2024-05-10T08:19:16.237Z

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"Aufstieg als Ziel auszugeben wäre vermessen"

Stefan G. Rex, Trainer des VfB Uerdingen, im Interview

Nach fünf Wochen Vorbereitung, startete der VfB Uerdingen am vergangenen Wochenende mit einem 3:1-Sieg gegen Teutonia St.Tönis II, in die Saison. Trainer und Manager Stefan Rex spricht über die Vorbereitung, den neuen Kader, die Liga und seinen neuen Trainerpartner Sascha Hein.
Stefan, wie bewertest du rückblickend eure Vorbereitung insgesamt?

Rex Extrem gemischt. Personell war es durch Verletzungen, Urlaub und Beruf wirklich eine Katastrophe. Mit Unterstützung der Zweiten Mannschaft konnten wir trotzdem alle elf Testspiele absolvieren. Bis auf das Pokalspiel, wo wir am absoluten personellen Tiefpunkt und einfach auch wirklich Quark zusammen gespielt haben, waren die Spiele ansonsten allesamt recht ordentlich und phasenweise sogar richtig gut. Als Trainer willst du aber in der Vorbereitung, am liebsten fünf bis sechs Tage die Woche, auf den Platz mit den Jungs. Das ist eine Zeit, die man intensiv leben will mit dem Team. Und das war einfach nicht in dem Rahmen möglich, wie es ursprünglich geplant war, und das hat mich wirklich sehr gewurmt.

Welchen Eindruck hast du von euch als gesamte Truppe für die jetzige Saison?

Rex Zunächst mal ist es eine sehr erfahrene Mannschaft mit vielen starken Charakteren. Die Konstellation scheint aber richtig gut zu passen, da sich fast alle ohnehin kannten. Was ich großartig finde ist, dass bei uns etliche, typische alte Fußballerwerte zurück ins Team eingezogen sind. Dinge, die ich in den vergangenen Jahren teilweise durchaus vermisst habe und die im Teamgefühl viel ausmachen. Insgesamt brauchen wir aber natürlich noch Zeit, um uns als Truppe und vor allem auf dem Feld endgültig zu finden. Aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, auch wenn wir erst recht am Anfang stehen.

Trotzdem konntet ihr mit einem 3:1-Sieg gegen Teutonia II starten.

Rex Der Sieg war, in der Gesamtheit einer guten und fairen Partie, verdient. Die Mannschaft hat toll füreinander gearbeitet. In jeder Minute der Partie. Das war auch eine der Eigenschaften, die sich in der Vorbereitung zeigten, wenn wir zurücklagen oder einen Gegner hatten, der uns richtig gefordert hat. Das war gegen eine gute Truppe wie Teutonia absolut der Schlüssel. Wir konnten den Gegner oft doppelt oder gar dreifach besetzen und haben die Linien taktisch gut gehalten. Im Endeffekt war es aber nur ein einziger Sieg. Darauf können wir aber als teilweise neues Team aufbauen. Was wir positiv mitnehmen können ist die Tatsache, dass wir zu dem frühen Zeitpunkt ein Team geschlagen haben, dass oben mitspielen wird. Für mich hat niemand in der Liga ein derart talentiertes Team wie Teutonia. Da sind viele Jungs bei, die noch etliche Landes- und Oberligaspiele in ihrer Karriere vor sich haben.

Wen hälst du noch für einen Ligafavoriten?

Rex Allen voran sicherlich die Teams, die sich den Aufstiegkampf als Ziel auch durchaus selbst auf die Fahne geschrieben haben. Dazu gehören natürlich der TSV Bockum als Topfavorit und auch Waldniel zusammen mit Schiefbahn. Für ambitioniert halte ich aber auch Strümp, Kaldenkirchen und wie erwähnt Teutonia, eventuell auch TIV Nettetal. Ehrlich gesagt kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Hüls eine ähnlich schwache Saison spielt wie vorige Spielzeit. Dafür ist das Potential eigentlich viel zu groß. Insgesamt halte ich in der Liga viele Mannschaften für sehr gut aufgestellt. Viele Vereine machen wirklich sehr gute Arbeit. Es laufen richtig gute Jungs in dieser Liga rum, die auch höher kicken könnten. Ich sehe nicht eine einzige schwache Truppe. Es kann jeder jeden schlagen aus meiner Einschätzung heraus.

Wo liegen eure eigenen Ziele?

Rex Ich höre ja immer, wir hätten das Ziel aufzusteigen. Das wäre absolut vermessen und überhaupt nicht unsere Art, dass so als Ziel anzupeilen und es gibt null Druck, den wir uns da machen. Es wäre nach den erwähnten Problemen in der Vorbereitung und den Ausfällen völliger Quatsch, zum jetzigen Zeitpunkt ein klares Ziel auszugeben, geschweige denn die vorderen Plätze anzupeilen. Wo wir und der Rest der Liga wirklich stehen, zeigt sich in sechs bis acht Wochen. Wir haben eine gute Truppe, aber aktuell einen sehr kleinen Kader, den wir oft durch die Zweite ergänzen. Da muss man abwarten, wie gut wir das als Einheit kompensieren können und hoffen, dass wir von weiteren Ausfällen verschont bleiben. Dann wird man sehen, wo die Reise hingeht. Dass wir im optimal Fall guten Fußball spielen können und uns vor keinem verstecken brauchen, wissen wir.

Du hast mit Sascha Hein einen neuen Mann an deiner Seite. Eine Personalie, die viele überrascht hat.

Rex Dass es im Mikrokosmos des Krefelder Fußballs überrascht hat, mag sein, aber ehrlich gesagt hat uns das im Vorstand nicht beschäftigt. Man trifft ja nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen, von denen man sich eine positive Entwicklung erhofft, und das war in der Personalie absolut der Fall. Ich bin auf Sascha zugegangen, weil ich glaube, dass wir zusammen ein gute Einheit ergeben und als Trainer für ein Team Bereiche noch besser und abwechslungsreich abdecken können. Ich wollte einen Partner an meiner Seite, der mehr Verantwortung übernimmt, eigenständig ist und der selbst Cheftrainer-Erfahrung hat. All das trifft auf Sascha zu. Er macht das sehr gut und wir tauschen uns eigentlich jeden Tag mehrfach miteinander aus, weil wir beide den gleichen Fußball-Knall haben, und das macht richtig Bock. Das ist insgesamt auch für mich ein neuer Reiz, der mir Spaß macht und von dem beide Seiten sehr profitieren. Das Trainerteam hat einen guten Spirit untereinander, und dazu gehört auch Torwarttrainer Philipp Weißkopf.

Am Sonntag geht es für euch zum Mitabsteiger SSV Strümp. Was erwartest du vom Spiel?

Rex Strümp ist einfach in seiner neuen Trainer-, Mannschafts- und Vorstands-Struktur schwierig einzuschätzen. Vieles, was an Unruhe da war, hat man ja nur entfernt mitbekommen, und darum kann ich das nicht beurteilen. Von der Qualität der Truppe ist Strümp absolut ein Kandidat für das vordere Drittel. Inwieweit sich die Spielstruktur der vorigen Jahre geändert hat, kann ich heute noch nicht beurteilen, damit setzen wir uns im Trainerteam am Samstag erst auseinander. Aber Strümp ist stark in der Offensive und auf dem eigenen Platz immer Favorit, weil sie auf den taktisch gut geprägt sind. Trotzdem möchten wir versuchen, etwas mitzunehmen, auch wenn wir weiterhin knapp sind im Kader. Halten wir als Einheit dagegen, wie gegen Teutonia, kann was drin sein.
Aufrufe: 016.8.2019, 23:15 Uhr
VfB onlineAutor