2024-04-25T14:35:39.956Z

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In Schieflage ist der VfL Frohnlach (blaue Trikots) aufgrund der Corona-Pandemie gekommen.
In Schieflage ist der VfL Frohnlach (blaue Trikots) aufgrund der Corona-Pandemie gekommen. – Foto: Hans Will

VfL Frohnlach kämpft ums Überleben

Finanziell schwert angeschlagener Traditionsklub aus Oberfranken hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen

Der oberfränkische Traditionsverein VfL 1919 Frohnlach kämpft ein Jahr nach dem 100-jährigen Bestehen ums Überleben. Der Klub aus dem Ortsteil der Gemeinde Ebersdorf bei Coburg steckt auch aufgrund der Corona-Pandemie in finanziellen Schwierigkeiten. Denn zwei große Sponsoren sind im Frühjahr abgesprungen. Nun hat der Verein eine Spendenaktion gestartet, die noch bis zum 17. August 2020 läuft. Ziel ist es, 10.000 Euro für die Grundsicherung zusammenzubringen, um die laufenden Kosten zu decken. Wie es mit dem Klub, der rund vier Jahrzehnte im Verbandsspielbereich des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) gespielt hat, weitergeht, entscheidet sich erst im nächsten Jahr.

Für Willi Schillig, Polstermöbelfabrikant aus Frohnlach, war Fußball sein Steckenpferd. Über Jahrzehnte hinweg unterstütze er seinen VfL finanziell großzügig. Das Stadion wurde vor einigen Jahren in "Willi-Schillig-Stadion" ihm zu Ehren umbenannt, denn der Gönner verstarb Ende März 2013 im Alter von 86 Jahren. Ende der 70er Jahre begann die "goldene Zeit" für die Oberfranken, die Frohnlach in ganz Bayern bekannt werden ließ. In den Jahren 1978 bis 1980 gelangen drei Aufstiege in Folge hinauf bis in die Bayernliga, damals dritte Ligaebene. 1979 qualifizierte sich der VfL für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal und schaffte es nach einem 8:4 nach Verlängerung über den SV Alemannia Haibach sogar in die zweite Runde, wo dann nach einem 0:9 bei den Stuttgarter Kickers Schluss war. In der Saison 2011/12 qualifizierten sich die Frohnlacher für die neu geschaffene Regionalliga Bayern. Von 2013 bis 2017 spielten die Oberfranken noch in der Bayernliga Nord. Es folgten zwei Abstiege bis in die Bezirksliga, im Vorjahr gelang die Rückkehr in die Landesliga Gruppe Nordwest, wo die Frohnlacher derzeit Relegationsplatz 15 belegen.

Zwei Großsponsoren sind abgesprungen.

Das Dilemma begann für den Traditionsklub im Frühjahr 2020 als die Corona-Pandemie ausbrach: "Da sind uns zwei große Sponsoren abgesprungen, die Corona als Grund genannt haben. Unser weiterer Großsponsor Schillig hat dann mitgeteilt, dass er alleine es nicht schaffen kann, die Lücke zu schließen", berichtet der Sportliche Leiter Christian Tremel. Was nun tun? "Wir hatten zwei Möglichkeiten: Entweder den Laden nach 101 Jahren sofort dicht zu machen, oder versuchen, den Verein auf neue finanzielle Säulen zu stellen. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden", so Tremel weiter. Aber das ist gar nicht so einfach, denn: "Die laufenden Kosten müssen ja von uns bedient werden. Wir hatten seit dem 29. November 2019 kein Heimspiel mehr, hatten seither also auch keine Einnahme. Es ist wegen Corona kein Ball mehr auf unserem Rasen gerollt, wir haben kein Getränk mehr verlauft, keine Bratwurst gebraten und das Vereinsheim ist seitdem zu."

Bisher sind durch die Aktion rund 1.000 Euro zusammengekommen.

Aber die Kosten laufen weiter wie beispielsweise eine Wassernachzahlung, Versicherungen und vieles mehr. Daher muss der Verein am Leben erhalten werden und dazu hat der ehemalige Pressesprecher und eingefleischte VfL-Fan Manuel Beck ein "Crowdfunding", also eine Spendenaktion, gestartet. "Jetzt zählt's! Ab sofort heißt es alles oder nichts. Unter dem Motto "Mehr als nur 100 Jahre" besteht bis zum 17. August 2020 um 20 Uhr die Möglichkeit, an der Rettung unseres VfL Frohnlach durch freie Spenden oder den Kauf attraktiver Prämien mitzuwirken. Wichtig: das Projekt ist nur erfolgreich, wenn wir unser selbstgewähltes Ziel von 10.000 Euro erreichen. Andernfalls geht das Geld zurück", so Beck. Zum Crowdfunding geht es hier: http://www.fairplaid.org/vflfrohnlach. Knapp 1.000 Euro, also ein Zehntel, ist bisher zusammengekommen. Damit sollen die finanziellen Weichen gestellt werden. Um die sportlichen Belange kümmert sich Tremel: "Wichtig ist schon mal, dass der Großteil der Mannschaft sich bereiterklärt hat, die Saison unter den erschwerten Bedingungen trotzdem zu Ende zu spielen." Nur Spielertrainer Bastian Renk (38), der ja seinen Abschied schon im Winter verkündet hatte, ist weg und hat in der Kreisklasse bei der SG Gundelsdorf / SV Reitsch angeheuert. Im Winter war aber bereits Marcel Burkard (30) nach Frohnlach zurückgekehrt, der den Spielertrainerposten von Renk mit sofortiger Wirkung übernimmt. Den VfL ebenfalls verlassen haben Ludwig Scheler zum TSV Sonnefeld, Lukas Riedel zum SV Friesen und Daniel Oppel zum TSV Grub am Forst. Einziger spielberechtigter Neuzugang ist Stürmer Kai Fischer (25) vom Bezirksligisten SpVgg Erlangen. Der Transfer von Angreifer Egzon Babatinca (26) vom Kreisligisten SV Pettstadt ist noch nicht vollzogen, weil bisher keine Freigabe aus Pettstadt erteilt wurde.

Abstieg in Kauf nehmen, Überleben sichern.

Wie es nun weitergehen soll, erläutert Tremel: "Wir versuchen, mit der Spendenaktion die finanzielle Grundsicherung zu gewährleisten. Parallel dazu versuchen wir, den Verein finanziell auf neue Säulen zu stellen. Im nächsten Jahr werden wir dann sehen, welche Liga wir finanziell stemmen können. Das kann die Landesliga, die Bezirksliga oder die Kreisliga sein, das ist offen. Wichtig ist, dass wir den Spielbetrieb aufrecht erhalten können. Denn wenn wir die erste Mannschaft abgemeldet hätten, dann hätten wir ja nächstes Jahr in der untersten Liga anfangen müssen." Die Frohnlacher würden, wenn es denn sein muss, den Abstieg aus der Landesliga hinnehmen. Doch ein ganz wichtiges Ziel steht über allem: "Wir wollen, dass unser Traditionsverein VfL Frohnlach überlebt." Denn 101 Jahre Sport "Am Wirtsteich" schmeißt man nicht mal eben so weg.

Aufrufe: 031.7.2020, 08:30 Uhr
Dirk Meier Autor