2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Unansehnlich: Der VfR 1933 Germania Rüdesheim möchte den alten Hartplatz durch einen modernen Kunstrasenplatz ersetzen.	Foto: RMB/Heinz Magielsky
Unansehnlich: Der VfR 1933 Germania Rüdesheim möchte den alten Hartplatz durch einen modernen Kunstrasenplatz ersetzen. Foto: RMB/Heinz Magielsky

„Verein ist komplett ausgeblutet“

VfR 1933 Germania Rüdesheim verliert junge Mitglieder – dafür macht der Verein den Hartplatz veantwortlich

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RÜDESHEIM. Viele Fußballspieler kennen sie: die sogenannten Hartplätze mit ihrem typischen Belag aus rötlichem Steingranulat. Inzwischen weichen vielerorts die auch Asche- oder Tennenplätze genannten Anlagen modernen Kunstrasenplätzen. Auch der VfR 1933 Germania Rüdesheim würde seinen vor 84 Jahren gebauten Hartplatz „Auf der Lach“ in der Nähe des Rheinufers lieber heute als morgen gegen eine Kunstrasenanlage eintauschen.

„Der Verein ist komplett ausgeblutet“, sagt der zweite Vereinsvorsitzende Harald Knaut, der dafür den roten Sand verantwortlich macht. „Der Dreck bleibt an Schuhen und Kleidung hängen und findet sich später in der Dusche, in der Umkleidekabine, im Auto und zu Hause“, berichtet Knaut, selbst Vater zweier fußballspielender Kinder.

Viele Eltern ziehen die Konsequenz daraus und lassen ihre Sprösslinge fortan in Vereinen mit Kunstrasenplätzen Fußball spielen, etwa in Geisenheim. „Die Kinder wandern ab“, berichtet der zweite Vorsitzende des VfR 1933 Germania. Im Jugendbereich, so schätzt er, habe der Verein in den vergangenen zehn Jahren 100 bis 150 Mitglieder verloren.

Es gibt nur noch die Erste Mannschaft und die Bambini

Einst habe es Mannschaften von der A- bis zur G-Jugend gegeben – das sei vorbei. Geblieben sei die Bambini-Gruppe für Kinder bis zu sechs Jahren; doch da es zu wenig kleine Spieler gebe, sei kein regulärer Spielbetrieb möglich. Überdies habe der Verein noch die Erste Mannschaft mit 18- bis 35 Jahre alten Spielern, doch finde diese keinen Nachwuchs mehr, beschreibt Knaut das Dilemma. Knaut gibt außerdem zu bedenken, dass die aus dem Jahr 1933 stammende Anlage inzwischen unansehnlich sei.

Etwa 700_000 Euro würde der Bau einer neuen Kunstrasensportanlage kosten, heißt es in einem von Knaut verfassten Schreiben des Vereins an die Stadt; 30_000 Euro könnte der Verein selbst beisteuern, der zudem auf Fördergeld hofft und in dem Zusammenhang auf den Sportverein Hallgarten verweist: Der habe 60_000 Euro vom Land Hessen und etwa 16_000 Euro vom Landessportbund bekommen.

Gibt es eine vergleichbare Förderung auch für die Rüdesheimer Fußballer, kämen so mit dem eigenen Geld rund 100_000 Euro zusammen. „Den Hauptanteil wird die Stadt tragen müssen“, sagt Knaut. Der bestehende Sportplatz entspreche nicht mehr den Anforderungen eines Spielbetriebs in der heutigen Zeit, heißt es in dem Schreiben.

Bei der Stadt ist der Platz schon seit Längerem ein Thema. Jüngst empfahl der Magistrat dem Stadtparlament, den Umbau im Rahmen des Stadtumbaus zu erörtern beziehungsweise die Verlegung an einen anderen Standort zu prüfen. In einem Gespräch im Januar habe die Stadt den Verein gebeten, ihr Informationen zukommen zu lassen, heißt es in der Beschlussvorlage. Eine Aussage über einen neuen Standort für den VfR Germania, vor allem die Eignung des derzeit ungenutzten Sportplatzes Aulhausen, habe der Verein nicht getroffen.

„Der Weg ist noch offen“, sagt Bürgermeister Volker Mosler (CDU) – mit Blick auf die Frage, ob überhaupt etwas geschieht und falls ja, ob der Platz saniert oder verlegt wird. Von den 700_000 Euro müsste die Stadt rund 600_000 Euro tragen. Im Rahmen des Stadtumbauprogramms betrage die Förderquote knapp 70 Prozent.

Der Sportplatz Aulhausen ist aus Knauts Sicht indiskutabel. „Der liegt auf der Höhe und scheidet komplett aus.“ Für den Verein kommt nur ein Kunstrasenplatz am gegenwärtigen Standort oder ein Umzug innerhalb der Rüdesheimer Kernstadt in Frage. Wobei Knaut auf ein Gutachten verweist, das den Bau eines Kunstrasenplatzes am heutigen Standort wegen der Hochwassergefahr kritisch sieht. Er bringt die von der Stadt vorgebrachte Idee ins Spiel, den Platz ein Stück weiter Richtung Hindenburgdamm zu verlegen. Auch laut Mosler gibt es „Auf der Lach“ genügend Freiflächen.

Knaut gibt auch zu bedenken, dass der
Aufrufe: 025.11.2017, 10:00 Uhr
Oliver KochAutor