2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Echte Gefühle: Die Kreisliga wird auch in diesem Jahr das ganze Spektrum zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt bieten. F: Zink
Echte Gefühle: Die Kreisliga wird auch in diesem Jahr das ganze Spektrum zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt bieten. F: Zink

Wenn Thomas Diem den modernen Fußball probt...

... und Manuel Bergmüller als Trainer "cool aussieht": Eine Bestandsaufnahme zum Auftakt der Kreisliga Nürnberg/Fürth

Verlinkte Inhalte

Ab diesem Wochenende rollt auch in Nürnberg und Fürth wieder der Ball. Wir haben uns mal ganz ungezwungen in der höchsten Liga des Kreises umgehört und ein paar Geschichten gehört, über schlafende Trainer, Autokorso und die Abschaffung des Libero.

Ein Laktattest? Momentan vielleicht keine gute Idee, sagt Serdar Dinc. Der Trainer des SC Germania schlägt vor, damit vielleicht noch zwei Wochen zu warten. Dabei waren sie sogar im Trainingslager in Tschechien. Absolut perfekt waren diese drei Tage, sagt Dinc, vor allem aber für das, was man gemeinhin Mannschaftsgeist nennt. Die Disziplin hat auch gestimmt, sagt Dinc — vor allem aber bei den Spielern. Den Waldlauf, der an einem Morgen für 7 Uhr angesetzt war, verschlief nur: der Trainer. Fünf Minuten Verspätung und alle waren schon weg. Dinc findet das gut. Weniger gut war die abgelaufene Saison. Germania startete als Favorit und kam unter ferner liefen ins Ziel. Dem Selbstvertrauen hat das nicht geschadet: „Ich könnte ja sagen, dass wir besser sein wollen als letztes Jahr“, sagt Dinc, „aber das wäre zu einfach. Die Plätze vier, fünf oder sechs sind absolut realistisch.“

Die Sache mit der Taktik war Markus Mühling immer wichtig, sehr wichtig sogar. Sein Verständnis für diesen Fachbereich hat den Trainer sogar bis in die Bayernliga gebracht, wo er bei der DJK Ammerthal den tatsächlich hochklassigen Fußball hat kennenlernen dürfen. Jetzt ist er zurück in der Kreisliga, die Taktik, sagt er, soll man nicht überbewerten. „Davon bin ich kuriert“, sagt Mühling. Beim FC Stein will er erst einmal dafür sorgen, dass die Fitness stimmt. Der Rest, sagt Mühling, kommt dann schon. In der Vorsaison kam da in Stein allerdings nichts, relativ chancenlos verabschiedete man sich aus der Bezirksliga. Immerhin: Mühlings Schuld war das nicht, er kam erst in den Waldsportpark, als fast alles schon verloren war. Ein festes System soll es im neuen Jahr nicht geben: „Wir müssen ja immer schauen, wer überhaupt da ist“, sagt Mühling. Aber oben mitspielen wollen sie schon, sagt er. Genau festlegen mag er sich nicht — gute Taktik, eigentlich.

Schonend gehen sie nicht um mit ihrer Jugend bei der Deutschen Jugendkraft Eibach. Dabei sind sie eigentlich sehr froh, dass sie — anders als andere Vereine — noch eine funktionierende Jugendabteilung haben. Aber dann kommen diese jungen Spieler zu den Erwachsenen und müssen plötzlich leiden in der Kreisliga. Vor kurzem haben sie sich erst in der Relegation ein weiteres Jahr in einer Liga gesichert, die Trainer Christian Hüttl als „prädestiniert“ für die DJK Eibach erachtet. Höher, sagt er, geht es nicht, weil sie in Eibach eben selten einen von außerhalb dazu holen und stattdessen ehemalige Jugendspieler einbauen. Vier sind es in diesem Jahr, die es zumindest in den Dunstkreis der Ersten geschafft haben. Was dann möglich ist? Hüttl seufzt. Ein Jahr ohne Abstiegssorgen bis in den Sommer hinein würde ihm schon genügen. Um das zu schaffen, haben sie diesmal in der Vorbereitung „neue Reize“ gesetzt und vor allem den Spielaufbau und den Torabschluss trainiert. Läuft ganz gut, sagt Hüttl.

Thomas Diem genießt nun die Ruhe bei der Spielvereinigung Nürnberg. Schön, sagt er, ist es, zurück in der Kreisliga zu sein. Dabei ist er in die vergangene Saison noch als Landesligatrainer in Seligenporten gestartet, es schien ein Karrieresprungbrett zu sein. Es lief auch ganz gut für Diem, aber irgendwann „war es einfach sehr unruhig“. Es ist eine nette Umschreibung für die Zusammenarbeit mit Dieter Rebel. Irgendwann musste Diem gehen und freut sich inzwischen darüber. Bei der Spielvereingung ist alles ein bisschen gemütlicher, „da gibt es nicht jedes Jahr so große Veränderungen“, sagt Diem. Für die größte hat er in der Vorbereitung gesorgt: Die Spielvereinigung startet in die neue Saison, Achtung: mit einer Viererkette. Die gab es da bisher nämlich noch nicht, sondern laut Diem einen „verkappten Libero“. So viel moderner Fußball, sagt Diem, muss dann schon auch in der Kreisliga sein.

Erst der Aufstieg in die Kreisliga, dann in der Premierensaison gleich einmal Platz vier. Wenn man Manuel Bergmüller, den Trainer des TSV Fischbach fragt, wie viele Angebote anderer Vereine er in der Sommerpause hat ablehnen müssen, fragt er zurück: Inoffizielle oder offizielle Anfrage? Offiziell. Dann sagt Bergmüller nur, dass es tatsächlich Anfragen gegeben hat. Es für ihn aber nur auf die Entscheidung zwischen Familie und TSV hinauslief. Die Familie entschied: Er darf beim TSV bleiben. Weil er cool aussieht als Trainer. So hat das die achtjährige Tochter gesagt. So sagt das auch die Tabelle der Vorsaison. Bergmüller ist anspruchsvoll, er lässt seine Spieler schon einmal dem Crossfit entlehnte Übungen machen, er bildet sich weiter, will abwechslungsreich sein und bleiben. Nur eine Regel gibt es: „Wir wollen fünf Sekunden nach der Balleroberung einen Torabschluss“, sagt Bergmüller. Klappt natürlich besser, wenn man weit vorne angreift. Das üben sie, das geht auch in der Kreisliga, man solle die Spieler dort nicht unterschätzen, sagt er auch noch. Den TSV unterschätzt sowieso keiner mehr.

So, dann also noch die Welt retten. Peter Wagner lacht kurz und sagt dann: „Das wird alles etwas dramatisiert.“ Gut, es geht ja auch nicht um die ganze Welt, es geht nur um die des Turnerbunds 88 Johannis, um die Welt am Schnepfenreuther Weg, die zuletzt ein wenig aus den Fugen geraten war. Mit Spielern aus der Nachbarschaft, Spielern, die sich schon lange kennen, hatte es der Turnerbund bis in die Bezirksliga geschafft. Jetzt sind sie zurück in der Kreisliga, weil es innerhalb der Nachbarschaft nicht mehr gestimmt hat: Interne Probleme, so nennt man das wohl. Also haben sie Peter Wagner gefragt, ob er wieder Trainer sein will, einer, der den Verein kennt, für den er schon in der Jugend gespielt hat. Wagner hat ja gesagt, jetzt soll alles wieder solide werden. „Wir wollen eine ruhige und gesunde Saison spielen“, sagt Wagner und gibt zu, dass er selbst nicht weiß, ob das auch funktioniert. Sie wollen sich in der Kreisliga erst einmal auf die Defensive konzentrieren. „Wir haben im letzten Jahr viel zu viele Gegentore bekommen, da ist das nur logisch“, sagt Wagner. Und vorne, da „wollen wir einfach die ein oder andere Torchance verwerten“. Favoriten auf den Aufstieg, sagt Wagner noch, sind diesmal die anderen. Aber sein Weltrettungsplan hört sich zumindest in der Theorie schon mal ganz gut an.

Mario Bierbrauer ist der Trainer mit dem schönsten Nachnamen der Kreisliga. Dummerweise aber hat seine Aufgabe beim Post SV nichts zu tun mit Bier. Es geht um „Überalterung, einen Generationenwechsel und Neurorientierung“. Das sind die Schlagworte, mit denen Bierbrauer, den Post SV im Sommer 2016 versucht begreifbar zu machen. Der Abstieg aus der Bezirksliga war traurig, aber eben auch zu erklären, sagt Bierbrauer. Zu sehr musste man sich noch auf die alten Helden verlassen, zu wenig konnte die Jugend helfend eingreifen. Das ändert sich jetzt — und wird in den kommenden Jahr noch besser, sagt Bierbrauer: „Wir haben eine sehr gute A- und B-Jugend.“ Andeuten wollen sie dieses jugendliche Element schon in diesem Jahr, drei vielversprechende Talente sind nahe dran an der ersten Mannschaft. Irgendwann in nicht so ferner Zukunft, sagt Bierbrauer noch, wollen sie auch wieder raus aus der Bezirksliga — damit der Name des Trainers nicht das Schönste bleibt am Post-SV.

Was nach dem Autokorso kam? Urlaub, sagt Steffen Kircheis und gefühlt liegt die halbe Mannschaft gedanklich immer noch unter Palmen. „So eine durchwachsene Vorbereitung“, berichtet der Trainer des TSV Südwest, „habe ich noch nie erlebt“. Vier Wochen blieben ihm, um den Aufsteiger auf die neue Liga vorzubereiten, vom Aufsteiger war in diesen vier Wochen allerdings nicht viel zu sehen. Phasenweise hatten gerade einmal sechs seiner Fußballer den Weg ins Training gefunden, was nicht besonders verwunderlich ist, da sie den Erfolg in der Relegation mit einem Autokorso über die Südwesttangente und einer ausgiebigen Feier im Vereinsheim zelebriert hatten. Kircheis ist dennoch optimistisch, dass ihm am Wochenende mindestens elf Fußballer zur Verfügung stehen. „Ganz entspannt“, gehe er trotz der missglückten Vorbereitung in die Saison, behauptet der Trainer zumindest, was möglicherweise daran liegt, dass sie alle Testspiele gewonnen haben, obwohl das Stammpersonal noch an irgendwelchen Stränden Sandkörner zählte. Und weil Kircheis nichts von den ewig gleichen Phrasen hält, gibt er sich auch beim Saisonziel durchaus ambitioniert: „Natürlich wollen wir zunächst die Klasse halten“, sagt er, „aber ich hätte nichts dagegen, wenn noch ein bisschen mehr geht“. Kircheis meint: Einfach ein weiteres Jahr in der Kreisliga wäre noch lange kein Grund, wieder hupend über die Südwesttangende zu fahren.

Zwei Wochen vor dem Start in die neue Saison haben sie auch Ugur Cankaya noch einmal daran erinnert, was sie sich beim SV Eyüp Sultan endlich mal wieder wünschen: einen Aufstieg. „Wir wünschen unserem Trainer alles Gute zu seinem Geburtstag!“ haben sie bei Facebook geschrieben und ein Foto dazugestellt, auf dem die Mannschaft gekleidet in Aufstiegs-T-Shirts eben diesen hochleben lässt. Blöd nur, dass es sich in diesem Fall um Caglayan Sensoy, den Trainer der zweiten Mannschaft, handelt, der da im Zuge der letzten Aufstiegsfeierlichkeiten in die Luft geworfen wird. Bei der ersten Elf warten sie dagegen schon länger darauf, wieder einmal irgendwen in den Himmel zu recken; die Aufstiegsränge waren oft nicht weit in den vergangenen Spielzeiten. Zwei fünfte und ein dritter Platz resultierten aus den letzten vier Jahren, sie hätten sicher nichts dagegen, wenn am Ende der nächsten Saison Cankaya das Fliegen lernt.


Dann wäre da noch...

... das offizielle Saisoneröffnungs­spiel, das am Samstag als Fürther Landkreisderby über die Bühne geht. Ab 17.30 Uhr kreuzen der SV Raitersaich und der SV Burg­grafenhof die Klingen. Beide Vereine schlossen die vergangene Spielzeit im Tabellenmittelfeld ab, besitzen aber zudem mindestens eine weitere Gemeinsamkeit. Sowohl der SVR als auch der SVB verfügen über einen neuen Übungslei­ter. In Raitersaich gibt nun der ehema­lige Cadolzburger Coach Sven Kraft die sportliche Richtung vor, beim Vor­jahresaufsteiger aus Burggrafenhof bekleidet seit kurzem der vormalige Trainer des FC Stein, Michael Lauth, das Traineramt.

Ihre Vorgänger Peter Meier und Frank Morjan wurden jedoch nicht etwa geschasst, sondern gönnen sich aus verschiedenen Gründen eine schöpferische Pause. Der Vorjahres­siebte aus Raitersaich lotste vor der Saison unter anderem die beiden Pop­penreuther Kreisklassen-Meisterspie­ler Dominik Feldlin und Ferdinand Gerblinger in den westlichen Land­kreis. Beide sollen dabei mithelfen, diese Platzierung zumindest zu bestä­tigen. In Burggrafenhof indes zählt erneut erst einmal nur der Verbleib in der Liga. Neu-Trainer Lauth kann bei dieser Mission auf einen eingespielten Kader zurückgreifen, der unter ande­rem mit dem bisherigen Cadolzburger Dominik Müller punktuell erweitert wurde.

Auch der Tuspo Roßtal, der am Sonntag ab 15 Uhr bei der SpVgg Nürnberg antritt, geht mit einem neu­en Trainer in die Saison. Maurizio Scigliuzzo, der bislang im Nachwuchs­bereich des 1.FC Nürnberg tätig war, tritt die Nachfolge von Paolo Rizzo an, der aus privaten und beruflichen Gründen kürzertreten muss. Als Spieler wird der ehemalige Pro­fi den „Roschdlern“ aber weiterhin zur Verfügung stehen. Gut ein halbes Dutzend neuer Spieler zog der Tuspo in der Sommerpause an Land, unter anderem den bislang beim ASV Vach kickenden Offensivallrounder Garret Gachot. Nicht wenige Konkurrenten trauen den Roßtalern, die die abgelau­fene Spielzeit als Aufsteiger mit einem hervorragenden vierten Rang abschlossen, heuer den Aufstieg in die Bezirksliga zu.

Cristiano Carmo und Michael Schacher stehen nicht mehr in Diensten des FC Stein. Beide schlossen sich dem Lokalriva­len STV Deutenbach an. Der Vorjah­resachte, der mit nicht weniger als 14 Remis der ungekrönte Unentschieden­könig der Nürnberger Kreisliga war, möchte heuer besser abschneiden. Laut Trainer Arno Zeilmann, der in seine mittlerweile sechste Saison als Trainer der Steiner Vorstädter geht, peilt eine Platzierung unter den „Top fünf“ an. Um dieses Ziel zu erreichen, rüstete der STV personell gehörig nach. Neben Carmo und Schacher sind auch Keeper Lukas Köhn (FC Heilsbronn) sowie die erfahrenen Kräfte Felix Diez (SG 83 Nürnberg­Fürth) und Moritz Duschl (TSV Pyr­baum) neu in Stein. Ihren Punkt­spieleinstand könnten sämtliche Neu­verpflichtungen beim Gastspiel des STV beim SV Eyüp Sultan geben (Sonntag, 15 Uhr).

Auf eine weniger aufregende Spiel­zeit als die vergangene, in der bis zuletzt um den Verbleib in der Spiel­klasse gebangt werden musste, hofft die DJK Oberasbach. Unter der Regie des bisherigen Co-Trainers Ralph Kübler, der den pausierenden Heiko Thiel als DJK-Coach beerbte, soll eine Platzierung im gesicherten Mittelfeld des Klassements erreicht werden. Die Rückkehrer Niklas Penz und Thilo Kreibich (beide SV Raitersaich) sollen der Oberasba­cher Offensive mehr Durchschlags­kraft einhauchen. Zum Auftakt muss die Kübler-Elf zum DJK-Duell in Eibach ran (Sonntag, 15 Uhr).

Beneidenswert souverän sicherte sich das Team des SV Poppenreuth zuletzt den Meistertitel in der Kreis­klasse 4 und sorgte somit dafür, dass am Kreuzsteinweg fortan wieder Kreisligafußball zu sehen sein wird. Am Sonntag (15 Uhr) gibt Mitaufstei­ger TSV Südwest Nürnberg seine Visi­tenkarte im Fürther Osten ab. Nicht wenige Konkurrenten trauen dem von Erfolgstrainer Kurt Heininger betreu­ten SVP mehr zu als nur das Erreichen des Klassenerhalts. Weitgehend blieb die Aufstiegsmannschaft zusammen, mit Deniz Özgen (FSV Stadeln) und Thomas Rittmann (Post-SV Nürn­berg) wurden zwei Akteure mit Per­spektive bzw. Erfahrung hinzugewonnen.

Weitaus mehr zittern – bis quasi zur letzten Sekunde der Spielzeit 2015/16 in der Kreisklasse 5 – musste der ASV Weinzierlein-Wintersdorf, ehe die Meisterschaft und damit die Rück­kehr ins Kreisoberhaus feststand. Ebenso wie das Gros des Kaders bleibt auch Trainer Alex Bühringer den Grün-Weißen treu. Mit Marco Dürschinger (Tuspo Roßtal) und Maxi­milian Ballnberger (TSV Ammern­dorf) verstärkte der ASV seine über Jahre geduldig aufgebaute Mann­schaft sehr moderat. Im Heimspiel gegen Bezirksligaabsteiger TB St. Johannis 88 (Sonntag, 15 Uhr) möch­ten die Weinzierleiner den ersten Schritt gen Nichtabstieg gehen.

Aufrufe: 06.8.2016, 06:01 Uhr
keb (NN) / glo (NN) / mwil (FN) Autor