2024-05-08T14:46:11.570Z

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Gewohntes Bild: Ferdinand Brauchle bejubelt einen seiner bisherigen neun Saisontreffer. Mit dem WSV Unterammergau will der Stürmer bis zur Winterpause kein Spiel verlieren.  Andreas Kögl
Gewohntes Bild: Ferdinand Brauchle bejubelt einen seiner bisherigen neun Saisontreffer. Mit dem WSV Unterammergau will der Stürmer bis zur Winterpause kein Spiel verlieren.  Andreas Kögl

Torjäger Brauchle: Ein Außenverteidiger schießt Unterammergau an die Spitze

Er war einst Verteidiger - doch ihn zog es immer nach vorne: Er wollte Tore schießen. Nun tut er es. Für seinen Traum-Verein. Ferdinand Brauchle (24) hat mit neun Treffern maßgeblichen Anteil am Erfolg des WSV Unterammergau, der eben nicht nur mit einer Top-Defensive, sondern auch mit einem torgefährlichen Mann besticht.

Unterammergau – Lange war Torsten Kurz nicht Trainer in Unterammergau. Aber von einer seiner Innovationen profitieren die Fußballer bis heute. Als Florian Schleichers Karriere nach einer schweren Verletzung ihrem Ende entgegenschritt, stellte der Coach seinen Außenverteidiger in den Angriff. Der war groß, schoß ziemlich hart und hatte schon in der Jugend eine seltsame Gabe, zum passenden Zeitpunkt vor dem generischen Tor aufzutauchen. In Ferdinand Brauchle schlummerte ein Stürmer. Das hatte davor nur keiner erkannt. Seit drei Jahren führt er die Offensive des WSV Unterammergau. In jeder Saison ist der Altenauer ein bisschen gefährlicher geworden. Und sein Team ein bisschen besser. Nach dem A-Klassen-Aufstieg sowie einem sorgenfreien ersten Jahr in der Kreisklasse, überrascht der WSV in dieser Spielzeit mit Rang eins. Es ist kein Zufall, dass Brauchle die Torschützenliste anführt. „Man kann sich nicht beschweren über neun Treffer“, sagt der 24-Jährige.

Sein Bauch hat es ihm schon immer zu erklären versucht: Angreifen macht mehr Spaß als Verteidigen. In den Anfangsjahren sei das Leben als Außenverteidiger okay gewesen. „Aber umso länger ich dort gespielt habe, desto mehr hat’s mich genervt. Ich wollte immer vor.“ Als größte Stärke bezeichnet er seinen Riecher. In den entscheidenden Szenen „denke ich nicht viel nach, das haut meistens hin“. An seinem Stil hat er nichts geändert. Fitness braucht es in der Kreisklasse. Damit hat Sebastian Kleiner ohnehin das gesamte Team ausgestattet. Selbst im Winter, in der fußballfreien Zeit, raufen sich die Unterammergauer zusammen, steigen gemeinsam in Tourenski auf die Berge. „Wir sind viel unterwegs.“ Beim WSV hat Brauchle Freunde gefunden. Sobald andere Vereine anfragen, ob er sich denn einen Wechsel vorstellen könnte, erzählt er von der Gemeinschaft und den Spezln. Dem Vernehmen nach hat der halbe Landkreis bereits angeklopft. „Warum sollte ich woanders hingehen?“, fragt Brauchle. Vorige Saison begann tatsächlich das große Grübeln. Doch der Stürmer blieb. „In Unterammergau fühle ich mich wohl, es passt alles.“

Die Ammertaler haben ihn am Ende der Jugendzeit gut aufgenommen. Eigentlich wollte er daheim in Altenau spielen. „Das war mein Traum.“ Doch der TSV hatte sein Fußball-Team abgemeldet. Als Optionen verblieben Unterammergau und Bad Kohlgrub. Die JFG-Kollegen Christian Kolb, Anton Speer, Lorenz Noll und Simon Stumpfecker zog es zum WSV. Mit denen hatte sich Brauchle angefreundet. Selbst sein guter Spezl Michael Meditz, der nach Kohlgrub abwanderte, riet ihm: „Mach’, was sich besser anfühlt.“ In Unterammergau trainierte mit Peter Wagner zudem Brauchles ehemaliger Jugendcoach. Schon im ersten Jahr baute der „Pit“ auf seine Talente. „Das war ein Vorteil.“ Heute bilden sie eine große Gemeinschaft, die sich neben dem Platz trifft und auf dem Feld „füreinander beißt“. „Das zeichnet uns hauptsächlich aus.“

Am Anfang der Erfolgssträhne beschäftigte sich beim WSV niemand ernsthaft mit dem Thema Aufstieg. Mittlerweile ist es aber schon so weit gekommen, dass die Ammertaler in der Kabine witzeln. „Wir sagen: Am Ende geht’s in die Relegation gegen Uffing“, verrät Brauchle. Aber vorerst bleibt’s bei den Frotzeleien. Bis zum Winter möchte der Altenauer kein Spiel mehr verlieren. Er prognostiziert: „Als Erster gehen wir schon in die Pause.“

Aufrufe: 023.10.2019, 20:00 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Andreas MayrAutor