2024-05-10T08:19:16.237Z

Team Rückblick
Wendiger Fixpunkt in der Offensive: Neuzugang Ihab Hathat (vormals Flensburg 08) schlug beim VfR Neumünster sofort ein und belebte das Angriffsspiel nachhaltig.Lühn*
Wendiger Fixpunkt in der Offensive: Neuzugang Ihab Hathat (vormals Flensburg 08) schlug beim VfR Neumünster sofort ein und belebte das Angriffsspiel nachhaltig.Lühn*

VfR Neumünster: Starke "Veilchen" verlieren an Substanz

Ein Platz unter den ersten vier Teams erscheint trotzdem realisierbar

Nach einem schwierigen Jahr mit zahllosen Spielerabgängen und einem Neun-Punkte-Abzug wegen Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls ist der VfR wieder in ruhiges Fahrwasser zurückgekehrt. Ein Aufwärtstrend ist klar erkennbar.

Die Lage
Mit der starken Ausbeute von 40 Punkten aus 19 Spielen ist der VfR Vierter. Außerdem haben die darüber platzierten Teams von Flensburg 08 (43 Zähler) und Holstein Kiel II (42) jeweils zwei Partien mehr absolviert. Das Saisonziel „Qualifikation für die künftige Oberliga“ dürfte locker erreicht werden. Der Vorsprung vor dem zwölften Platz, der dafür eventuell nicht reichen wird und den pikanterweise der Ortsrivale PSV einnimmt, beträgt satte 18 Punkte. Ärgerlich aus VfR-Sicht ist die Konstanz des Spitzenreiters Eutin 08, der bei einem mehr ausgetragenen Spiel elf Zähler mehr als Lila-Weiß aufweist. Bei realistischer Betrachtung dürfte Rasensport den Wintermeister in dieser Saison nicht mehr einholen.


Die Stärken
Die Vorwärtsbewegung ist eine Waffe. Der VfR kann jeden Gegner unter Druck setzen und profitiert dabei von einer ganz stark besetzten Offensive. Hinzu kommt, dass sich die Abwehr im Laufe der Hinrunde gefangen hat. Stolze neun Mal wurde zu null gespielt. Als Pluspunkt erwies sich immer wieder, dass Rasensport von Verletzungssorgen verschont blieb und Trainer Thomas Möller somit nie zum Improvisieren gezwungen war.

Die Schwächen
Die Chancenverwertung war bisweilen schlecht, viele Gegner waren mit der Höhe ihrer Niederlagen noch gut bedient. Ansonsten ist hier nur das Tief vom vierten bis zum achten Spieltag zu nennen, als Möllers Elf vier von fünf Partien verlor (darunter das Derby gegen den PSV mit 2:4).


Die Neuen
Der VfR landete auf dem Transfermarkt vier Volltreffer. Ihab Hathat (Flensburg 08), Marco Heskamp (TuS Bersenbrück, zuvor USA), Derek Cornelius (VfB Lübeck) und Clay Verkaj (Lazio Rom U19) sind in kürzester Zeit zu Korsettstangen geworden, die sich absolut auf Regionalliganiveau bewegen. Umso mehr schmerzte jetzt in der Winterpause der schnelle Abgang von Cornelius (Serbien, FK Javor-Matis Ivanjica) und Verkaj (SV Viktoria Aschaffenburg). Martin Genz (TuS Hartenholm) und Teyi Lawson-Body (TSV Schilksee) erwiesen sich als sinnvolle Neuzugänge, der zweite Torwart Christopher Newe (Kilia Kiel) ist ein gestandener Mann hinter Stammkeeper Yilmaz Caglar. Aladji Barrie (Germania Leer) und Tarik Alioua (Polizei-SV Union) warten noch auf den Durchbruch, Luis Honig kehrte schnell wieder zu seinem vorherigen Club HSV Barmbek-Uhlenhorst zurück. Einziger Winter-Neuzugang ist Fyn Claasen (TSV Schilksee), der in den bisherigen Testspielen seine Leistungsfähigkeit andeutete.


Die Sorgen
Die Winter-Abgänge von Selcuk Tidim (aus beruflichen Gründen in die Schweiz) Cornelius und Verkaj berauben den VfR einer ganzen Achse. Trainer Möller hat daher bereits eine Systemänderung geplant. Ein Luxusproblem führt ebenfalls zu Sorgenfalten: Viele Spieler stellten sich mit starken Leistungen ins Schaufenster, diverse Clubs buhlen schon um die Leistungsträger der Lila-Weißen. Für die größten Sorgen ist im VfR-Gesamtkonstrukt aktuell der Nachwuchs verantwortlich. Den A- und B-Junioren droht der Abstieg aus der SH-Liga. Sollte einer von beiden – oder gar beide – ins Gras beißen müssen, wäre das ein großer Rückschlag.


Das Umfeld
Einer der ganz großen Gewinner des ersten Saisonhalbjahres ist fernab des Platzes anzutreffen: Bernd Hagen. Der Beliebtheitsgrad des frisch gebackenen 1. Vorsitzenden ist sehr groß. Denn der Bauunternehmer redet nicht, sondern packt an. In seinem Schatten ist der ehemalige Clubboss Gerd Grümmer, der aus beruflichen Gründen kürzer tritt und seit der Jahreshauptversammlung am 26. Januar nur noch als 2. Vorsitzender fungiert, ruhiger geworden. Vollmundige Ankündigungen vom Drehen oder Verschieben des A-Platzes oder gar vom Bau einer überdachten Sitzplatztribüne waren schon länger nicht mehr zu vernehmen. Das VfR-Umfeld ist zwar nach wie vor „speziell“, aber der Laden läuft. Daran haben auch Trainer Möller und dessen „Co“ Sven Boy dank guter Ideen und Verbindungen einen großen Anteil. Gleichwohl stünde ein Geschäftsführer dem Club gut zu Gesicht, auch lässt die Öffentlichkeitsarbeit (zum Beispiel im Internet) hin und wieder zu wünschen übrig.


Fazit und Prognose
Der VfR geht verändert ins zweite Halbjahr. Ein Platz unter den ersten vier Teams erscheint trotzdem realisierbar. Sollte es nebenher gelingen, die Reserve von der Verbands- in die neue Landesliga zu hieven, wäre der Verein im Seniorenbereich glänzend aufgestellt.
Aufrufe: 016.2.2017, 14:00 Uhr
SHZ / Arne SchmuckAutor