2024-05-02T16:12:49.858Z

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Torhüter Jakob Eller (links) und Christoph Taffertshofer (rechts) vom Fußball-Kreisklassisten SV Söchering in der Saison 2022/23 im Heimspiel gegen  die SG Oberau-Farchant am 5. November 2022.
Torhüter Jakob Eller (links) und Christoph Taffertshofer (rechts) vom Fußball-Kreisklassisten SV Söchering in der Saison 2022/23 im Heimspiel gegen die SG Oberau-Farchant am 5. November 2022. – Foto: Andreas Mayr

Alleine geht‘s nicht mehr: Söchering und Eberfing tun sich zusammen

Die nächsten beiden Vereine bilden eine Spielgemeinschaft

Die eigenen Personalbestände werden immer geringer: Daher haben sich der SV Söchering und der SV Eberfing dazu entschlossen, künftig gemeinsame Wege zu gehen.

Eberfing/Söchering – Acht Kilometer trennen die beiden Dörfer. In Sachen „Fußball“ gibt es künftig keine Grenze mehr. Der SV Eberfing und der SV Söchering schließen sich zu einer Spielgemeinschaft zusammen. Der Schritt, der unausweichlich war, wie beide Seiten betonen. Gewiss, die Initiative ging in diesem Fall von den Söcheringern aus, die nach einem Jahr mit nur einem Sieg und dem Abstieg aus der Kreisklasse zerbröckelten. Doch selbst Martin Plonner, der Abteilungsleiter in Eberfing, muss festhalten: „Auch uns geht es nicht gut. In zwei Jahren wäre es alleine gar nicht mehr gegangen.“ Mit der Fusion zur SG Eberfing/Söchering entgehen sie fürs Erste dem Schicksal des schleichenden Todes. Mit zwei Mannschaften – eine in der A-, die andere in der C-Klasse – starten sie in die neue Saison.

Nur noch zehn Spieler gaben in Söchering eine feste Zusage für die neue Saison

Die Bestandsanalyse der Söcheringer nach dem Abstieg offenbarte die traurige Realität. Nur noch zehn Fußballer sagten für die nächste Spielzeit fest zu. „Für uns war klar, dass es nur in einer Spielgemeinschaft weitergehen kann“, betont Ralf Nippraschk. Den Abteilungsleiter setzen sie als Sondierer ein. Neben Eberfing kamen weitere umliegende Klubs ins Spiel. Weil beide Vereine bereits in der Jugend kooperieren, sahen sie die Nachbarn als Ansprechpartner Nummer eins. Auch wenn der SVE weiter alleine durchgehalten hätte, sagt Plonner: „Wenn wir es jetzt nicht machen, beißen wir uns in zwei Jahren in den Arsch.“ In Eberfing nahm man genauso die gute Resonanz der Jugendlichen auf das gemeinsame Nachwuchsprojekt wahr. Warum also etwas künstlich trennen, das gerade am zusammenwachsen ist? Nach den ersten Gesprächen merkt Plonner an: „Es passt super. Menschlich ticken sie wie die Eberfinger. Die sind uns am ähnlichsten.“

Fußball-A-Klassist SV Eberfing (in blauen Trikots, hier Dominik Ehrenberg) in der Saison 2022/23 in der Abstiegsrunde im Heimspiel gegen SF Bichl am 23. April 2023.
Fußball-A-Klassist SV Eberfing (in blauen Trikots, hier Dominik Ehrenberg) in der Saison 2022/23 in der Abstiegsrunde im Heimspiel gegen SF Bichl am 23. April 2023. – Foto: Andreas Mayr

Zwischen den benachbarten Vereinen herrscht keine Rivalität

Trotz der Nähe verbindet beide Klubs keine alte Rivalität. Die Söcheringer hackelten sich früher mit den Habachern, die Eberfinger mit Marnbach. Dank der Jugendarbeit habe man schon ein wenig Vorlauf, sagt Ralf Nippraschk. In zwei, drei Jahren kommen die ersten Nachwuchskräfte heraus, die ihre ganzen Jugendjahre in der SG verbracht haben. Auf lange Sicht könne das ein Vorteil sein, erklärt Plonner. Weil Integrationsprozesse erheblich erleichtert werden. Nächste Woche klären beide Seiten bei einem gemeinsamen Treffen letzte Details. Unter anderem dürfte dann der neue Trainer vorgestellt werden, der laut Martin Plonner bereits zu 80 Prozent sicher ist.

Wenn jeder zu siebt oder acht rumhüpft, ist das auch nichts Gescheites.

Martin Plonner vom SV Eberfing

Mit dem Zusammenschluss hoffen beide Seiten, die Fußballkultur wieder aufleben zu lassen. Zuletzt quälte sich doch selten eine ganze Mannschaft auf dem Trainingsplatz. „Wenn jeder zu siebt oder acht rumhüpft, ist das auch nichts Gescheites“, sagt Martin Plonner. Alle Beteiligten freuen sich bereits auf Einheiten mit 15 bis 20 Mann. Auch das Eberfinger System, bei dem die Spieler selbst ein Training vorbereiten und leiten, dürfte gelegentlich zum Tragen kommen und für die nötige Gaudi sorgen. Damit das Vereinsleben an keinem Standort stirbt, finden die Ligaspiele in der A-Klasse im Wechsel auf beiden Plätzen statt.

Eberfing hätte zur neuen Saison seine Reserve-Mannschaft abgemeldet

Mit der Reserve installiert die neue Einheit zudem ein Reservoir für die Spaß- und Gelegenheitskicker in den Lagern. Das war beiden Akteuren extrem wichtig. Eberfing hätte nämlich seine zweite Mannschaft zur nächsten Saison abgemeldet. „Die Ü40-er sind nicht mehr scharf, jedes Wochenende spielen zu müssen.“ In Söchering wiederum gibt es eine Gruppe an Studenten und sonstigen Kickern, die beruflich stark eingespannt sind, aber trotzdem noch ein bisserl mitwirken wollen. „Sind alle da, ist das ein ordentlicher Pool an Spielern“, erklärt Ralf Nippraschk.

Integration ist wichtiger als sportlicher Erfolg

Auf sportliche Ziele verzichtet die Melange aus Söchering und Eberfing fürs Erste. „Alle sauber integrieren“ möchte Martin Plonner. Die SG Hungerbach nennt er als Paradebeispiel. Bereits nach der Sommervorbereitung traten die Huglfinger und Oberhauser als Einheit auf. Gewiss wolle man in die Aufstiegsrunde und auch ein Aufstieg „ist immer schön“, aber die Schritte davor wird niemand überspringen, betont der ewige Torjäger des SV Eberfing.

Rapider Niedergang beim SV Söchering hat die Verantwortlichen schockiert

In Söchering sind sie sowieso erst einmal heilfroh, dass es überhaupt weitergeht. Niemand habe mit einem derart rapiden Niedergang gerechnet. „Dass es so schnell ging, war schockierend“, sagt Ralf Nippraschk. Als Tiefpunkt nennt er die Spielabsage für die Partie beim TSV Bernbeuren, das habe er in all seinen Jahren bei der ersten Mannschaft nicht erlebt. Gewiss schmerzt das Aus von eigenständigen Mannschaften, das betonen beide Abteilungsleiter unisono. Doch die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, sagt Plonner. „Wir müssen uns im Kopf freimachen vom Vereinsdenken“, sagt Nippraschk. Die neue Realität ist angekommen. Und irgendwie freuen sie sich auch darauf. Ralf Nippraschk sagt: „Wir hatten von Anfang an ein gutes Gefühl.“

Aufrufe: 018.6.2023, 13:15 Uhr
Andreas MayrAutor