2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Will in der Dritten Liga Spiel- praxis sammeln und auf sich  aufmerksam machen:  Furkan Zorba aus Raunheim. Foto: Helmut Kemme
Will in der Dritten Liga Spiel- praxis sammeln und auf sich aufmerksam machen: Furkan Zorba aus Raunheim. Foto: Helmut Kemme

"Das war kein verlorenes Jahr"

Der Raunheimer Furkan Zorba lernt bei der Eintracht viel, hofft aber nun in Osnabrück auf einen Stammplatz

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Sechsmal stand er in der vergangenen Saison im Kader des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt. „Das erste Mal, beim Spiel gegen Dortmund, war etwas ganz Besonderes für mich. Sich als Fußballer aus der Region vor den Eintracht-Fans warm zu machen und nach dem Spiel mit ihnen zu feiern, war eine Supersache“, erinnert sich Furkan Zorba. Sechsmal kam der 19 Jahre alte Innenverteidiger allerdings auch keine einzige Minute zum Einsatz. Spielpraxis gab es nur in Testpartien und in der A-Jugend-Bundesliga. Die Konsequenz: Zorba wechselte in dieser Woche zum Drittligisten VfL Osnabrück.

„Als junger Profi brauche ich Spielpraxis“, sagt der in Rüsselsheim geborene und in Raunheim aufgewachsene Deutsch-Türke. „Ich sehe deshalb die Dritte Liga nicht als Rückschritt, sondern als Chance. Ich will mich weiterentwickeln und das Ganze als Sprungbrett für höhere Ligen nutzen.“ Der Konkurrenzkampf mit den gestandenen Profis in Frankfurt sei hart gewesen, der Sprung – noch – zu groß. „Die Eintracht hatte sehr gute Verteidiger und in der Hinrunde die zweitbeste Abwehr der Liga. Da war es schwer für mich. Außerdem ist meine Position eine, wo man viel riskiert, oft als letzter Mann. Dementsprechend setzen Trainer hier meist auf Erfahrung.“

Nach einem Gespräch mit Niko Kovac sei Trainer und Spieler klar gewesen, „dass es besser ist, wenn ich mich woanders beweise“. Ursprünglich sollte der türkische U 19-Nationalspieler ausgeliehen werden, doch schließlich gab ihn die Eintracht doch ganz ab, und Zorba unterschrieb einen Zweijahresvertrag beim VfL Osnabrück.

Der Abschied fiel dem Raunheimer, der nun erstmals aus dem Elternhaus auszieht und derzeit auf Wohnungssuche ist, nicht leicht. „Ich habe ja fast alle Jugendmannschaften durchlaufen.“ Als Vierjähriger fing Zorba beim SV 07 Raunheim mit dem Kicken an, in der E-Jugend wechselte er zum 1. FC Hattersheim, ehe er sich der D 2-Jugend der Eintracht anschloss. Vor einem Jahr, nach dem Abitur am Neuen Gymnasium in Rüsselsheim, erhielt er einen Profivertrag bis 2018 und trainierte die ganze Saison mit dem Bundesliga-Kader.

„Das war kein verlorenes Jahr für mich, sondern sehr wertvoll“, bilanziert Zorba. „Das Training mit den Profis ist komplett anders, was das Körperliche, Taktik und Spielgeschehen angeht, viel schneller und viel härter.“ Sein Fazit: „Ich musste mich anpassen, und das hat meiner Entwicklung gutgetan.“ Auf die Frage nach Stärken und Schwächen antwortet der Raunheimer: „Im Defensivbereich bin ich schon sehr gut, der Langsamste bin ich auch nicht. Aber im Spielaufbau kann ich mich noch verbessern.“

Für Osnabrück hat sich Zorba nach Gesprächen mit Trainer Joe Enochs und Sportdirektor Lothar Gans entschieden, weil er „vom Konzept und Gesamtpaket“ überzeugt ist. „Dort zählt alleine die Leistung, egal ob man jung oder alt ist, lange im Verein oder kurz“. Weitere Argumente für den VfL: „Sie waren letzte Saison Sechster, und es kamen viele junge Spieler zum Einsatz.“ Außerdem reize ihn ein Traditionsverein „mit tollen Fans und vollem Stadion“. Sein erster Eindruck: „Es ist alles sehr professionell hier. Und die Stadt lebt den Verein.“

Zorba wäre auch gerne in der Region geblieben, die mit Darmstadt 98, Wehen Wiesbaden, Kickers Offenbach und Waldhof Mannheim genügend höherklassige Klubs bietet. „Aber ich freue mich jetzt auf die Selbstständigkeit, zumal mich meine Eltern auch besuchen und unterstützen werden.“

Zorbas persönliches Ziel ist es, verletzungsfrei zu bleiben und Stammspieler zu werden. Am liebsten so schnell wie möglich, denn die ersten Höhepunkte stehen bald an: Das Auftaktspiel der Dritten Liga zwischen Karlsruhe und Osnabrück am 21. Juli wird live im SWR-Fernsehen übertragen, und in der ersten DFB-Pokal-Runde gastiert der Hamburger SV am Sonntag, 13. August, an der Bremer Brücke – „ein Riesenanreiz, da in der Startelf zu stehen“. Priorität hat aber die Liga: „Wir wollen um den Aufstieg mitspielen, der Rückstand war ja schon in der letzten Saison nicht groß.“

Eine Rückkehr zur Frankfurter Eintracht schließt Zorba nicht aus. „Wir sind im Guten geschieden. Und es ist mein Heimatverein.“ Das Pokalfinale in Berlin und der anschließende Empfang am Römer („Das war unglaublich“) haben Lust auf mehr gemacht. Und den Glauben daran, sich im Bundesliga-Oberhaus durchsetzen zu können, hat der Raunheimer nicht verloren: „Die Erste Liga traue ich mir auf jeden Fall zu.“

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„Ein Hochveranlagter Spieler“

VfL-Sportdirektor Lothar Gans hält viel von Osnabrücks Neuverpflichtung Furkan Zorba- „Furkan ist ein hochveranlagter Spieler, der uns im Defensivbereich verstärken soll“, erklärte der 64-Jährige in einer Mitteilung des Klubs. Der Fußball-Drittligist habe auf der Position des Innenverteidigers gezielt einen talentierten Linksfuß gesucht. „Wir sind froh, dass wir Furkan zum VfL holen konnten.“

Aufrufe: 010.7.2017, 06:04 Uhr
redAutor