2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview

Martin Haustein: Werdegang, Vereinstreue und Teamgeist

Vereinstreue in der heutigen, schnelllebigen und erfolgsorientierten Gesellschaft oft nicht mehr möglich. Martin Haustein im Interview über seinen Werdegang, Vereinstreue und Spaß am Sport.

Martin „Hausi“ Haustein ist ein Pfundskerl – gefühlte zwei Meter groß und 100 Kilo schwer – aber kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen. Eine Ikone beim VfB Hermsdorf und ein bekanntes Gesicht im Berliner Fußball. Jahrelang hat der Vereinstreue Spieler alles für den Verein gegeben, diesen Sommer musste er seine Karriere jedoch aufgrund anhaltender Knieschmerzen mit nur 30 Jahren beenden.

Wenn „Hausi“ auf den Sportplatz gekommen ist, seine Trainingsklamotten oder sein Trikot mit der Nummer „99“ übergestreift hatte, war er immer mit 100% bei der Sache. Der Fußball war seine Leidenschaft, nicht nur auf dem Platz. Auch außerhalb hat er sich für seine Mitspieler eingesetzt, im Verein vermittelt und bei allen für gute Laune gesorgt.

Sein Kumpel und Mitspieler Kevin Bornfleth vermutet, dass der Verlust dieser „großen Persönlichkeit“ in der Mannschaft und im ganzen Verein „sportlich und auch menschlich“ eine „große Lücke hinterlassen“ wird.

„Hausi“, seit wann bist du eigentlich Mitglied beim VfB Hermsdorf?

1997 bin ich beim VfB Hermsdorf in der Fußballabteilung eingetreten.

Wow, 20 Jahre Mitgliedschaft in einem Verein! Heutzutage ist das keine Selbstverständlichkeit mehr - Wie kam es, dass du nie den Verein gewechselt hast? In erster Linie weil ich mich beim VfB immer wohl gefühlt habe und hier leistungsorientiert und trotzdem noch mit meinen Freunden zusammen spielen konnte.


Wie bist du damals zum Fußball und zum VfB gekommen?
Gegen die Pille habe ich schon immer im Garten gekickt. Zum VfB bin ich gekommen, weil dort zum einen mein drei Jahre älterer Bruder gespielt, zum anderen hat mich ein Freund aus der Schulklasse mit zum Training genommen.

Wie hat sich der Fußball in den letzten Jahren verändert?
Insgesamt bin ich der Meinung, dass mehr Augenmerk auf die technische Ausbildung (Beidfüßigkeit, Ballbehandlung, etc.) gelegt wird und somit die "deutschen Tugenden" erweitert und optimiert werde.

Und welche Veränderungen konntest du Amateurbereich beobachten?
Aus meiner Sicht hat sich das Niveau auf regionaler Ebene (Berlinliga/Landesliga) verschlechtert. Eine weitere negative Entwicklung, die man auch im Amateurbereich erkennen kann ist, dass es immer mehr nur noch ums Geld dreht - gerade jetzt in der Sommerpause, wo reihenweise Spieler hin-und her wechseln, nur weil es beim neuen Verein einen Schein mehr im Monat gibt.

Hat sich das Niveau im Amateurfußball wegen dem Geld verschlechtert oder gibt es dafür andere Gründe? Sicherlich trägt die Bedeutungszunahme des finanziellen Aspekts erheblich dazu bei, dass Spieler häufiger abgeworben werden und die Mannschaften in den Sommer- oder Winterpausen öfter durchgemischt werden. Qualität durch Kontinuität wird dadurch immer seltener.
Aber es tragen auch noch andere Faktoren dazu bei. In unserer schnelllebigen und leistungsorientierten Gesellschaft lassen sich Studium oder Beruf nicht mehr so einfach mit dem Fußball im Heimatverein verbinden, wie das vielleicht noch vor 10 oder 20 Jahren der Fall war.

Nun zurück zu dir und dem VfB - Was waren deine größte Erfolge, mit der Mannschaft und auch persönlich? Mit der Mannschaft auf dem Feld definitiv das Erreichen des Berliner Pokalfinales 2008 mit dem Halbfinalsieg an der Alten Försterei gegen den 1.FC Union Berlin (7:8 n.E.).
In der Halle waren es die Berliner Hallenmeisterschaften 2010 und 2012, bei denen wir als Sieger vom Parkett gingen.
Individuell zählen das Tor von der Mittellinie in der Verlängerung des Halbfinales des Berliner Pokals 2009 erneut gegen Union (diesmal verloren wir im Elfmeterschießen), die Wahl zum besten Spieler des Turniers 2010 bei der Berliner Hallenmeisterschaft und bisher 2 Länderspiele für die Fußball Nationalmannschaft der Deutschen Bahn zu meinen Erfolgen.

Im Fußball gibt es aber auch Rückschläge zu verkraften, welche musstest du selber miterleben?
Diverse Verletzungen, die zu insgesamt 3 Operationen am rechten Knie führten.


Warum hast du Fußball gespielt?
In erster Linie weil er mir Spaß gemacht hat, aber auch als Ausgleich zum Alltag in der Schule, Uni oder später im Beruf.

Was konntest du für Erfahrungen sammeln und was hat dir in deiner Karriere am besten gefallen?
Der Teamgeist, der sich in einer Mannschaft entwickelt mit der man jahrelang zusammenspielt und was man damit erreichen kann ist einfach unglaublich.
Auch das man beim VfB Hermsdorf ein familiäres Umfeld hat und im Laufe der Jahre Freunde für das Leben gefunden hat


Eine letzte Frage noch, wer war dein Vorbild? Zinedine Zidane

Ich danke Martin Haustein, dass er sich die Zeit genommen hat und meine Fragen beantwortet hat und wünsche ihm für seine Berufliche und eventuell auch irgendwann sportliche Zukunft alles Gute.

Das Interview führte Marcel Peters.




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Aufrufe: 04.7.2017, 18:44 Uhr
Marcel PetersAutor