2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait
Will beim VfB Ginsheim im offensiven Mittelfeld Akzente setzen: Neuzugang Simon Geisler, hier beim 3:3 im Testspiel am Dienstagabend bei Regionalligist TSV Schott Mainz.	Foto: Marc Schüler
Will beim VfB Ginsheim im offensiven Mittelfeld Akzente setzen: Neuzugang Simon Geisler, hier beim 3:3 im Testspiel am Dienstagabend bei Regionalligist TSV Schott Mainz. Foto: Marc Schüler

"Ziel Profi nicht ganz aufgegeben"

Simon Geisler: Offensivspieler aus Walldorf nach Karriereknick nun in Ginsheim / In der Jugend bei Lilien und Mainz 05

Simon Geisler war auf dem Weg zum Fußball-Profi schon ziemlich weit: Nach den Anfängen bei SKG und Rot-Weiß Walldorf trug der in Walldorf aufgewachsene und noch wohnende Offensivspieler eine D-Jugend-Saison lang das Trikot von Eintracht Frankfurt; beim SV Darmstadt 98 überzeugte er in der U 15- und U 17-Hessenliga, und mit dem FSV Mainz 05 spielte er erfolgreich in der B- und A-Junioren-Bundesliga.

Doch dann erlebte der ehemalige Hessenauswahlspieler einen Karriereknick. Nach drei Jahren in der Fünften Liga, in denen sich der Traum vom Fußball-Profi nicht verwirklichen ließ, einer einmonatigen Thailand-Reise im Sommer und einigen Trainingseinheiten beim A-Ligisten Rot-Weiß Walldorf II hat er sich nun dem Hessenliga-Aufsteiger VfB Ginsheim angeschlossen.

Der Kontakt kam über den befreundeten Ginsheimer Linksverteidiger Eduardo Landu Mateus zustande, mit dem der 22-Jährige nach der A-Jugend-Zeit in Mainz ein Jahr beim SV Wehen Wiesbaden II spielte. „Nach Wiesbaden zu wechseln, war wohl ein Fehler. Da wäre ich besser zu einem Regionalligisten gegangen“, sagt Geisler. Als Perspektivspieler für die erste Mannschaft geholt, konnte der Walldorfer nicht mit dem Drittliga-Kader trainieren, weil er im letzten Schuljahr vor dem Abitur bis 17 Uhr Unterricht hatte, und fand so keinen Anschluss zu den Profis.

Danach wechselte Geisler zum Oberligisten SV Sandhausen II, wo er sich einen Stammplatz erkämpfte und in eineinhalb Jahren 46 Partien bestritt. „Ich habe oft mit den Profis trainiert und mir aufgrund meiner Leistungen auch Hoffnungen gemacht, aber der Verein setzt bei der Kaderzusammenstellung mehr auf erfahrene Spieler.“ Da Sandhausen ihm nur einen Vertrag für die zweite Mannschaft anbot, verlängerte Geisler nicht. „Um Fünfte Liga zu spielen, war mir der Aufwand mit den teils zweistündigen Anfahrten von Walldorf zum Training zu hoch.“

Nach der vergangenen Saison nahm sich Geisler erst einmal eine Auszeit. „Ich bin einen Monat durch Thailand gereist, um ein bisschen Abstand vom Fußball zu bekommen. Die letzten Jahre war die Belastung immer hoch, und ich hatte jahrelang keinen Sommerurlaub.“

Zurück aus Asien, trainierte der 22-Jährige zunächst bei Rot-Weiß Walldorf II. „Das hat Spaß gemacht, weil da viele Freunde spielen, aber ich habe gemerkt, dass ich ein gewisses Niveau noch kicken möchte.“ Trotz finanziell lukrativerer Angebote von anderen Fünftligisten entschied sich Geisler für ein Engagement beim VfB Ginsheim. „Es gibt dort viele junge talentierte Spieler. Mit Trainer Artur Lemm und Manager Marcus Spahn hatte ich gute Gespräche. Und ich kannte fast die halbe Mannschaft schon.“ Mit Lukas Manneck, Eray Eren, Ivan Raspaglia und Marvin Wagner hat Geisler früher schon zusammengespielt, mit Jan Finger ging er gemeinsam zur Schule.

„Fußballerisch bringe ich alles mit, um der Mannschaft zu helfen, aber mir fehlt Spielpraxis“, sagt Geisler, der in Mainz unter den späteren Bundesliga-Coachs Sandro Schwarz (A-Jugend) und Martin Schmitt (U23) trainiert hat. Spielpraxis hat sich der 22-Jährige am Wochenende beim 3:1-Auswärtssieg der zweiten Mannschaft gegen Türk Gücü Rüsselsheim geholt. Das Pflichtspieldebüt misslang zwar nach eigener Einschätzung („Ich war superlangsam im Kopf; das war mein schlechtestes Spiel seit fünf Jahren“), dennoch hofft Geisler, sich über gute Leistungen im Training bald für den Hessenliga-Kader empfehlen zu können. Coach Artur Lemm ist jedenfalls zufrieden mit den ersten vier Wochen beim VfB: „Er hat sich schnell integriert und kann uns in der nahen Zukunft helfen.“

Dritte Liga reizt nach wie vor

Geislers Vertrag läuft bis Saisonende. „Das Ziel Profi habe ich nicht ganz aufgegeben“, sagt er über seine Karriereplanung. „Wenn ein Angebot kommt und alles passt, ist die Dritte Liga nach wie vor reizvoll.“ Bis dahin will er sich auf das Fernstudium (Sportbusiness-Management in Düsseldorf) konzentrieren und mit Aufsteiger Ginsheim für Furore in der Hessenliga sorgen. „Das jüngste 3:3 bei Spitzenreiter Lehnerz und das 0:2 in Alzenau haben gezeigt, welches spielerische Potenzial in der Mannschaft steckt, aber auch wie unerfahren sie ist.“ Fest steht für Geisler: „Wenn sich die Mannschaft entwickelt und routinierter wird, kann es in den nächsten Jahren weiter nach oben gehen.“

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Linksfuss im offensiven Mittelfeld

Als Stärken nennt Simon Geisler vom Hessenligisten VfB Ginsheim „Übersicht, Abschluss, Tempodribblings, Eins-gegen-Eins-Situationen und das Passspiel“. Und die Schwächen? „Das Kopfballspiel, und ich muss gegen den Ball noch aggressiver werden.“ Außerdem fehle die Konstanz: „In Sandhausen hatte ich mal in zwei Spielen sechs Scorerpunkte, danach fünf Spiele überhaupt keinen.“ In der Offensive könne er „alles spielen, auch Mittelstürmer und auf der Zehn“, sagt der 22-jährige Linksfuß, aber im rechten Mittelfeld fühle er sich am wohlsten.

Aufrufe: 022.10.2017, 08:00 Uhr
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