VfR-Trainer Boy: "Wir müssen die Favoritenrolle annehmen"

Boy, geboren am 2. Oktober 1976 im niedersächsischen Helmstedt, hat als Aktiver unter anderem 117 Spiele in der 2. Bundesliga bestritten, zwölf Mal kam er im DFB-Pokal zum Einsatz. Ferner schnürte er auch für die beiden schleswig-holsteinischen Aushängeschilder KSV Holstein und VfB Lübeck die Schuhe. Bei den Kielern fungierte er sogar als Kapitän. Wir sprachen im Hinblick auf den bevorstehenden Saisonstart mit Boy, der zurzeit beim internationalen Trainerkongress in Bochum weilt.

Der Ligakader des VfR ist mit 18 Spielern plus Lennart Busch und Kristof Kumbier aus der Reserve sehr klein. Was soll sich auf dem Transfermarkt noch tun?
Boy: Gespräche mit potenziellen Neuzugängen laufen, gerne würden wir noch zwei Leute holen. Dabei müssen die sportliche Qualität und das Alter passen. Auch preislich muss es darstellbar sein. Leider haben wir zuletzt aus finanziellen Gründen nicht alle bekommen, die wir gerne gehabt hätten. So hat uns zum Beispiel unser Ligakonkurrent Strand 08 den einen oder anderen Spieler weggeschnappt.

Wie ist das weitere Anforderungsprofil für potenzielle Neuzugänge?
Wir holen nur Spieler, die ich kenne und die ich schon gesehen habe. Des Weiteren brauchen wir niemanden, der nur den Kader auffüllen würde.

Wie bewerten Sie den personellen Ist-Zustand?
Der aktuelle Kader ist stark genug für die Oberliga. Ich hätte keine Bedenken, mit ihm in die Saison zu gehen – also ohne weitere Verstärkungen.

Ihre Mannschaft hat bereits eine gut fünfwöchige Vorbereitung hinter sich. Wie fällt das Zwischenfazit aus?
Gut, alle sind sehr konzentriert bei der Sache. Sämtliche Spieler zeigen eine hohe Bereitschaft, betreiben einen hohen Aufwand. Die Vorbereitung ist sehr intensiv, auch sind wir keineswegs zu früh angefangen – was uns ja der eine oder andere Außenstehende vorgeworfen hatte.

Es gab in den Testspielen auch Niederlagen ...
Wir hatten gute Gegner. Mit den 0:1-Niederlagen bei den Regionalligisten Eutin 08 und VfB Lübeck kann ich leben, weil unsere Leistungen auch ohne geschossenes Tor gut waren. Nicht gefallen hat mir der Auftritt beim 0:7 gegen die Bundesliga-A-Junioren von Holstein Kiel.

Ihre Mannschaft zählt in der Oberliga zu den Titelaspiranten. Sie selbst geben als Ziel „Platz 1 bis 5“ vor ...
Wir wissen, dass wir als VfR Neumünster einen anderen Stellenwert haben als viele andere in unserer Klasse. Wir müssen die Favoritenrolle annehmen.

Als Mitfavoriten zählen Sie die zweiten Mannschaften der KSV Holstein und des SC Weiche Flensburg 08 sowie Strand 08 und den SV Eichede auf. Warum?
Die Reserveteams könnten stark von der Unterstützung durch ihre ersten Mannschaften profitieren. Die musst du ganz einfach auf dem Zettel haben. Strand 08 hat sich mit Regionalligaspielern verstärkt, der SV Eichede dürfte als Absteiger aus der Regionalliga ebenfalls wieder eine tragende Rolle einnehmen.

Sie waren Co-Trainer, sind nun Chefcoach beim VfR. Was hat sich verändert?
Eigentlich nichts. Trainingsformen, Ansprachen und die Trainingssteuerung laufen wie zuvor ab, ich hatte mir das ja in den vergangenen zwei Jahren mit Thomas Möller quasi geteilt. Es geht darum, diesen Weg nun fortzusetzen. Verändert hat sich der Kontakt zur Presse, die mich mittlerweile häufiger kontaktiert. Mir ist bewusst, dass ich jetzt Cheftrainer bei einem Traditionsclub bin. Mit dieser Verantwortung weiß ich umzugehen.

Wie lautet Ihr Credo?
Ich bin kein Animateur, aber meine Jungs können mich auch nachts anrufen, wenn es etwas Wichtiges gibt.