Rund 280 Zuschauer bekamen am Samstagnachmittag im Siegener Stadtteil Obersetzen ein wahres Spektakel zu sehen. Der Tabellenvorletzte SV Setzen empfing zum Kellerduell die SG Mudersbach/Brachbach, die nur drei Punkte vor dem Aufsteiger rangierte.
Nach 56 Minuten gingen die Gäste in einer ohnehin schon unterhaltsamen Partie mit 4:2 in Führung. Der amtierende Siegener A-Liga-Meister kämpfte sich aber zurück, verkürzte in der 78. Minute auf 3:4 und sorgte dafür für eine turbulente wie denkwürdige Schlussphase.
In der 90. Minute sprach Schiedsrichter Lukas Angermann aus dem Lüdenscheider Fußballkreis den Setzenern einen Strafstoß zu. "Etwas schmeichelhaft", wie Setzens Co-Trainer Tim Hermes in der "Siegener Zeitung" zugab. "Ich hätte den Elfmeter nicht gepfiffen", sah es sein Chef Maik Wolf in der "Westfalenpost" ähnlich.
Anis Soltani ließ sich dennoch nicht zweimal bitten und traf zum umjubelten 4:4-Ausgleich – doch damit nicht genug.
Mit dem letzten Konter der Partie konnte der eingewechselte Remzi Karabina von einem SG-Akteur nur mit einem Foul gestoppt werden. Zum zweiten Mal binnen wenigen Minute zeigte Schiedsrichter Angermann auf den Punkt. "Das war für mich eine klare Sache", so SV-Trainer Wolf.
Doch diesmal sollte Angermann gar nicht zur Ausführung des wohl spielentscheidenden Elfmeters anpfeifen. Nach dem Pfiff soll es wohl zu einer Rudelbildung gekommen sein, wodurch sich der Unparteiische dazu entschied, vorzeitig in die Kabine zu gehen. "Völlig unerklärlich", sagte Christian Scheuer, sportlicher Leiter der SG Mudersbach/Brachbach, in der "WP".
Im offiziellen Spielbericht schildert Angermann die Szenen wie folgt: "Der Spielabbruch erfolgte nach einer Strafstoßentscheidung für die Heimmannschaft. Daraufhin bildete sich ein Rudel, was sich nicht auflöste. Nachdem sich die Sache beruhigt hatte, wurde das Stopp-Konzept angezeigt. Der Gast hat sich dann versammelt und mitgeteilt, dass man das Spielfeld verlässt. Daraufhin erfolgte der Abbruch, auch weil ich das Ganze nicht fortführen wollte, da ich von Zuschauern und Spielern hart angegangen worden bin."
Die Entscheidung für den Spielabbruch sorgte sowohl auf Seite des SV Setzen als auch für die SG Mudersbach/Brachbach für Unverständnis. Wie die "Westfalenpost" berichtet, sollen Vertreter beide Vereine kurz nach Abbruch in der Kabine des Referees nach seinem Motiv nachgefragt haben. Dort soll ihnen der Einblick in den Spielbericht verweigert worden sein.
Setzens Trainer Wolf resümierte: "Den SV Setzen trifft keine Schuld. Wir waren am Abbruch völlig unbeteiligt und gehen davon aus, dass wir die Punkte zugesprochen bekommen." Wie der Fall nun wirklich ausgeht, wird das Bezirkssportgericht entscheiden müssen.