2024-04-30T13:48:59.170Z

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Noch eine Handvoll Spiele absolviert Sascha Polecki als Spielertrainer des TSV Gräfelfing.
Noch eine Handvoll Spiele absolviert Sascha Polecki als Spielertrainer des TSV Gräfelfing. – Foto: Oliver Rabuser

Anspruchshaltung von Coach und Abteilungsleitung differieren: Polecki zu ambitioniert für Gräfelfing

Trainerabgang im Sommer

Nach zwei Jahren ist im Sommer Schluss für Sascha Polecki als Trainer des TSV Gräfelfing. Nun vorzeitig das Handtuch zu werfen, kommt für Polecki nicht infrage.

Gräfelfing – Wie berichtet, teilte die Abteilungsleitung des Fußball-Kreisligisten ihren Entschluss dem 36-Jährigen am vergangenen Sonntag nach dem 3:0-Sieg im Kellerduell beim FC Rot-Weiß Oberföhring mit.

„Ich habe den Jungs gegenüber eine Verpflichtung und will sicher nicht das sinkende Schiff verlassen“, sagt der Coach, der seit einigen Monaten in Personalunion auch wieder das Tor der Wölfe hütet. Sein Ziel sei es nun, das abstiegsbedrohte Team dennoch zum Klassenerhalt zu führen. Überrascht habe es ihn nicht wirklich, dass sein Vertrag nicht verlängert wird, so Polecki. Zwischenmenschlich habe es mit der Abteilungsleitung über die Entwicklung der Jahre nicht mehr gepasst.

Darin liegt laut TSV-Abteilungsleiter Christian Stigloher nicht der Grund für die Trennung. Ebenso wenig habe diese etwas mit dem ausbleibenden sportlichen Erfolg zu tun, betont er und ergänzt, dass dem Coach die bislang schwache Saison am allerwenigsten anzukreiden sei. Bereits seit dem Winter gebe es aber bei den Entscheidungsträgern Überlegungen, den Vertrag mit Polecki, der bis vor wenigen Wochen selbst der Abteilungsleitung als Kassier angehörte, nicht zu verlängern. Selbst bei einer Rückrunde ähnlich der aus dem Vorjahr mit zahlreichen Punktgewinnen „hätten wir die Entscheidung so getroffen“, stellt Stigloher klar.

Vielmehr gehe es darum, dass die Anspruchshaltung von Trainer und Abteilungsleitung nicht kompatibel seien. Stigloher führt aus: „Eine Erfolgsorientierung ist bei uns aktuell fast nicht möglich, eine sportliche Zielsetzung der Abteilungsleitung wäre völliger Blödsinn. Es geht vor allem darum, wieder ein Vereinsleben aufzubauen.“ Da spiele der Umbau des Vereinsgeländes mit seinen ganzen Konsequenzen wie dem fehlenden Vereinsheim ebenso eine Rolle wie der Generationenwandel.

„Wir können ihm Erfolge kurz- bis mittelfristig nicht bieten. Dafür fehlt das entsprechende Spielermaterial“, sagt Stigloher und meint damit nicht die fußballerische Qualität, die er gerade den nachrückenden jungen Spielern der Jahrgänge 2002 bis 2004 definitiv bescheinigt. Selbst das Potenzial für die Bezirksliga sehe er – theoretisch. „Man muss aber einfach sagen, dass die junge Generation eine völlig neue Ansicht zur Thematik Amateurfußball hat“, sagt Stigloher. Als Beispiel nennt er Spieler, die nach dem Abitur zum Studieren in andere Städte ziehen. „Wir können aktuell keine Mannschaft bieten, in der alle Spieler regelmäßig zweimal die Woche ins Training kommen. Dann passt es nicht mit einem Trainer, der mit dem vollen Kader regelmäßig taktische Einheiten machen und bestimmte Spielformen einstudieren möchte.“ Kurz gesagt: Sascha Polecki sei zu ambitioniert für den TSV Gräfelfing in seiner aktuellen Verfassung.

Mit Problemen, mit einem derart niedrigen eigenen Erfolgsanspruch einen Nachfolger für den Trainer zu finden – sei es in der Kreisliga oder bei einem möglichen Abstieg in der Kreisklasse –, rechnet Stigloher nicht. „Das muss man einfach im Vorfeld klar kommunizieren.“ Gespräche mit möglichen Kandidaten habe es noch nicht gegeben, sagt der Abteilungsleiter. „Nur intern, wie wir uns das Profil vorstellen.“

Polecki hat damit nichts mehr am Hut. Er möchte im Optimalfall schon im Sommer als Trainer weitermachen – bei einem Verein, der von der Grundeinstellung besser zu seinem sportlichen Ehrgeiz passe. „Ich bin ein mehr als ambitionierter Mensch und ein leidenschaftlicher Fußballer. Ich hatte in den zwei Jahren als Trainer drei Fehltage und habe alles für die Jungs gemacht“, sagt der 36-Jährige, der laut eigener Aussage den Fußball liebt und lebt und für ihn fast alles machen würde. Daher ist er nicht nur offen für Trainerjobs, sondern auch für ambitionierte Vereine, die einen Torhüter suchen. Denn eines stellt er klar: Für Gräfelfing wird Polecki nach dieser Saison im Herrenbereich nicht mehr auflaufen. Der AH mit seinen „Spezln“ (Polecki) bleibe er bis auf Weiteres erhalten. (Michael Grözinger)

Aufrufe: 027.4.2023, 08:01 Uhr
Michael GrözingerAutor