2024-06-14T14:12:32.331Z

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F: Ostermann
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"36 Jahre kann man nicht abschütteln"

Odenkirchens Trainer Peter Schleuter spricht über seine Entscheidung, aufzuhören, Anfragen und die veränderte Einstellung der Spieler zum Leistungssport

Wer den Trainer Peter Schleuter verpflichtete, konnte davon ausgehen, sich damit auch den sportlichen Erfolg zu sichern. Mit Aufstiegen bis in die Oberliga, vielen Siegen bei Hallenmeisterschaften und vor allem der Deutschen Vize-Amateurmeisterschaft ist er unbestritten der erfolgreichste Trainer im Fußballkreis Mönchengladbach/Viersen.

Am Sonntag steht Schleuter zum vorerst letzten Mal beim Landesligisten Odenkirchen als Trainer in der Coaching-Zone. Kurt Theuerzeit sprach mit Schleuter über seinen Abschied.

Ist mit diesem Spiel für immer oder nur vorübergehend Schluss?

Schleuter Beide Optionen möchte ich mir offenhalten, denn einerseits hat ein Aufhören zum jetzigen Zeitpunkt zwar einen gewissen Charme, anderseits kann ich mir aber auch sehr gut vorstellen, meine Laufbahn noch um das eine oder andere Jahr zu verlängern.

Hat es denn schon Anfragen gegeben?

Schleuter Ja. Anfragen sind im Trainer- und Spielerbereich auch während der laufenden Saison nicht unüblich. Da diese Gespräche jedoch vertraulich sind, gehören sie nicht in die Öffentlichkeit.

Vor sechs Jahren haben Sie schon einmal eine Auszeit genommen. Haben Sie den Fußball vermisst, wie haben Sie diese Zeit genutzt?

Schleuter Das war anfangs gar nicht so einfach, vor allem wenn die Zeit der Vorbereitung beginnt oder die ersten Spiele anstehen, dann fängt es schon an zu kribbeln. Und man merkt, dass da etwas fehlt. Nach rund sechs Monaten hatte ich dann allerdings schon eine gewisse Distanz gewonnen. Dennoch kann man 36 Jahre Trainertätigkeit nicht mal soeben abschütteln, so leicht lässt einen der Fußball dann doch nicht los. Langeweile hatte ich allerdings keine, denn ich habe die Zeit für Hobbys wie Reisen, Bergwandern, Radfahren, vor allem aber für gemeinsame Unternehmungen mit meiner Familie genutzt.

Was ist von der langen Trainertätigkeit an positiven Eindrücken hängengeblieben?

Schleuter Das kann eine lange Geschichte werden, denn ich hatte das Glück, viele Erfolge feiern zu dürfen. Natürlich bot die Zeit beim Rheydter Spielverein und die kontinuierliche Weiterentwicklung von der Landesliga aus bis in die Oberliga und beinahe noch in die Zweite Bundesliga eine Fülle von unvergesslichen Highlights. Beim Lobbericher SC durfte ich nach dem Verbandsliga-Aufstieg die wohl fußballerisch stärkste Mannschaft in meiner Laufbahn coachen. Dazwischen lagen Oberliga- und Landesligazeiten bei Preußen Krefeld und beim 1. FC Viersen, die ich ebenfalls keinesfalls missen möchte. Bei der Spvg. Odenkirchen sind nun zweimal drei Jahre zusammengekommen. Beim ersten Mal haben wir uns vom potenziellen Abstiegskandidaten zu einem Spitzenteam gemausert. Diesmal führte der Weg von einem Abstiegsplatz in der Bezirksliga erneut in die Landesliga-Spitzengruppe.

Hat sich während Ihrer Tätigkeit ihr Arbeitsfeld als Trainer wesentlich verändert?

Schleuter Ich denke, dass sich in allen relevanten Feldern erhebliche Veränderungen ergeben haben. Hier liegt auch ein enormer Anreiz für den Trainer, der sich diesen Entwicklungen natürlich immer wieder neu stellen muss, dabei aber nicht allen pseudowissenschaftlichen Trends folgen sollte. Massiv verändert hat sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren die generelle Einstellung der Spieler zum Leistungssport. Es ist wesentlich schwieriger geworden sie zu Höchstleistungen zu motivieren, weil oftmals andere reizvolle Angebote dem entgegenstehen. Dieses Verhalten gilt es aber nicht zu kritisieren, da es sich um eine Folgeerscheinung unserer modernen Gesellschaft handelt. Es muss stattdessen zeitlich verstärkt in die Bereiche Mannschaftsführung und Teambuilding investiert werden. In diesem Zusammenhang ist der Trainer dann auch ganz besonders als Psychologe gefordert, der über ein möglichst umfangreiches Repertoire an Handlungsmöglichkeiten verfügen sollte.

Was werden Sie morgen nach dem Spiel machen?

Schleuter Ich werde mich hoffentlich über einen Sieg freuen können, meinem Nachfolger Thomas Bahr, der sicher anwesend sein wird, viel Glück wünschen und dann im Mannschaftskreis noch einen schönen Saisonabschluss feiern.

Aufrufe: 024.5.2014, 10:45 Uhr
Rheinische Post / Kurt TheuerzeitAutor