2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mit 19 für den Regionalligisten VfB Stuttgart II am Ball: Georgios Spanoudakis	Foto: Imago
Mit 19 für den Regionalligisten VfB Stuttgart II am Ball: Georgios Spanoudakis Foto: Imago

„Ich glaube noch an mich“

Portrait: Der Rüsselsheimer Georgios Spanoudakis galt als großes Talent, doch schwere Verletzungen warfen ihn zurück

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Er galt als eines der größten deutschen Talente des Jahrgangs 1998 und war Jugend-Nationalspieler. Er wurde schon als Zehnjähriger vom FC Barcelona für das weltbekannte Internat La Masia verpflichtet und trainierte dort fünf Jahre. Er hätte 2014 einen Vertrag bei Arsenal London unterschreiben können und spielte im Jahr darauf als Sechzehnjähriger mit dem VfB Stuttgart das DM-Finale der B-Junioren gegen Borussia Dortmund (0:4). Der aus Rüsselsheim stammende Deutsch-Grieche Georgios Spanoudakis stand vor einer großen Karriere, doch diese ist durch zwei schwere Knieverletzungen in den vergangenen beiden Jahren ins Stocken geraten.

Gerade als sich der 19-Jährige Anfang dieses Jahres beim Regionalligisten VfB Stuttgart II in die Startelf gekämpft hatte, wurde er durch einen Ermüdungsbruch im rechten Mittelfuß ein drittes Mal außer Gefecht gesetzt. Doch trotz erneuter mehrwöchiger Reha-Maßnahme bleibt Spanoudakis zuversichtlich: „Erstliga-Profi ist immer noch mein Ziel. Dass ich durch die Verletzungen jeweils um drei, vier Monate zurückgeworfen wurde, ist schade, aber ich gebe weiter Gas. Und ich will es hier beim VfB schaffen.“

Spanoudakis, der beim TV Haßloch und SC Opel Rüsselsheim das Fußballspielen lernte und dann bei Eintracht Frankfurt auf sich aufmerksam machte, stand im Sommer 2016 unter Trainer Jos Luhukay bereits im Kader der ersten VfB-Mannschaft. „Da habe ich einen guten Eindruck hinterlassen und war nahe dran.“ Doch im Testspiel gegen St. Gallen tat das drei Monate zuvor angerissene Außenband im linken Knie wieder weh. „Dann musste ich länger aussetzen – und war erst einmal draußen.“

Mit zehn in der Talentschmiede La Masia des FC Barcelona: Georgios Spanoudakis.	Archivfoto: Privat
Mit zehn in der Talentschmiede La Masia des FC Barcelona: Georgios Spanoudakis. Archivfoto: Privat
Mit zehn in der Talentschmiede La Masia des FC Barcelona: Georgios Spanoudakis. Archivfoto: Privat

Seine zweite und letzte A-Jugend-Bundesligasaison 2016/17 verlief nach der Genesung vielversprechend für Spanoudakis. In 19 von 23 Spielen stand er im Kader. Die Bilanz des Mittelfeldspielers: Elf Startelf-Einsätze, sechs Einwechslungen, 1029 Spielminuten, fünf Tore, zwei Vorlagen. Doch Anfang April 2017, drei Spieltage vor Saisonende, der nächste Nackenschlag im Training: Außenmeniskus-Teilriss, wieder im linken Knie.

Der ohnehin nicht leichte Übergang von der Jugend zu den Aktiven wurde durch eine viermonatige Verletzungspause erschwert. „Ich habe die Vorbereitung verpasst, und da die Saison früh begann, war ich erst einmal außen vor.“ Mühsam kämpfte sich der Linksfuß wieder an die erste Elf heran, spielte zehn Minuten Ende November beim 1:2 gegen SSV Ulm und 90 beim 1:0 gegen Hessen Kassel Mitte Dezember. „Ich war gut drauf und dabei, den Sprung zum Stammspieler zu schaffen“, sagt der 19-Jährige über die Wintervorbereitung. „Ich glaube, ich hätte in der Rückrunde oft gespielt.“

Ermüdungsbruch Anfang Februar

Nach dem Ermüdungsbruch Anfang Februar gelte es nun, so schnell wie möglich fit zu werden, „damit ich noch ein paar Spielminuten diese Saison bekomme“. Wenn er in der Vorbereitung „endlich mal beschwerdefrei“ bleibe, traue er sich zu, in seiner zweiten Aktivensaison Regionalliga-Stammspieler zu werden. Der Vertrag beim VfB endet 2019, über einen Vereinswechsel denkt er nicht nach. „Ich will allen hier in Stuttgart beweisen, dass meine Verpflichtung 2014 richtig war und dass es für die Erste Liga reicht.“
Dabei spürt der in Giannitsa bei Thessaloniki geborene und in Rüsselsheim aufgewachsene Spanoudakis noch die Rückendeckung der VfB-Verantwortlichen. Immerhin war Zweitmannschaftstrainer Andreas Hinkel in der U17 Assistent des heutigen Schalke-Coachs Domenico Tedesco. „Er kennt mich und weiß, was ich kann.“

Georgios Spanoudakis sieht seine Stärken im Aufbauspiel und in der Handlungsschnellligkeit. Schwächen habe er noch im defensiven Bereich, „da habe ich mich in den vergangenen Jahren beim VfB aber schon verbessert im Vergleich zu meiner Zeit in Spanien“. Auch die Kraft- und Athletik-Defizite nach seinem Wechsel aus Barcelona seien nach wenigen Monaten kein Thema mehr gewesen.

Für Fahrdienste und zur moralischen Unterstützung während der Reha-Zeit sind Spanoudakis‘ Eltern Konstantinos und Joana derzeit häufig aus Rüsselsheim zu Gast in der Zwei-Zimmer-Wohnung in Bad Cannstatt, die drei Minuten vom VfB-Trainingsgelände entfernt liegt. Sie hoffen, dass ihr hochveranlagter Sohn noch die Chance bekommt, sich in der Ersten Liga zu beweisen. „In den letzten beiden Jahren hatte ich wenig Gelegenheiten, einen guten Eindruck zu hinterlassen“, sagt Georgios Spanoudakis nachdenklich. „Aber der VfB ist ein Verein, in dem sich Talente durchsetzen können, wie die Beispiele Timo Baumgartl und Timo Werner gezeigt haben.“

Der 21-jährige Stürmer Werner, jetzt bei RB Leipzig unter Vertrag, hat laut dem Internetportal transfermarkt.de mittlerweile einen Marktwert von 60 Millionen Euro, der gleichaltrige Verteidiger Baumgartl von sechs Millionen. Spanoudakis Marktwert wird auf 50.000 Euro taxiert, doch der 19-Jährige ist überzeugt: „Wenn ich mein Potenzial abrufe, schaffe ich es auch. Ich glaube noch an mich, ich muss nur gesund sein.“

Mit 13 Jahren, elf Monaten und 13 Tagen feierte Fußballer Georgios Spanoudakis sein Debüt in der deutschen U15-Nationalmannschaft. Bis zur U17 brachte es der Deutsch-Grieche auf insgesamt sechs Einsätze im Nationaltrikot. Weil der ehemalige Rüsselsheimer in der U18 nicht für die deutsche Auswahl nominiert wurde, nahm er die Einladung zu zwei Partien des griechischen U19-Nationalteams an. Ob und wie seine Länderspielkarriere weitergeht, darüber will der 19-jährige Spanoudakis derzeit gar nicht nachdenken: „Wenn ich wieder fit bin, fokussiere ich mich erst einmal voll auf den VfB.“

Aufrufe: 03.3.2018, 08:15 Uhr
Heiko WeissingerAutor