Am 7. März trat der Tross des SV Wacker noch in bester Stimmung die Heimreise aus Aschaffenburg an. Der Einstand von Neu-Coach Leo Haas war geglückt, der SVW überzeugte beim 2:1-Sieg bei der heimstarken Viktoria. Mittlerweile wissen wir: Wenige Tage danach sollte nichts mehr so sein wie vorher! Der letzte Auftritt von Burghausen ist mittlerweile knapp vier Monate her, die Corona-Krise hat natürlich auch vor den Toren der Wacker-Arena nicht haltgemacht. Der Sportliche Leiter Karl-Heinz Fenk blickt daher eher skeptisch in die Zukunft: "Wir haben noch elf Spiele bis Mai 2021. Kommen wir gut aus den Startlöchern, wird es für uns bis dahin nur um die goldene Ananas gehen. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass hier eine Sache auf Biegen und Brechen künstlich am Leben gehalten wird. Und ob der geplante Ligapokal die große Lösung ist, das muss sich auch erst noch zeigen."
Fenk macht kein Geheimnis daraus, dass der Gürtel an der Salzach signifikant enger geschnallt werden muss: "Das Problem ist, dass viele Sponsoren sagen: Wir haben unseren Teil des Vertrags erfüllt und bis zum 30. Juni unsere Zahlungen für die Saison 2019/20 geleistet. Woher soll nun das Geld bis zum Mai 2021 kommen? Das wird eine riesige Herausforderung für uns." Und dann tätigt der erfahrene Funktionär noch eine bemerkenswerte Aussage: "Gehälter im vierstelligen Bereich wird es definitiv nicht mehr geben. Wir müssen und werden voll auf die Jugend setzen." Der Kader, der Coach Leo Haas zur Verfügung steht, wird zusammenschrumpfen. Neun Akteure haben bzw. werden in diesen Tagen den Verein verlassen - und das dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Da wäre zunächst die Frage: Wie geht`s mit Kapitän Philipp Maier weiter? Der 25-Jährige hat im April bekanntgegeben, dass er in der neuen Saison zum Ligarivalen nach Schweinfurt wechseln wird. Jetzt wird es aber erst 2021 eine neue Spielzeit geben. Wie verhält es sich also in der Causa Maier? "Philipp hat uns eigentlich mündlich zugesichert, die Saison bei uns fertig zu spielen. Jetzt geht er aber sofort nach Schweinfurt. Naja, was willst du machen?"
Matthias Stingl hat sich ebenfalls mit sofortiger Wirkung verabschiedet. Der 22-jährige gebürtige Niederbayer aus dem Landkreis Deggendorf geht für drei Jahre in die USA an die University of Massachusetts Lowell, wo er ein Stipendium erhalten hat. Im Nordosten der Vereinigten Staaten wird er Business Administration studieren und zudem für das College-Team UMass Lowell River Hawks auflaufen. Karl-Heinz Fenk dazu: "Schade, Matthias war ein sehr loyaler und verlässlicher Spieler, in den wir große Hoffnungen gesetzt hatten. Aber er hatte uns schon frühzeitig über seine Pläne informiert und wir wussten, wenn es mit einem Stipendium klappt, wird er uns verlassen."
Abwehrroutinier und Ex-Profi Christoph Buchner hat sich indes dem FC Töging angeschlossen. Der 30-Jährige hatte zuletzt immer wieder mit hartnäckigen Rückenproblemen zu kämpfen und war in der bisherigen Spielzeit nur zu sieben Einsätzen gekommen. "Christoph hatte mit Verletzungen zu kämpfen, zudem Familie daheim und will beruflich eine Weiterbildung in Angriff nehmen. Der Aufwand Regionalliga nebenbei ist ihm schlicht zu viel", erklärt Fenk. Anfang Juni hatten bereits Julien Richter (zur SpVgg Unterhaching) und Mathis Lange (zurück in seine Heimat Brandenburg) ihre Sachen gepackt. Muhamed Subasic hat jenseits der Grenze in Österreich bei Union Ostermiething eine neue sportliche Heimat gefunden. Alexander Mankowski wird sich einem Ligakonkurrenten anschließen, Keeper Ludwig Zech und Eymen Brahim wandern mit unbekanntem Ziel ab.
Demgegenüber leuchtet auf der Habenseite noch die Null auf. Einen Neuzugang können die Wackerianer noch nicht präsentieren. Das soll sich aber demnächst ändern: "Mit einem Neuen sind wir uns einig, das ist fast fix. Ein oder zwei weitere Neuzugänge sollen noch folgen, das war`s aber dann auch schon." Mitte Juli, spätestens Anfang August wollen die Burghauser laut Fenk in die Vorbereitung einsteigen. Der SV Wacker wappnet sich für einen langen Saisonendspurt, aus dem womöglich sehr schnell die Luft raus ist - und der damit auch für potentielle Sponsoren wenig attraktiv ist. Es gab schon unbeschwertere Zeiten an der Salzach.