2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht

Wer hätte das gedacht?

„Spielt ihr heute Kleinfeld?“, fragt Sascha neben Inge vorm Sportheim in Brennet sitzend und die Sonnenstrahlen genießend. Man konnte fast meinen er hätte recht. Satte 8 Mann kamen zum Treffpunkt, der Rest hatte versprochen direkt zu fahren. Urs, der heute ohne Betreuer auskommen muss, hat vermeintlich alles eingepackt, sodass wir uns frohen Mutes auf den Weg nach Laufenburg machen können. Dort angekommen inspizieren wir zunächst den Rasen im Waldstadion, denn schließlich ist noch genügend Zeit und die Mannschaft nicht vollzählig. Just in diesem Moment schlendert Wayne und kurz darauf Faruk auf das Gelände. Es wird noch schnell die Lunge geteert, bevor es in die Kabine geht. Ich schleppe die etwas unhandliche, blaue Musikbox durch den Gang und bewundere die Bilder an der Wand. „Eine Art Vereinschronik, durchaus gut gemacht. Und sogar Mogge hat seinen Platz gefunden.“, denke ich so vor mich hin. Dass sowohl Mogge nicht dabei sein kann, als auch die Tatsache, dass die Musikbox heute stumm bleiben wird, wirkt dabei fast ironisch. Und noch ein paar weitere Neuerungen darf ich feststellen: neue Türen, neue Sanitäranlagen und ein neuer, leichter Duft von Essen, der hungrig macht. Ziemlich viele Neuerungen seit meiner Zeit beim SV 08; wer hätte gedacht, dass ich mal mit der Sportvereinigung Brennet-Öflingen in einer Liga mit Laufenburg spiele? „Wo ist denn die Tasche mit den Trikots?“, frage ich hungrig und lasse meinen Blick in die Runde schweifen. Peinliches Schweigen und fragende Blicke wohin man schaut. „Jetzt wissen wir, was wir vergessen haben.“, lacht Bernd, der sich kurze Zeit später erst im Klaren sein wird, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Halb so wild, unsere zahlreichen Zuschauer waren noch in Brennet und bringen die blauen Leibchen mit. Schiedsrichter Ralf Brombacher versichert, die Begegnung etwas später anzupfeifen. Die Besprechung kann beginnen und Urs verkündet die Aufstellung samt Plan für die Begegnung. Ersteres ist gar keine Überraschung, schließlich sind wir nur durch die Unterstützung von Patrick und Ahmad aus der 2. Mannschaft überhaupt 14 Mann. Dies nicht zum ersten und – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – nicht zum letzten Mal. An dieser Stelle ein riesen Kompliment von unserer Seite! Das verkürzte Aufwärmen spiegelt danach die gesamte letzte Trainingswoche wider: viele Fehler, niedrige Konzentration und wenig gelungene Aktionen. Nachdem der dritte lange Ball auf die Außenposition zum Flanken über den Schlappen gerutscht ist, wendet sich Bernd zu mir und meint: „Also wenn wir heute hier gewinnen, dann wäre das eine Frechheit.“ Und genau so gehen wir ins Spiel: frech! Auch der frühe 0:1-Rückstand vermochte uns nicht aus der Bahn zu werfen. Ganz im Gegenteil, es wirkt fast so, als würde dem SV 08 die leichte Führung nicht guttun. Kämpferisch und niemals aufgebend gewinnen wir Zweikampf um Zweikampf und suchen im direkten Gegenzug den Weg nach vorne. Neudeutsch nennt man das – glaube ich – Umschaltspiel oder einfach gesagt kontern. Mit einer Balleroberung und einem Querpass im Mittelfeld erspielen wir uns Raum und Zeit für mehrere Angriffe, die bei etwas mehr Abschlussglück zu einer höheren Halbzeitführung als 2:1 hätte reichen können. Auf der anderen Seite vereitelt Super-Ute mit einer Grätsche in allerletzter Sekunde den 2:2-Ausgleich. Halbzeit und Verschnaufpause bei sehr frühlingshaften Temperaturen. Vielleicht sind wir zu sehr mit trinken beschäftigt gewesen oder haben den Pfiff schlichtweg überhört, auf jeden Fall kommen die Brenneter auch zur zweiten Hälfte mit leichter Verspätung. Am Spiel an sich ändert sich nicht viel, außer dass wir uns teilweise tief in die eigene Hälfte drängen lassen. Doch immer ist ein Bein dazwischen oder Elvis in letzter Instanz ein sicherer Rückhalt. Spätestens als dieser den Ball in einer Eins-gegen-Eins-Situation sicher festhält, ertappe ich mich beim gedanklichen Dreschen von Phrasen: „Wenn man solche Situationen übersteht, kann man nur gewinnen. Fußball ist Kopfsache. Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“ Das Bezirksliga-Phrasenschwein würde gemästet werden. Dass der Kopf einen erheblichen Einfluss hat, sieht man spätestens beim 3:1. Gedanklich schneller und einfach cleverer verwandelt Bernd einen Freistoß direkt während die Hintermannschaft des Heimteams noch unsortiert ist. Der Jubel ist grenzenlos, denn 10 Minuten vor Schluss wirkt die Zwei-Tore-Führung wie die Vorentscheidung. Tatsächlich bringen wir das Resultat über die Zeit und belohnen uns für eine couragierte und aufopferungsvolle Leistung mit 3 eminent wichtigen Punkten. Wer hätte gedacht, dass wir mal mit der Sportvereinigung Brennet-Öflingen in einer Liga mit Laufenburg spielen und auch noch beide Spiele gewinnen?! Unter Applaus der eigenen Zuschauer gehen wir zum gemütlichen Teil über und gönnen uns den ein oder anderen Hopfensaft zur Belohnung. Bei immer noch sehr warmen Temperaturen scheint die Aufregung und Spannung des heutigen Spieltages endgültig abzufallen. „David, du bist ja bei mir mitgefahren, gell? Also dann fährst du uns in meinem Auto heim!“, Trainer Urs Keser zu unserem jüngsten Spieler David Heinz. Urs öffnet sich noch eine große Hülse.
Aufrufe: 09.4.2018, 17:09 Uhr
Marco GoetzAutor