2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: Mathias Ostertag
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Über Elferkiller, Spielentscheider und die obligatorische Kiste Bier

Im zweiten Teil unserer Reihe zu den Torhütern in der Kreisliga B5 kommen mit Ali Reza Ayobi (35) von der TSG Giengen, Nick Reiner (22) von SG Heldenfingen/Heuchlingen II und Kevin Pillmann (26) von der TSG Nattheim II nochmal drei ganz unterschiedliche Charaktere zu Wort.

Dass sie mal zu null spielen, kommt bei Ali, Nick und Kevin leider nur relativ selten vor. Trotzdem haben alle ihre ganz eigene Vorstellung davon, was dann passieren muss. Im Interview erläutern die drei ihre jeweils ganz eigene Sicht auf die Menschen, die Sonntag für Sonntag zwischen den Pfosten stehen und erzählen ihre jeweils ganz eigene Geschichte über das Torhüter-Dasein.

Ali Reza Ayobi (35), TSG Giengen: „Ich wurde hier super aufgenommen“


Was macht einen guten Torhüter aus deiner Sicht aus?

Ali Reza Ayobi: Ich rede viel mit meinen Innenverteidigern, denn das wichtigste ist, dass die Abstimmung passt. Da wird es dann auch manchmal etwas lauter. Als Torhüter muss man außerdem immer bereit sein und man muss schnelle Reaktion zeigen können. Das sind für mich die wichtigsten Punkte.

Wie reagierst du, wenn der Ball dann doch mal im eigenen Netz zappelt?

Ich versuche in so einer Situation, meine Mitspieler zu motivieren. Denn wichtig ist, dass es sofort weitergeht und man den Gegentreffer wegsteckt.

– Foto: Mathias Ostertag

Welches war dein stärkstes Spiel in der bisherigen Saison?

Im Spiel gegen Hohenmemmingen/Burgberg II habe ich eine Freistoß gehalten und hatte auch noch eine gute Reaktion in einer Eins-gegen-Eins-Aktion gezeigt. Das Spiel haben wir am Ende mit 3:0 gewonnen – ein super Ergebnis und ein super Tag für einen Torhüter also.

Was ist dein persönliches Ziel, wenn die Saison fortgesetzt wird?

Ich bin hier bei der TSG ja eigentlich nur der zweite Torhüter. Mein Ziel muss es also sein der Stammtorwart zu werden, vielleicht ja schon für die Rückrunde in dieser Saison. Langfristig möchte ich natürlich mit Giengen irgendwann aufsteigen und in einer höheren Liga spielen. Das wäre schon noch toll.

– Foto: Mathias Ostertag

Was macht die TSG Giengen für dich aus? Wie ist die Stimmung bei euch in der Mannschaft?

Die TSG Giengen ist ja mein erster und bislang einziger Verein, seitdem ich 2015 nach Deutschland gekommen bin, deshalb habe ich da kaum einen Vergleich. Ich kann aber auf jeden Fall sagen, dass ich hier super gut aufgenommen wurde und wir hier alle miteinander befreundet sind. Wir helfen uns, wo wir nur können, und das macht es für mich hier aus.

Was ist der größte Unterschied am Fußball in Afghanistan im Vergleich zu hier?
Das kann man nicht wirklich vergleichen, denn in Afghanistan habe ich eigentlich immer Futsal gespielt. Das ist dort sehr populär, hierzulande gibt es aber kaum Möglichkeiten. Hier ist es aber auch allgemein ganz anders, mit den vielen Vereinen etc. Das fußballerische Niveau ist hier deshalb auch viel höher.

Alis Leistungsdaten für die TSG gibt es hier zum Nachlesen.

Nick Reiner (22), SG Heldenfingen/Heuchlingen II: „In der Liga sind schon ein paar Viecher dabei“

„Klar sind Torhüter spezielle Typen! Wir entscheiden Spiele – im negativen und im positiven Sinne. Wir halten die Mannschaft zusammen, brüllen uns die Kehle aus dem Leib. Da musst du sehr speziell sein, um das zu können. Ein guter Torhüter muss vielseitig sein, mit dem Ball am Fuß und mit dem Körper in der Luft. Mitspielen und Mitdenken ist unheimlich wichtig für die Mannschaft. Ein guter Torhüter sollte auch gut sprechen beziehungsweise schreien können, das Spiel lesen und die Mitspieler stellen. Wenn du das kannst, bist du ein guter Torhüter. Es ist nie einfach, als „Junger“ irgendwo hinzukommen, das ist klar. Aber vor allem durch unseren Torwarttrainer Manuel Renner habe ich sehr schnell Anschluss gefunden und mir den sogenannten Respekt verschafft. Trotzdem ist es nicht einfach, in der Liga mit den anderen Torhütern mitzuhalten, da sind ja schon ein paar „Viecher“ dabei…

Im Fußball geht es nicht um einzelne Leistungen, sondern immer um die Mannschaft. Fußball ist ein Mannschaftssport, da gilt nur „Alle für einen, einer für alle“. Wenn einer einen Fehler macht, bauen ihn die anderen wieder auf, als Team!

Die Situation, dass dann doch mal einer im Netz zappelt, gibt es selbstverständlich auch. Aber das darfst du nicht so arg an dich rankommen lassen. Auch wenn du vielleicht etwas unglücklich ausgesehen hast, musst du immer positiv denken, sonst merkt auch die Mannschaft, dass etwas nicht stimmt und dann läuft vielleicht noch mehr schief. Wichtig ist es, nach dem Spiel darüber zu sprechen. Mir hilft es immer sehr, wenn ich mit unserem Coach Tobias Kopp die Szene nochmal durchgehe. Er gibt Tipps, schildert die Situation aus seiner Perspektive, sagt, wie er es gemacht hätte, analysiert die Entstehung des Angriffs und das Stellungsspiel der Verteidiger. Dadurch hackt man es schneller ab und nimmt dieses Wissen ins nächste Training oder Spiel mit. Aber auch das Gespräch mit den Verteidigern oder dem Kapitän hilft sehr dabei, die Situation abzuhacken und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Andersrum könnte ich mir aber schon vorstellen, dass ich der Mannschaft bei einem Spiel ohne Gegentor mal eine Kiste Bier spendiere. Aber spätestens nach zwei Spielen ohne Gegentor müsste die Mannschaft, oder sogar der Coach, mir eine Kiste Bier spendieren, die wir dann als Mannschaft zusammen genießen können.

Wir waren gut in Form vor dem Lockdown. Wir müssen an diese Leistung anknüpfen und als Mannschaft agieren, dann ist einiges möglich in der Rückrunde. Mein persönliches Ziel ist es, wieder Fußball zu spielen, mich mit den Mitspeilern zu treffen, eine schöne Zeit zu haben und das ein oder andere isotonische Erfrischungsgetränk zu trinken, ganz ohne Corona.“

Hier geht es weiter zu Nicks Spielerprofil.

Kevin Pillmann (26), TSG Nattheim II: Mister Elfmeterschießen

„Als Torhüter ist es schwierig, zu beurteilen, ob man jetzt irgendwie anders tickt als andere Spielertypen. Man sagt uns eine gewisse Verrücktheit nach, aber das sollen andere beurteilen.

– Foto: Mathias Ostertag

Ein guter Torhüter sollte meiner Meinung nach gute Reflexe haben, Ruhe und Sicherheit ausstrahlen, seine Mitspieler motivieren können, wenig entscheidende Fehler machen und wenn möglich einen brauchbaren Ball an seine Mitspieler bringen.

Man ärgert sich natürlich innerlich immer, wenn der Ball reingeht. Wenn man dann noch Mitschuld hat, macht man sich auch Gedanken, was man hätte besser oder anders machen können. Der Spielstand spielt dabei natürlich auch eine Rolle: Wenn das Spiel durch ein Gegentor für mich fällt, kann es schon mal passieren das ich den Ball einfach wegschieße. Manchmal trifft man dabei auch Gegenspieler oder Mitspieler lacht. Wenn man deutlich führt und nicht mehr lange zu spielen ist, dann kam man einen Gegentreffer aber auch einfach mal hinnehmen. Grundsätzlich sollte man sich nicht zu lange damit aufhalten, sondern einfach weitermachen und sich auf das restliche Spiel konzentrieren. Denn ändern kann man es eh nicht mehr.

– Foto: Mathias Ostertag

Mein bestes Spiel? Da denke ich an das Pokalspiel gegen die SGM Hohenmemmingen/Burgberg. In dem Spiel habe ich aber auch ein Gegentor verschuldet, das war das 2:2: Bei einem langen Ball über die Abwehr bin ich raus und wollte ihn fangen und habe natürlich auch gerufen. Leider war der Stürmer aber vorher dran und köpfte ihn ins Tor. Der Gegner bekam im Spiel noch einen Elfmeter zugesprochen, den ich parieren konnte. Somit konnte ich meinen Fehler wiedergutmachen. Wir hatten noch Chancen auf die Entscheidung in der regulären Spielzeit, konnte diese aber nicht nutzen. Somit gings ins Elfmeterschießen.

Der erste Elfmeter wurde übers Tor gejagt, den zweiten konnte ich halten. Wir waren quasi schon auf der Siegerstraße, da wir unsere ersten beiden verwandeln konnten. Doch wie das dann so ist: Von den restlichen drei Elfmetern haben wir zwei verschossen und so gings quasi nochmal in die Verlängerung. Es zog sich in die Länge, aber schließlich konnte ich doch noch einen halten und so viele Schützen standen uns auch nicht mehr zur Verfügung. Da fast alle mal schießen mussten, wurde ich nach dem gehaltenen Elfmeter aufgefordert, den nächsten zu schießen. Das war zwar wirklich sehr spontan und unerwartet, ich trat aber an und konnte verwandeln. Am Ende waren wir eine Runde weiter.

Mein persönliches Zeil für diese Saison ist möglichst fit zu werden und versuchen sich stetig zu verbessern. Als Mannschaft haben wir unser Ziel leider schon aus den Augen verloren, denn die Mannschaften an der Spitze sind schon zu weit enteilt. Aber man sollte versuchen, die Runde trotzdem möglichst gut abzuschließen und den ein oder anderen von oben noch zu ärgern.“



Kevins vollständige Leistungsdaten gibt es hier.

Aufrufe: 012.12.2020, 13:30 Uhr
Michael FeindertAutor