2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar

Wenn der Ton rauer wird!

"Aus der Schiri-Kabine" - Die Schiedsrichter-Kolumne aus dem Kreisfußballverband Rendsburg-Eckernförde!

„Alter, lass den Scheiß! Hör auf zu Heulen! Geh weg, du nervst mich!“ - Solche Sätze fallen. Und zwar Woche für Woche auf unseren Sportplätzen. Dahinter steckt keine Kritik an uns Schiedsrichtern. Ganz im Gegenteil.

Diese drei Sätze stammen von einem Unparteiischen, von mir. Gerichtet habe ich sie an Spieler, die sich in dem jeweiligen Moment wirklich daneben benommen haben. Aber darf ich solche Dinge überhaupt sagen? In meiner Position als Spielleiter? Und welche Wirkung erziele ich damit?

Der eine oder andere von euch wird jetzt überrascht, vielleicht sogar schockiert sein. Aber ich bin ehrlich. Ich verwende solche Sätze und werde es auch zukünftig tun. Allerdings bin ich nicht der Einzige. Viele Schiedsrichter nutzen solche verbale Mittel. Zur Beruhigung: sie sind dennoch eine Ausnahme und kommen bei Weitem nicht in jedem Spiel vor. Vor allem wird differenziert. Obwohl die Fußballregeln grundsätzlich überall gleich sind, gibt es gerade im Umgang miteinander und hierzu zählt die Kommunikation, Unterschiede. Unterschiede in den einzelnen Altersklassen, kein Schiedsrichter würde diese Wortwahl bei Kindern wählen, aber auch in den verschiedenen Spielklassen.

Je höher es geht, desto derber wird die Sprache. Der Grund ist ganz einfach. Die Mannschaften in der Ober- oder Landesliga legen den Fokus auf das Spiel. Sie beschäftigen sich wenig mit dem Schiedsrichter und konzentrieren sich vielmehr auf ihre taktische Ausrichtung und darauf, dass es nach einer Unterbrechung schnell weiter geht. Will der Schiedsrichter einen Spieler ermahnen, muss er es schnell und unmissverständlich tun. Ein Liga-Spieler schaltet nämlich nach wenigen Sekunden ab. - In der Kreisklasse sieht es anders aus. Hier kann es sogar hilfreich sein, wenn ein Referee eine Entscheidung mal erklärt. Die Akteure verstehen die Regel dadurch besser und haben einen Moment Zeit, um Luft zu holen. Mehr Zeit bedeutet mehr Ruhe und die Möglichkeit sachlicher zu kommunizieren.

Um die Fragen vom Anfang einmal zu beantworten: Ich bin der Meinung, dass nicht jeder Satz auf die Goldwaage gelegt werden sollte. Weder von den Spielern, noch von uns Schiedsrichtern. Was auf dem Spielfeld passiert, sollte auch dort bleiben. Wichtig ist, dass es keine persönlichen Beleidigungen gibt. Übrigens reagieren die Spieler auf solche Sätze oftmals perplex. Für uns Schiedsrichter die beste Wirkung.

Zum Schluss möchte ich noch zwei Punkte ansprechen bzw. erklären.

1) Ich höre häufig, dass gerade junge Schiedsrichter sehr arrogant und unfreundlich seien. Der Grund ist deren Unsicherheit, resultierend aus mangelnder Erfahrung. Sie müssen ihre Persönlichkeit erst entwickeln und wissen sich häufig nicht anders zu wehren. Manche zeigen deshalb mehr Karten. Aber auch das ist nicht im Sinne des Fußballs. Mein Tipp: geht freundlich mit ihnen um, dann werden sie auch freundlich reagieren, garantiert.

2) Manche Spieler beschweren sich, wenn sie geduzt werden. Für mich gehört es unter Sportlern einfach dazu. Deswegen stelle ich mich den Verantwortlichen vor dem Spiel auch immer mit meinem Vornamen vor. Das „Du“ gilt dann natürlich für beide Seiten. Mit Respekt hat es meiner Auffassung nach nichts zu tun. Der kommt woanders her. In diesem Sinne -

sportliche Grüße

Dajinder

Aufrufe: 022.11.2017, 20:05 Uhr
Dajinder PablaAutor