2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Heiko van der Velden

1. FC Kleve: "Das The­ma Ro­te und Blaue ist raus"

Der Vor­sit­zen­de des 1. FC Kle­ve spricht über die Fu­si­on, die Pro­ble­me in der Co­ro­na-Kri­se und sei­ne Wün­sche.

Chris­toph Thys­sen ist seit 2011 Vor­sit­zen­der des 1. FC Kle­ve. Als er den Job an der Spit­ze über­nahm, be­fand sich der Fu­si­ons­klub in schwe­ren Ge­wäs­sern. Das In­sol­venz­ver­fah­ren lief noch. Der 45-Jäh­ri­ge, Pro­ku­rist bei der Volks­bank Kle­ver­land, hat es mit sei­nen Kol­le­gen im Vor­stand seit­dem ge­schafft, den Ver­ein wie­der auf Kurs zu brin­gen.

Thys­sen war als Fuß­bal­ler erst für den VfB und dann nach dem Zu­sam­men­schluss mit dem Sport­club für den 1. FC ak­tiv, ehe ein Kreuz­band­riss das Kar­rie­re­en­de be­deu­te­te. „Der Ver­ein hat viel zu mei­ner per­sön­li­chen Ent­wick­lung bei­ge­tra­gen. Jetzt kann ich ihm durch mein eh­ren­amt­li­ches En­ga­ge­ment et­was zu­rück­ge­ben“, sagt er im Ge­spräch mit der Rhei­ni­schen Post.

Herr Thys­sen, wie geht es dem 1. FC Kle­ve in der Co­ro­na-Kri­se?

CHRIS­TOPH THYS­SEN | Dem 1. FC Kle­ve geht es gut, auch wenn die Si­tua­ti­on, mit der ja al­le Ver­ei­ne zu kämp­fen ha­ben, na­tür­lich nicht leicht ist. Uns sind durch den Ab­bruch der Fuß­ball-Sai­son ei­ni­ge Heim­spiel-Ein­nah­men ent­gan­gen. Ei­nen Teil der weg­ge­fal­le­nen Ein­nah­men konn­ten wir durch In­an­spruch­nah­me der Co­ro­na-So­fort­hil­fe kom­pen­sie­ren. Aber auch die Übungs­lei­ter ha­ben uns un­ter­stützt, weil sie auf ei­nen Teil ih­rer Auf­wands­ent­schä­di­gung ver­zich­tet ha­ben. Ein gro­ßer Dank gilt un­se­ren Spon­so­ren, die in die­ser schwie­ri­gen Zeit treu zum 1. FC Kle­ve ste­hen. Das ist für mich ein sehr po­si­ti­ves Zei­chen und wich­tig, weil der Spiel­be­trieb der ers­ten Mann­schaft fast aus­schließ­lich über Spon­so­ren­gel­der fi­nan­ziert wird. Die Pla­nung der neu­en Sai­son wird durch die Co­ro­na-Pan­de­mie aber na­tür­lich er­schwert.

In­wie­fern?

THYS­SEN | Zum ei­nen fällt es schwer, neue Spon­so­ren zu ge­win­nen, die wir be­nö­ti­gen, weil bis­lang be­ste­hen­de Ver­trä­ge mit Geld­ge­bern aus­ge­lau­fen sind. Denn es weiß ja im Mo­ment nie­mand so ge­nau, wann die neue Sai­son be­ginnt und wie sie durch­ge­führt wird. Zum an­de­ren er­schwert die­se Tat­sa­che auch die Ka­der­pla­nung.

Wie weit sind Sie denn mit der Per­so­nal­pla­nung?

THYS­SEN | Fakt ist, dass uns sie­ben Spie­ler ver­las­sen wer­den. Zwei Neu­zu­gän­ge ha­ben wir schon ver­pflich­tet, zu­dem rü­cken zwei Spie­ler aus der ei­ge­nen Ju­gend auf. Wir wür­den ger­ne noch drei ge­stan­de­ne Ak­teu­re ho­len, die zu uns pas­sen. Doch un­ser Vor­stands­mit­glied Hans Noy, der sich mit Trai­ner Um­ut Ak­pi­nar um die Ka­der­pla­nung küm­mert, sagt, dass im Ge­gen­satz zu den Jah­ren zu­vor zu die­sem Zeit­punkt sehr we­nig Be­we­gung auf dem Spie­ler­markt ist. Wir ha­ben in un­se­rem Bud­get aber noch et­was Luft und sind des­halb bei dem The­ma re­la­tiv ent­spannt.

Wann glau­ben Sie denn, dass die neue Sai­son be­gin­nen wird?

THYS­SEN | Ich war vor ei­ni­gen Wo­chen ja noch skep­tisch, ob in die­sem Jahr über­haupt ge­spielt wer­den kann. Mitt­ler­wei­le bin ich zu­ver­sicht­lich, dass die Sai­son im Sep­tem­ber ge­star­tet wer­den kann.

Wenn nicht Mann­schaf­ten zu­rück­zie­hen, wird die Ober­li­ga-Sai­son mit 23 Teams ge­spielt. Des­halb soll es Über­le­gun­gen ge­ben, die Klas­se in zwei Staf­feln auf­zu­tei­len, wenn erst spät ge­star­tet wer­den kann. Was hal­ten Sie da­von?

THYS­SEN | Ich bin der Mei­nung, dass wir in ei­ner gro­ßen Li­ga spie­len soll­ten, wenn das ter­min­lich mach­bar ist, weil wir dann mehr Heim­par­ti­en und da­mit mehr Ein­nah­men ha­ben wür­den. Das müss­te auch bei ei­nem spä­te­ren Start ge­hen, wenn man die Win­ter­pau­se kür­zer aus­fal­len lässt und die Sai­son et­was ver­län­gert. Ich wür­de al­ler­dings nichts da­von hal­ten, wenn wir dau­ernd im Rhyth­mus Sonn­tag, Mitt­woch, Sonn­tag spie­len müss­ten. Da wä­re kei­nem mit ge­dient.

Wird beim 1. FC Kle­ve ak­tu­ell noch trai­niert?

THYS­SEN | Die ers­te Mann­schaft ist in die Som­mer­pau­se ge­gan­gen, an­sons­ten trai­nie­ren al­le Fuß­ball-Teams noch. Das ist auch gut so. Denn ich hal­te es ge­ra­de für Kin­der und Ju­gend­li­che wich­tig, dass sie jetzt den Sport wie­der als Aus­gleich ha­ben. Wir muss­ten da­für ein um­fang­rei­ches Hy­gie­ne­kon­zept auf­stel­len, auch für das Trai­ning un­se­rer an­de­ren Ab­tei­lun­gen Ka­ra­te, Ten­nis und Gym­nas­tik, die den Be­trieb eben­falls wie­der auf­ge­nom­men ha­ben. Es ist wich­tig für den Ge­samt­ver­ein, das wir auch ein Brei­ten­sport­an­ge­bot ha­ben.

Der VfB und der Sport­club ma­chen seit ge­nau 20 Jah­ren als 1. FC Kle­ve ge­mein­sa­me Sa­che. Hat sich die Fu­si­on aus­ge­zahlt?

THYS­SEN | Sie war auf je­den Fall der rich­ti­ge Schritt – al­lein schon, wenn man die In­fra­struk­tur sieht, über die wir am Bres­ser­berg mit der tol­len An­la­ge ver­fü­gen. Bei­de Ver­ei­ne la­gen doch nur 50 Me­ter aus­ein­an­der. Da wä­re es Non­sens ge­we­sen, sich nicht zu­sam­men­zu­schlie­ßen, auch wenn die Ri­va­li­tät zwi­schen den Klubs über Jahr­zehn­te ex­trem groß war.

Gibt es die­se Grä­ben zwi­schen den Ro­ten vom VfB und den Blau­en vom Sport­club heu­te noch?

THYS­SEN | Das The­ma Ro­te und Blaue ist raus. Der Ver­ein ist zu­sam­men­ge­wach­sen, wir sind der 1. FC Kle­ve und den­ken nicht mehr in blau oder rot. Die Ver­gan­gen­heit ist ab­ge­hakt, wir schau­en nach vorn.

Die In­sol­venz ist auch kei­ne Be­las­tung mehr?

THYS­SEN | Der Ver­ein ist fi­nan­zi­ell ge­sund, wir schrei­ben Jahr für Jahr in der Re­gel ei­ne schwar­ze Null. Mich in­ter­es­siert auch nicht, was ein­mal war. Und ich will mich auch nicht mehr da­mit be­schäf­ti­gen, wel­che Feh­ler in frü­he­ren Zei­ten ein­mal ge­macht wur­den. Ich wür­de mir nur wün­schen, dass dies über­all in der Stadt so wä­re.

Wie­so?

THYS­SEN | Es gibt, auch in Tei­len der Po­li­tik, im­mer noch Vor­be­hal­te ge­gen den 1. FC Kle­ve. Da­bei wird ver­ges­sen, dass es heu­te an­de­re han­deln­de Per­so­nen und an­de­re Kon­zep­te gibt als da­mals. Wir ha­ben nach dem ab­ge­wi­ckel­ten In­sol­venz­ver­fah­ren ei­nen Neu­an­fang ge­star­tet und ar­bei­ten so­li­de. Das muss, so fin­de ich, in der Stadt an­er­kannt wer­den. Doch es gibt im­mer wie­der Pro­ble­me.

Der 1. FC Kle­ve hat nach dem Auf­stieg jetzt das zwei­te Jahr in der Ober­li­ga hin­ter sich. Ist die­se Klas­se das Maß al­ler Din­ge?

THYS­SEN | Die Ober­li­ga ist die Klas­se, in der wir uns eta­blie­ren wol­len und die auch op­ti­mal zu un­se­rem Kon­zept für den Nach­wuchs passt. Wir ar­bei­ten bei der Ju­gend leis­tungs­ori­en­tiert und wol­len mög­lichst vie­le Ta­len­te auch über die zwei­te Mann­schaft an das ers­te Team her­an­füh­ren. Das ist schon in der Ober­li­ga schwer ge­nug und wä­re in der Re­gio­nal­li­ga un­mög­lich.

Was wün­schen Sie sich für die Zu­kunft des 1. FC Kle­ve?

THYS­SEN | Ich wün­sche mir, dass wir ei­ne fes­te Grö­ße in der Ober­li­ga wer­den, mit al­len Ju­gend-Teams in der Nie­der­rhein­li­ga spie­len, den Neu­bau der Ka­bi­nen um­ge­setzt be­kom­men und die Stadt das The­ma Tri­bü­ne ab­schließt. Das Sta­di­on am Bres­ser­berg ist ein Schmuck­stück. Wenn man sich ein­mal zu die­sem Bau ent­schlos­sen hat, dann muss man jetzt auch den letz­ten Schritt ma­chen.


Aufrufe: 027.6.2020, 12:30 Uhr
RP / Schwenk & OversteegenAutor