2024-05-08T14:46:11.570Z

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Vom Kampfsport für Fußball inspiriert

KOL BÜDINGEN: +++ Marc Sauermann geht als VfR Hainchen-Coach ins fünfte Jahr +++ Rückkehr in Kreisoberliga bringt neue Herausforderungen +++

Hainchen (pem). Als Spieler sammelte er viel Erfahrung – nun gelang Marc Sauermann der erste große Erfolg als Trainer: Nach dreieinhalb Jahren gelang seinem VfR Hainchen die Rückkehr in die Kreisoberliga nach den Erfolgen in der Relegation gegen den SV Phönix Düdelsheim.

Der Weg zum Trainer des VfR war nicht vorgeplant. Der 33-jährige Sauermann blickt zwar auf eine lange Spielerkarriere bei namhaften Vereinen der Region, wie den Sportfreunden Oberau, der FSG Altenstadt, der SG Büdingen und eben Hainchen zurück, sammelte studienbedingt auch Erfahrungen in den USA im Collegefußball bei Carmel United. Doch es gab eine Phase, so bekennt Sauermann, in der er „sich innerlich vom Fußball distanziert“ habe. Seine Fähigkeiten reichten für regelmäßige sonntägliche Spiele meist in der Kreisoberliga aus – doch habe er sich während seines Studiums der Sportwissenschaften in Frankfurt dem Kampfsport zugewandt. Als er beim DFB seine B-Lizenz, auch die Jugendentwicklungsfußballlizenz machte, habe er sich dem Mannschaftssport wieder angenähert, stand wieder „dreimal die Woche am Fußballplatz.“ Auch dann noch habe er seine sportliche Zukunft eher im Frankfurter Raum gesehen.

Doch im Oktober 2013 wurde es ernst in Hainchen: der VfR war gerade in die Kreisliga A abgestiegen und hatte dort prompt wieder einen Fehlstart hingelegt. Die Mannschaft stand auf dem vorletzten Platz, der totale Absturz nach unten stand im Raum. Sauermann löste Volker Heerdt als Trainer ab: „Meine theoretischen Erfahrungen waren noch frisch, ich wollte direkt ausprobieren, was daraus resultiert.“ Die brenzlige Situation habe er unbefangen hingenommen: „In dieser Zeit passierte so viel in meinem Leben. Diesen ganzen Druck habe ich mit einem Lächeln gesehen, ich habe das gar nicht so richtig realisiert.“

Unter anderem mit Hilfe einer Erfolgsserie sicherte er im ersten Jahr den Klassenerhalt.

Die Erfahrungen im Kampfsport seien für ihn auch als Trainer wichtig gewesen. Obwohl er etwa bewundere, was sein ehemaliger Mitspieler Claus Schäfer als Trainer in Ober-Schmitten erreicht habe, hätte er nicht unbedingt Vorbilder im Fußball: „Der Kamfsport, das dortige ganzheitliche Arbeiten, hat mir viel Inspiration gegeben. Du musst deinen Mann stehen und wirst für harte Arbeit belohnt.“

Zum Aufstiegskandidaten mauserte sich Hainchen im Sommer 2015. „Zuvor konnten wir zum ersten Mal ohne Sorge in die Rückrunde gehen. Wir wollten uns nun besser ranspielen, erfolgsorientierter spielen.“ Die Mannschaft holte 14 neue Spieler, darunter Erfolgsgaranten wie Stürmer Kai Lotz oder Torwart Joey David Meyer. Eine wichtige Rolle habe dabei auch der sportliche Leiter des Vereins, Benjamin Weber, gespielt.

Die Zusammenstellung der neuen Mannschaft habe ihn überrascht, hier habe er als Trainer viel gelernt: „Ich musste die neuen Spieler mit unseren bisherigen jungen Akteuren unter einen Hut bringen. Plötzlich hatte ich viele Charaktere, die nicht nur Ja und Amen sagen, ihre Meinung einbrachten.“ Trotzdem sei die Integration schnell gelungen. Fast wäre der Aufstiegstraum in einem Rutsch in Erfüllung gegangen. Die Mannschaft führte Anfang Mai die Tabelle an. Doch in einem dramatischen Finale büßte der VfR in wichtigen Spielen Punkte ein, musste „leider Gottes zwei Vereinen, die guten Fußball zeigten“, den Vortritt lassen – Hainchen fiel gegenüber der SG Nieder-Mockstadt/Stammheim und der SG Usenborn/Bergheim auf den am Ende wertlosen dritten Platz zurück.

In die Runde 2016/2017 startete der VfR mit einer nun etablierten Mannschaft als Favorit, erfüllte die Rolle auch rasch. Ganz einfach fiel der Erfolg auch diesmal nicht. An der SG Hettersroth/Burgbracht als überragende Mannschaft kam Hainchen nicht vorbei, und mit dem SV Rainrod griff ein überraschend starker Aufsteiger den zweiten Platz bis kurz vor Ende an. Dennoch sei aus seiner Sicht die Lage überschaubarer gewesen – obwohl er die gute Arbeit seines Trainerkollegen Christian Haardt anerkenne, habe eine 2:9-Niederlage der Rainröder in Aulendiebach kurz vor Saisonende signalisiert, dass der SVR nicht mehr ernsthaft würde angreifen können.

Jetzt sei es das oberste Ziel, den VfR Hainchen in der Fußball-Kreisoberliga Büdingen zu etablieren. Der Kader soll vor allem in die Breite vergrößert werden, wobei mit Torwart Meyer und Stürmer Lotz auch zwei Leistungsträger die Mannschaft verlassen haben. Auf der Neuzugangsliste stehen unter anderem Torwart Alexander Gerhardt aus Oberau, Rückkehrer Dennis Chon (Büches/Rohrbach), Martin Geihslinger (SG Himbach) sowie Max Berthel vom FC Rommelhausen.

Für seine persönliche Trainerkarriere setze er sich kein höheres Ziel, so Sauermann – auch wenn im Fußball immer schnell etwas passieren könne. Er verweist auf den Fall von Tino Schmitt, der vom Kreisoberligisten Sportfreunde Oberau entlassen wurde und postwendend beim Verbandsligisten SG Bad Soden verpflichtet wurde.

„Mein Ziel ist aber, das Geschaffte zu verarbeiten, die Mannschaft zumindest in der Kreisoberliga zu etablieren – und ich hoffe, der eine oder andere Spieler denkt in ein paar Jahren an mich zurück.“



Aufrufe: 026.7.2017, 19:07 Uhr
Kreis-AnzeigerAutor