2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: Lukas Illenberger
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

"Wir wollen da unten raus!"

Manuel Geiger von Herbrechtingen/Bolheim erzählt im Interview, wie sein Team den Schwung der Vorsaison mitnehmen möchte, um endlich aufzusteigen.

Den Start einer Rakete, einer Dampflok oder mindestens eines Sportwagens muss man bemühen, um eine passende Vergleichsgröße zu der furiosen Hinrunde der SG Herbrechtingen/Bolheim in der vergangenen Saison zu finden. Doch der tolle Saisonstart blieb unbelohnt: Durch den Abbruch der Spielzeit waren alle Ergebnisse hinfällig.

Klar, dass Kapitän Manuel Geiger da ins Hadern kommt. Zudem muss der Klub den Abgang seines wohl besten Spielers Mario Laubmeier verkraften. Doch Geiger kommt im Interview auch ins Schwärmen: Es ist die gute Stimmung im Team und das Potenzial der Mannschat, was ihn zuversichtlich stimmt – denn in der kommenden Saison soll es mit dem Aufstieg endlich klappen!

Julian Hermann: Acht Spiele, 24 Punkte, 33 zu 5 Tore: Wie schwer steckt euch der Saisonabbruch noch in den Knochen?

Manuel Geiger: Ganz schwer. Wir haben so gute Leute im Team und die Kreisliga B5 gibt für uns nicht so viel her: Es gibt nur wenige spiele, vielversprechende Spieler wollen deshalb auch erst gar nicht zu uns kommen – Wir wollen so schnell wie möglich aus der B-Klasse raus.

Für mich persönlich ist das schlimm, weil ich früher immer mindestens Kreisliga A gespielt habe.

Warum habt ihr denn vor drei Jahren eine Spielgemeinschaft aus Herbrechtingen und Bolheim gegründet?

Da ging es darum, Leute zu halten. Eine Zeit lang hatten wir eine schlagkräftige Truppe in Herbrechtingen. Wir haben in der Kreisliga A um den Aufstieg mitgespielt, es aber mehrmals ganz knapp nicht gepackt. Es gab dann die schwierige Situation, dass uns ganz viele Spieler gleichzeitig verlassen haben – ein Bruch, der mich ganz besonders enttäuscht hat.

Danach gab es immer mehr Unmut, einen Trainerwechsel, dann den Abstieg in die Kreisliga B5. Mich nimmt das mit, weil ich schon sehr lange im Verein bin – der Fußball in Herbrechtingen ist mein Leben.

Beschreibe mal das Feeling dieser vergangenen Hinrunde, in der ihr alles gewonnen habt.

Es war das zweite Jahr in unserer Spielgemeinschaft und es lief überragend: Alle waren motiviert, es war eine top Gemeinschaft, wirklich überragend. Im zweiten Jahr sind wir richtig zusammengewachsen und waren zum Beispiel auch mindesten 26 Leute immer im Training.

Was war euer Erfolgsgeheimnis?

Wir haben mit offenem Visier gespielt, die Außenverteidiger sind marschiert, Mario Laubmeier war dann auch Gold wert. Wir haben die anderen Teams eingekesselt und wirklich alle haben mitgezogen. Und hinten kam kaum etwas auf den Kasten.

Und wie waren die letzten sieben, acht Monate? Gab es Kontakt untereinander?
Das war schon katastrophal. Man hat sich höchstens zufällig getroffen. Bei uns in der Mannschaft bauen derzeit viele. Manche haben sich zum Laufen getroffen, es gab auch eine Laufchallenge in der Mannschaft, bei der wir zusammen 1200km gelaufen sind.
Auch für die Reserve tat das richtig weh: In der vergangenen Saison haben die Spieler der zweiten Mannschaft super mitgezogen, im Jahr davor waren sie schon Reservemeister.

Was nimmt man mit aus so einer Saison?

Unser Trainer sagt: „Mund abwischen und genau so weitermachen, wie in der Hinrunde 2020/21“ – es gilt, aus der untersten Klasse rauszukommen. Klar fehlt uns dabei Mario Laubmeier, aber unsere Truppe ist trotzdem super.

Habt ihr schon wieder mit dem Training begonnen?

Am Freitag vor einer Woche gab es einen Spaßkick, an dem hauptsächlich junge Spieler teilgenommen haben. Man muss sich derzeit vorab noch testen, wenn man trainieren möchte, das ist vielen Spielern – mich eingeschlossen – aus zeitlichen Gründen aber ein zu großer Aufwand, da es noch nicht die offizielle Vorbereitung ist.

Richtig starten wollen wir Anfang Juli, wenn es hoffentlich auch ohne Tests geht. Wenn die Vorbereitung startet und man sich noch immer testen muss, mache ich das selbstverständlich.

Es wird für diesen Fall auch jemanden bei uns im Verein geben, der uns dann testen würde

Wie weh tut euch der Abgang von Mario Laubmeier?

Das tut uns sehr weh. Er hatte es glaube ich selbst nicht gedacht, dass es so gut bei ihm laufen würde. Wir hoffen, dass er das jetzt beim FV Sontheim packt. Um ganz ehrlich zu sein, hoffen wir aber auch, dass er in ein paar Jahren wieder mit uns zusammenkickt.

Was hat ihn als Spieler und menschlich ausgezeichnet?

Er ist ein ganz ruhiger, feiner Kerl, der aber durchaus direkt seine Meinung sagt, wenn es Gründe dafür gibt. Für ihn gab es nie Halbgas, er gibt immer alles. Ganz klar: Mario spielte viel zu gut für die B-Klasse. Unser Zusammenspiel hat gut funktioniert, gegen Eintracht Staufen gab es beispielsweise auch mal eine wunderbare One-Touc-Kombination, bei der Mario am Ende auch das Tor erzielt hat. Mit ihm zusammen zu spielen, hat großen Spaß gemacht.

Wie ersetzt ihr ihn?

Wir ersetzen ihn mit unserer individuellen Klasse (lacht). Ernsthaft: Er hat häufig den Unterschied gemacht, doch zweimal hatte er in der vergangenen Hinrunde auch gefehlt und gewonnen haben wir die Spiele trotzdem.

Gibt es Neuverpflichtungen oder Veränderungen für die neue Saison?

Kropp wird aus Sontheim zu uns zurück kommen, außerdem haben wir Matthias Kösler vom SV Asselfingen verpflichtet. Und ansonsten gibt es schon noch einige Eisen im Feuer, die wir zum gegebenen Zeitpunkt bekannt geben werden.

Ist euer Ziel ganz klar der Aufstieg?

Auf jeden Fall, da gibt es aus meiner Sicht gar keine Wahl, da bin ich direkt und ehrlich.

Wie geht es dir? Bist du fit?

Ich bin sehr fit. Ich hatte mal ein Jahr mit vielen Verletzungen, es war ausgerechnet das Jahr, in dem wir auch in die B-Klasse abgestiegen sind. Derzeit bin ich aber fit, war in der letzten Hinrunde in jedem Training. Gerade in der letzten Saison hat man die Fitness richtig gespürt. Wir waren voll durchtrainiert. Unser Trainer Gerhard Rühle hat da einen großen Anteil, denn er legt großen Wert auf die Fitness der Spieler.

Seit wann bist du Kapitän?

Das bin ich schon sehr lange. Ich war schon in der Jugend immer Kapitän, bin es eigentlich fast schon mein Leben lang. Als wir die Spielgemeinschaft gegründet hatten, war das für die Spieler, die aus Bolheim dazu gestoßen sind, von Anfang an völlig in Ordnung, ich kenne die Leute ja auch schon sehr lange. Unser Coach wollte mich auch von Anfang an als Kapitän.

Was ist dir denn besonders wichtig im Umgang mit deinen Mitspielern?

Mir ist sehr wichtig, dass alle Jungs voll mitziehen, bis zum Schluss, und alle Übungen im Training korrekt ausführen, egal, was wir auch machen, beim Trainingsspiel wie bei der Gymnastik.

Ich nehme aber auch Kritik von anderen an, habe auch mal einen schlechten Tag, und beim nächsten Mal passieren die Fehler dann nicht mehr. Eine klare Ansprache ist mir ganz wichtig.

Was würde euch ein Aufstieg überhaupt bedeuten?
Uns bedeutet das ganz viel. Gestern wäre regulär der letzte Spieltag gewesen, durch die Pandemie wurde das leider zunichte gemacht. Für den Klub, für die ganze Stadt würde es so viel bedeuten, wieder in der A-Klasse zu spielen. Es wäre ein Ereignis.

Wer wird euer härtester Konkurrent?
Ich denke mal Oggenhausen.

Manuel Geiger, geboren 1988, hat den Ball am Fuß, seitdem er vier Jahre alt ist. Bis heute lässt der Mittelfeldspieler kein Training oder Spiel aus – der Fußball ist seine große Leidenschaft, seine Liebe. In der Freizeit geht er gerne Joggen und Rad fahren. Geiger arbeitet als Zerspanungsmechaniker bei der Firma Voith und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Herbrechtingen.

Aufrufe: 019.6.2021, 13:00 Uhr
JHermannAutor