2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Dynamik am Ball: Blerton Muca (rechts) beim 4:1-Sieg des VfR Fehlheim in Höchst. Foto Joaquim Ferreira
Dynamik am Ball: Blerton Muca (rechts) beim 4:1-Sieg des VfR Fehlheim in Höchst. Foto Joaquim Ferreira

"Mittelmaß? Das ist nicht das Ziel"

Gruppenliga Darmstadt: Blerton Muca und Ankido David wollen mit dem VfR Fehlheim zurück in die Verbandsliga

Mit Ankido David (26, SV Sandhausen) und Blerton Muca (27, Hessen Dreieich) hat Verbandsliga-Absteiger VfR Fehlheim vor der Saison zwei namhafte Verstärkungen verpflichtet. Im FuPa-Interview sprechen die beiden Mittelfeldspieler über ihre sportlichen und persönlichen Ziele sowie über die Gründe ihres Wechsels zum VfR.

FuPa: Blerton, Du hast in der Vergangenheit schon für den SV Darmstadt 98 in der Regionalliga gespielt. Zuletzt hat es dich nach Dreieich in die Hessenliga verschlagen. Wie war das, als Du trotz der gewonnenen Meisterschaft gehört hast, dass ihr auf den Aufstieg verzichtet?

Blerton Muca: Das war für mich nicht so ein Schock wie für die anderen meiner Teamkollegen, die deutlich mehr Einsätze hatten. Im Winter, lange bevor die Info aus dem Vorstand kam, stand für mich bereits fest, dass ich den Verein verlassen werde. Daher war das so schlimm nicht für mich. Für die Kollegen dagegen schon, weil die davon ausgingen, dass sie künftig in der Regionalliga auflaufen werden.

FuPa: Du hast dann von deinem Recht Gebrauch gemacht, vorzeitig aus dem Vertrag auszusteigen. Wie hat der Verein darauf reagiert?

Muca: Das ist richtig. Ich hätte aber auch ohne diesen Schritt von Seiten des Vereins um die vorzeitige Vertragsauflösung gebeten weil klar war, dass es einfach nicht optimal läuft in Dreieich. Ich kam mit Rudi Bommer (Trainer des SC Hessen, d. Red.) nicht so gut zurecht, und die Einsatzzeiten waren auch nicht so, wie ich mir das selber vorgestellt hatte. Letztlich war das einfach zu viel.

"Wenn der SV Sandhausen anfragt, kommt man schon ins Grübeln"

FuPa: Ankido, Du bist nach dem Aufstieg in die Hessenliga 2015/16 mit Rot-Weiß Darmstadt zur zweiten Mannschaft vom SV Sandhausen gewechselt. Warum bist Du nicht mit deinem alten Team in die Hessenliga-Saison gegangen?

Ankido David: Ich habe mich in Darmstadt schon sehr wohl gefühlt. Aber wenn ein Verein wie Sandhausen anfragt - ein renommierter Verein - da kommt man schon ins Grübeln. Zumal ich auch die Aussicht hatte, bei den Profis mitzutrainieren. So eine Chance will man natürlich nutzen und sich hinterher nicht ärgern, vielleicht eine große Möglichkeit liegen gelassen zu haben.

FuPa: Dort bist Du aber nicht glücklich geworden, hast insgesamt nur neun Mal auf dem Platz gestanden. Warum hat es in Sandhausen nicht so geklappt wie erhofft?

David: Ich wurde als Leistungsträger verpflichtet. Das hat zu Beginn auch gut funktioniert und ich habe die ersten Spiele alle mitgemacht. Dann habe ich mir aber eine Schambeinentzündung zugezogen und bin rund acht Monate - also praktisch die gesamte Saison - ausgefallen. Ich bin dann in Sandhausen irgendwie nicht mehr so richtig auf die Beine gekommen. Dazu kam ein kleiner beruflicher Aufstieg. Ich bin in der Finanzdienstleistungsbranche tätig und leite seit einiger Zeit eine eigene Filiale. Damit wurde es in Sandhausen mit dem Training zeitlich knapp. Schwierig war es mit dem Trainer dort, der nicht das nötige Verständnis für das Zusammenspiel zwischen Oberliga-Fußball und Beruf hatte.

Ankido David, hier noch im Trikot von Rot-Weiß Darmstadt. Archivfoto: Jens Dörr.

FuPa: Jetzt hat es euch beide zum VfR Fehlheim verschlagen. Das war ein Wechsel von der Oberliga in die Gruppenliga, also zwei Klassen tiefer. Kamen keine Anfragen höherklassiger Clubs?

Muca: Doch, es gab einige Angebote aus der Hessen- und der Verbandsliga. Sogar jetzt kommen immer noch Anrufe mit Wechselanfragen. Ich wollte aber etwas kürzer treten. Die ganze Fahrerei nach Dreieich, fünf Mal Training in der Woche - das war mir neben meinem Job einfach zu viel. Dazu kommt, dass ich vor kurzem Vater geworden bin und natürlich möglichst viel Zeit mit der Familie verbringen will. Mit Martin Weinbach (Trainer des VfR Fehlheim, d. Red.) stehe ich außerdem seit Jahren schon in gutem Kontakt. Wir haben uns immer wieder geschrieben, im Sommer hat er mich dann angerufen und gefragt, ob ich nicht nach Fehlheim kommen möchte. Ich wohne in Bensheim und bin in drei Minuten auf dem Vereinsgelände. Daher hat das gut gepasst.

David: Angebote aus höheren Ligen hatte ich auch. Viele waren aber deutlich zu weit weg, das hätte ich zeitlich einfach nicht geschafft. Ich wohne hier in Bensheim und arbeite in Mannheim. Da lag es für mich nah - genau wie bei Blerton - mir etwas in der Nähe zu suchen. In Fehlheim kann ich Job und Fußball gut kombinieren. Dazu kommt, dass sich die Verantwortlichen schon sehr lange und sehr intensiv um mich bemüht haben. Das ist für einen Spieler natürlich sehr angenehm. Und so sind wir dann irgendwann zusammen gekommen. Ganz davon abgesehen ist der VfR ein Verein der Ambitionen hat, oben mitzuspielen.

"Aufstieg? Das will ich, da mache ich keinen Hehl draus"

FuPa: Das ist ein gutes Stichwort. Was traut ihr dem Verein in dieser Saison zu? Habt ihr euch aufgrund eurer fraglos vorhandenen Qualität das Ziel „Wiederaufstieg“ gesetzt?

Muca: Wir haben jedenfalls eine tolle Truppe. Sie ist jung und lernwillig, und mit Martin Weinbach haben wir einen akribischen Coach, der uns sehr gut auf den Gegner einstellt. Die ersten Wochen haben mir schon gezeigt, dass es eine gute Entscheidung war, nach Fehlheim zu kommen. Das erste Spiel in Höchst haben wir klar mit 4:1 gewonnen, jetzt wollen wir natürlich auch am Sonntag gegen Nauheim nachlegen. Ein bestimmtes Ziel haben wir nicht ausgegeben, aber es ist ja klar, dass wir als Verbandsliga-Absteiger nicht versuchen, die Gruppenliga zu halten. Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen, und dann schauen wir, wo wir am Ende stehen.

David: Ich bin generell kein Freund von zu viel Understatement. Man kann selbstbewusst sein, ohne dabei überheblich zu wirken. Von daher kann ich schon sagen, dass ich mir selbst hohe Ziele setze. Ich bin nicht nach Fehlheim gekommen, um irgendwo im Tabellenmittelfeld herumzudümpeln. Wenn wir unsere Leistung abrufen, dann können wir auch direkt wieder aufsteigen. Das will ich auch, da mache ich keinen Hehl draus. Ich will oben mitspielen und ich hoffe, dass wir am Ende den Sprung auf den ersten oder zweiten Platz schaffen.

FuPa: Was sind deine Ziele? Möchtest Du noch einmal versuchen, dich für einen höherklassigen Verein zu empfehlen?

David: Naja, ich bin jetzt 26 Jahre alt, da muss man realistisch bleiben. Hätte ich mehr gewollt, hätte ich bei einem höherklassigen Verein unterschreiben können. Ich bin aber jemand, der gerne länger bei einem Verein bleibt. Sandhausen war da jetzt die Ausnahme. In Pfungstadt waren es fünf Jahre, bei Rot-Weiß Darmstadt immerhin drei. Ich habe mich bewusst für den VfR Fehlheim entschieden und hoffe, dass wir unsere Ziele gemeinsam erreichen können. Das ist eine tolle Truppe und es macht großen Spaß mit den Jungs.

Aufrufe: 011.8.2017, 16:17 Uhr
Frank LeberAutor