2024-04-30T13:48:59.170Z

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20 Menschen vom Wittekindshof bilden den FC Muckum II

Behinderung spielt keine Rolle. 20 Menschen vom Wittekindshof bilden den FC Muckum II. Am vergangenen Sonntag erlebten sie ihr erstes Spiel. Das Ergebnis ist Nebensache

"Seid ihr bereit?", fragt Maik Brands sein Team in der Halbzeit. "Ja, sind wir", schallt es lautstark aus der Kabine des Muckumer Sportplatzes. Sie sind heiß auf die zweite Halbzeit, obwohl die Mannschaft gegen den TuS Dünne II schon 2:7 hinten liegt. Klingt paradox, doch bei den Spielern des 20-köpfigen Teams vom FC Muckum II handelt es sich um Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren, die geistig eingeschränkt sind.

"Sie wollen Fußball spielen, und ich bin überglücklich, dass wir da helfen können", sagt Bernd Vienop, der Vorsitzende des FC Muckum. Die Kicker wohnen im sogenannten "SoLe-Bereich", einem ambulanten Wohnen. Dort leben sie in normalen Bünder Wohnungen, sind so im Bünder Alltagsleben integriert und werden von der Diakonischen Einrichtung Wittekindshof betreut. Leiter Maik Brands, der seinen Schützlingen den Fußballsport nahe bringen möchte, erklärt: "Wir haben über einen längeren Zeitraum in Sporthallen gespielt. Den Wunsch zu verwirklichen, bei einem Fußballverein unterzukommen war schwierig, weil viele Vereine Berührungsängste hatten. Der FC Muckum hat uns dagegen mit offenen Armen empfangen", freut sich Brands über den "tollen Kooperationspartner". "Wir haben hier selten Streit, man ist zu einem Team zusammengewachsen und alle fühlen sich im Verein sehr wohl und zugehörig", ergänzt er.


»Spieler sollen nicht als Behinderte wahrgenommen werden«


Er selbst sprang am Sonntag beim ersten Spiel gegen den TuS Dünne II als Trainer ein, weil der eigentliche Coach Birol Özkan urlaubsbedingt nicht dabei sein konnte. Seit April werden die Kicker wöchentlich von Özkan und weiteren ehrenamtlichen Trainern am Dienstag und Freitag trainiert. "Daraus ist ein eigenständiges Team entstanden, das als 2. Mannschaft gemeldet ist", freut sich Vienop. Jeder Spieler ist zudem Mitglied im Verein ist und besitzt einen Spielerpass. Und wenn es so weiter läuft, sollen in der Rückrunde Pflichtfreundschaftsspiele außer Wertung ausgetragen werden. Jetzt werden die Kicker aber erst einmal unregelmäßig auf dem Rasenplatz in Muckum Freundschaftsspiele austragen, als nächstes voraussichtlich im Oktober gegen den C-Ligisten TuS Volmerdingsen III. Vienop: "Wir wollen den Spielen einen offiziellen Charakter verleihen. Die Mannschaft soll dabei nicht als eine mit behinderten Spielern wahrgenommen wer-den." Aus diesem Grund fordert der Verein bei diesen Spielen auch einen Schiedsrichter vom Verband an.


"Ich versuche eine gute Beziehung zu den Spielern aufzubauen und es ihnen als Schiedsrichter nicht schwerer machen als es wirklich ist", sagt Lukas Homburg. Für den Unparteiischen war es am Sonntag das erste Spiel mit beeinträchtigten Menschen. Trotzdem pfiff der Löhner jegliche Regelverstöße ab, nahm es bei Kleinigkeiten aber nicht allzu genau. Denn es geht für die Spieler vor allem um Spaß im Spiel mit dem runden Leder.


"Schöner Spielzug", lobt Maik Brands seine Jungs nach einem Tor, das die Nummer 13 geschossen hat. Der Torschütze jubelte überschwänglich mit seinem Vorlagengeber, wurde aber nur wenige Minuten danach von Brands herausgewunken: "Es ist wichtig, dass hier jeder Spieler zum Zug kommt, egal wie seine Leistungen sind", begründete er seine Auswechslungen im Minutentakt. Das Spiel wirkte dennoch strukturiert, so dass Torchancen nicht selten waren. "Wir wollen geordnet spielen, jeder kennt dabei auch die Position und Aufgaben der Mitspieler", sagt Brands zusammen. Dass es am Ende deutlich mehr Gegentore als eigene Treffer waren, spielte keine große Rolle. Das Ergebnis war schließlich nebensächlich.

Aufrufe: 017.8.2016, 15:30 Uhr
Noah WedelAutor