2024-06-14T14:12:32.331Z

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Verzwickte Lage: Aber Jacobacci ist sich sicher, dass die Löwen zum Start „ein anderes Gesicht zeigen“.
Verzwickte Lage: Aber Jacobacci ist sich sicher, dass die Löwen zum Start „ein anderes Gesicht zeigen“. – Foto: sampics

„Als Erstes gibt der Kopf auf, nicht der Körper“ - Mental-Tricks können Löwen-Coach Jacobacci helfen

Kommunizieren, Gemeinschaftssinn schärfen, stark reden

Keine Chance, null Tore, null Punkte. Der blutleere Auftritt beim Mini-Turnier in Unterhaching hat gezeigt, dass Löwen-Trainer Maurizio Jacobacci (60) bis zum Drittliga-Start am 5. August gegen Waldhof Mannheim noch extrem viel Arbeit vor sich hat.

München – „Ich werde jetzt nicht in eine Depression reinfallen“, sagte der Italiener zwar äußerlich entspannt: „Wir haben noch zwei Wochen Zeit bis zum Start, dann werden wir ein anderes Gesicht zeigen. Da bin ich mir 100 Prozent sicher.“ Und dennoch: Gerade, weil der Umbruch mit 15 Abgängen und elf externen Neuzugängen schon jetzt gewaltig ausfällt, muss der Coach die zusammengewürfelten Löwen dringend zu einem funktionierenden Rudel formen.

Welche psychologischen Werkzeuge Jacobacci zur Verfügung stehen, um eine neu formierte Mannschaft schnell zusammenwachsen zu lassen, weiß Experte Matthias Herzog. „Das geht zum einen über Kommunikation“, sagt der Mentaltrainer unserer Zeitung. „Der Trainer hat die Möglichkeit zu sagen, passt auf: jetzt gibts einen Neustart! Egal, was in der vergangenen Saison passiert ist, das ist jetzt abgehakt und interessiert uns nicht mehr.“

Grüppchenbildungen vermeiden, Einzelgespräche führen, Ziele abstimmen und Spieler stärken

Zum anderen könne man im Sport auch vieles spielerisch lösen, beispielsweise über kleine Wettbewerbe im Training, die Spaß machen. An diesem Punkt setzte Jacobacci schon in der frühen Phase der Vorbereitung an – wenn auch auf die härtere Tour. Im Trainingslager ließ er mit Ex-Boxer Giovanni Jemma einen Motiviationsguru auf die Mannschaft los. Der ließ die Spieler im Kreis schattenboxen, schickte sie mit Liegestützen auf den Rasen.

Eine Art geschlossenes Über-die-Grenze-Gehen, um den Gemeinschaftssinn zu stärken. Elementar sei es laut Herzog zudem, Grüppchenbildungen zu vermeiden, Einzelgespräche zu führen und auch Persönlichkeitsanalysen zu erstellen. „Diese Dinge sind wichtig, um die gemeinsamen Ziele abzustimmen, Führungsspieler zu identifizieren und zu stärken“, erklärt der Experte.

Löwen-Trainer Maurizio Jacobacci gibt sich nach außen entspannt und versucht sein Team starkzureden

Immerhin das war bei den Löwen heuer nur bedingt nötig. Denn den neuen Kapitän Jesper Verlaat wählte die Mannschaft selbst. Dass neben den „alteingesessenen“ Marco Hiller (Vize), Tim Rieder und Albion Vrenezi auch ein Neuzugang (Marlon Frey) im Mannschaftsrat vertreten ist, sei besonders für Jacobacci wichtig. „Wenn ich als Spieler hochmotiviert zu einem neuen Verein komme und eine Führungsrolle übernehmen soll, das dann aber nicht entsprechend umgesetzt wird, kann das gefährlich sein in Bezug auf die Glaubwürdigkeit des Trainers“, sagt Herzog.

Gilt das auch für dessen Aussagen nach dem Turnier-Debakel von Unterhaching? Nein, beschwichtigt Herzog. „Nach außen hin muss der Trainer natürlich immer den Schein wahren. Nach dem Motto: „Ich bin total entspannt!“ Je mehr es in Richtung Saisonstart geht, geht es darum, das Team starkzureden. Als Erstes gibt immer der Kopf auf, falls es schlecht läuft, nicht der Körper.“

Angesichts des Absturzes in der Rückrunde sei der Umbruch deshalb auch ein Vorteil. Doch Herzog warnt: „Sollte die Mannschaft schlecht starten, könnte schnell die Stimmung kippen. Da würden sich alle denken: Jetzt machen die da weiter, wo wir letzte Saison aufgehört haben. Schöner Scheiß.“ (Johannes Ohr)

Aufrufe: 027.7.2023, 07:51 Uhr
Johannes OhrAutor