auswärtsspiel hatten, sind wir, je nach Distanz zum Spielort, früher aus dem Unterricht entlassen worden und alle zusammen mit dem Bus zum Spiel gefahren.“

FuPa: Welches Standing hattest du als internationaler Spieler mit Fußball-Stipendium in deiner Mannschaft?

Elias Witt: „Von meinem Fußball-Stipendium wusste, soweit ich weiß, keiner außer dem Coach. Ich hatte dadurch aber keine Sonderrolle, musste wie alle anderen auch an den Try-Outs teilnehmen. Die Try-Outs sind zwei Tage am Anfang der Saison, an denen alle Schüler, die Lust haben, teilnehmen können. Alle Schüler heißt wirklich alle, also sowohl die Freshman (Anm. d. Red.: Ca. 14 Jahre alt), die gerade erst angefangen haben auf die Highschool zu gehen, als auch die Seniors (Anm. d. Red.: Ca. 18 Jahre alt), also die Schüler, die nach dem Schuljahr, im besten Falle, mit einem Abschluss von der Schule gehen. Die Try-Outs sind also eine Art Probetraining, bei dem die Coaches schauen, wer sich auf welchen fußballerischen Level befindet. Es gibt in jeder Sportart immer zwei Teams an jeder Highschool, ein Varsity Team, (Anm. d. Red.: Varsity ist eine Kurzform von „University“, also zu Deutsch Universität), in dem die leistungsstärken, zumeist auch älteren, Spieler kicken und ein JV Team (Anm. d. Red.: „Junior Varsity Team), also eine Art zweite Mannschaft, in der vor allem die Jüngeren spielen. Beide Teams spielen in ihrer eigenen Liga, ähnlich wie eine B- und eine A-Jugend, gegen jeweils andere Varsity- oder JV-Teams. Nach den Try-Outs haben die Coaches entschieden, dass ich fürs Varsity-Team spiele und zudem als Innenverteidiger eingesetzt werde, die gleiche Position, die ich zuvor auch bei Gonsenheim gespielt habe.“

FuPa: Was waren bisher deine größten Herausforderungen, im Fußball, aber auch privat?

Elias Witt: „Also fußballerisch gesehen, war es, dass ich mich wieder in einem neuen Team beweisen und mir den Stammplatz neu erkämpfen musste. Das habe ich auch geschafft, ich habe eigentlich jedes Spiel durchgespielt. Privat war eine große Herausforderung natürlich die Sprache. Ob du dich viermal die Woche im Unterricht mit einer Sprache beschäftigst oder jeden Tag, rund um die Uhr, ist einfach was Anderes, aber auch daran gewöhnt man sich schnell. Ebenso musste ich mir hier auch wieder ein neues Umfeld schaffen, also Freunde finden, was aber auch dank meiner Mannschaftskameraden und anderer internationalen Studenten sehr schnell geklappt hat. Auch das Schulsystem hier ist etwas anders, ich habe zwar auch Fächer wie es sie in Deutschland gibt, beispielsweise Mathe oder Geschichte, aber auch echt spannende Kurse wie „Forensic Science“, also quasi Kriminalwissenschaften, in denen wir Sachen über Tatorte und Beweise wie Fingerabdrücke lernen. Ein anderes Fach von mir heißt „High Intensity Training“, da trainieren wir unter Anleitung eines top ausgebildeten Lehrers in unserem eigenen Fitnessstudio.“

FuPa: Was waren deine persönlichen Highlights in der Highschool-Saison mit deinem Team?

Elias Witt: „Alles, die ganze Saison war eine echt coole Erfahrung. Das Zusammensein mit der Mannschaft, wie gemeinsam mit dem Bus zu den Auswärtsspielen fahren und auch das ganze Drumherum, also zum Beispiel, wenn die amerikanische Hymne vor dem Spiel abgespielt wird und alle hoch zur Fahne gucken. Ein Highlight war natürlich unser erstes Play-Off-Spiel. Wir haben dort gegen ein Team gespielt, gegen das wir in der Liga verloren hatten. Dieses Ligaspiel war leider eins von insgesamt zwei Spielen in der Saison, das ich verpasst hatte, weswegen ich zusätzlich motiviert war zu gewinnen. In den Play-Offs lagen wir gegen diese Mannschaft mit 1:0 hinten, haben es dann aber noch in die Verlängerung und anschließend ins Elfmeterschießen geschafft. Das haben wir dann für uns entschieden, wobei ich einen Elfer verwandelt habe. Im Halbfinale haben wir dann leider mit 0:1 verloren und sind aus den Play-Offs ausgeschieden, aber auch das war ein besonderes Spiel. Bei der Partie waren mit rund 70 Fans, laut unserem Trainer, der schon ganz schön lange an meiner Schule coacht, so viele Zuschauer da, wie noch nie in seiner Amtszeit. Alles in allem muss ich sagen, dass das Team mich einfach super aufgenommen hat und ich eine klasse Zeit mit den Jungs verbracht habe.“

FuPa: Wie ist das fußballerische Niveau an der Highschool im Vergleich zu deinen bisherigen Stationen in Wehen und Gonsenheim?

Elias Witt: „Man muss bedenken, dass in meinem Team hier nur Spieler von meiner Highschool spielen und das auch noch jahrgangsunabhängig. Dementsprechend war es nicht das gleiche fußballerische Niveau wie bei Wehen oder Gonsenheim, aber trotzdem war es nicht unterfordernd. Ich hatte viel Spaß mit meinem Team, wir, aber auch unsere Gegner hatten einige gute Kicker. Alles in allem muss ich sagen, dass das Niveau deutlich besser war, als ich es erwartet habe.“

FuPa: Siehst du Vorteile im amerikanischen Highschool-Fußball-System im Vergleich zum klassischen Vereinssport in Deutschland?

Elias Witt: „Ich finde es sehr cool mit seinen Klassenkameraden, die man täglich in der Schule sieht, zusammen Fußball zu spielen. Wir sitzen zum Beispiel beim Mittagessen in der Schule beieinander, machen aber auch privat viel zusammen und tauschen uns ständig über unsere letzten oder kommenden Spiele aus. Dadurch habe ich das Gefühl, dass wir als Team sehr eng zusammengewachsen sind. In Deutschland war es aufgrund der räumlichen Distanz zwischen Wohnort und dem Verein, in dem ich gespielt habe, schwieriger, privat Dinge zu unternehmen.“


Wie soll es für dich nach dem Auslandsjahr weitergehen? Hast du jetzt schon Pläne nach deinem Auslandsjahr noch einmal in die USA zurückzukehren, um dort Fußball zu spielen?

Elias Witt: „Im Juni 2022 kehre ich wieder zurück nach Deutschland, um hier mein Abitur zu machen. Mit dem Gedanken danach in die USA zurückzukommen und hier an einem College zu kicken, spiele ich schon, aber feste Pläne gibt es da noch nicht.“

Aufrufe: 028.12.2021, 15:00 Uhr
Tim StammAutor