2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hat bisher vor allem Jugendmannschaften trainiert: Ab der nächsten Saison übernimmt Simon Ollert – zweiter gehörlose Fußballprofi – beim 1. FC Penzberg das Traineramt.
Hat bisher vor allem Jugendmannschaften trainiert: Ab der nächsten Saison übernimmt Simon Ollert – zweiter gehörlose Fußballprofi – beim 1. FC Penzberg das Traineramt. – Foto: ANDREAS MAYR/ARCHIV

FC Penzberg: Ex-Haching-Profi Simon Ollert wird der neue Coach beim FC

Die Mannschaft soll „befreit aufspielen und Fehler machen dürfen“

Der FC Penzberg verkündete den neuen Trainer für die kommende Saison. Simon Ollert wird das Steuer übernehmen. Der 25-Jährige übernimmt von Martin Wagner.

Penzberg – Manchmal ist es ein kleiner Moment, der einen packt und nicht mehr auslässt. Genauso ging’s Fotios Roumbos aus der Sportlichen Leitung beim 1. FC Penzberg nach dem Gespräch mit seinem neuen Trainer vor einigen Wochen. Zwei Stunden sprachen sie. Obwohl die Penzberger davor und danach mit anderen profilierten Coaches verhandelten, habe ihn dieses Tête-à-Tête nicht mehr losgelassen.

Vorige Woche nun haben sich beide Seiten auf ein langfristiges Engagement verständigt: Simon Ollert, früher Profi in Unterhaching und der erst zweite gehörlose Kicker im Bezahlfußball, übernimmt den Bezirksligisten. Er tritt die Nachfolge von Martin Wagner an, der nach der Saison aufhört.

Die Karriere als Spieler hat Ollert (25) voriges Jahr offiziell beendet. Als Botschafter der Inklusion organisiert er seit Jahren Fußballcamps für Gehörlose daheim im Ammertal. In München hat er einen inklusiven Klub gegründet. Als Individualtrainer betreut er Kicker, die es nach oben schaffen wollen. Parallel begann er seine Trainerkarriere. In Pfeffenhausen (Landkreis Landshut) übernahm er Anfang 2021 seine erste Männer-Mannschaft, die nach dem Corona-bedingten Abbruch in die Kreisklasse abstieg. Weil er aber wenig später auch ein Angebot vom FC Ingolstadt (Co-Trainer der U15) annahm, hörte er nach stressigen Monaten in Pfeffenhausen auf. Wochenlang stand er durchgehend von Montag bis Sonntag auf dem Platz. Zur Rückrunde übernahm er die C-Jugend in Bayerns höchster Klasse mit einem weiteren Assistenten. Was er mitgenommen hat: „Grundsätzlich spielt es keine Rolle, ob man im Jugendbereich oder Herrenbereich als Trainer arbeitet. Wichtig ist nur, dass jeder Trainer authentisch und seinen Prinzipien treu bleibt.“

Deshalb sind sie in Penzberg auch bereit, einen 25-Jährigen an die Seitenlinie zu stellen. Ollerts Idee vom Fußball stellt einen Kernbegriff ins Zentrum: Mut. Die Mannschaft soll „befreit aufspielen und Fehler machen dürfen“. Genauso will er Geschlossenheit und Respekt vor Gegnern wie Schiedsrichtern lehren. Besonders die ehrliche Art der FCP-Führung habe ihm imponiert, sagt Simon Ollert. „Ich habe gemerkt, dass sie den Verein nach vorne bringen wollen, ohne verrückte Dinge zu machen.“

In Penzberg schätzen sie vor allem seine „Fachkenntnis und neuen Ideen“, wie Klubchef Joachim Plankensteiner sagt. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 019.5.2022, 07:49 Uhr
Andreas MayrAutor