2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
– Foto: Marwin Wolf

Kommentar: Vorbilder oder Vollidioten

Corona beschäftigt so ziemlich alle Gremien in allen Bereichen des Lebens. Auch in der FuPa-Redaktion macht man sich so seine Gedanken.

Ein Kommentar

Also eines ist mal ganz klar: Fußball gehört zu den wichtigsten Dingen in meinem Leben. Ich liebe dieses Spiel, liebe es darüber nachzudenken, darüber zu reden, darüber zu schreiben, es zu spielen. An vielen Tagen beherrscht dieses runde Ding die allermeisten meiner Gedanken. Zum Glück, denn auch das macht den Sport so großartig, gibt es so viele Fußballverrückte wie mich, die sich ihrem Team, dem Amateurfußball verschrieben haben und selbstverständlich auch gerne in vollen Bundesligastadien sind und ihrem Club zujubeln.

Aber – und es war ja irgendwie klar, dass das jetzt kommt – ich verstehe das Zögern im Moment überhaupt nicht, kann nicht nachvollziehen wie Menschen verantwortungsvolles Handeln scheinbar immer noch „Panikmache“ nennen. Sind wir Fußballverrückten manchmal so in unserem Kosmos, dass wir denken, die Einhaltung unserer Spielpläne stünde über einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, der Gesundheit von Menschen? Denken wir Fußballverrückten wirklich, dass unser heiliger Fußballspielplan die feste Bastion ist, die egal in welcher Krisensituation unseren Fels bildet. Ehrlich?

Für mich gehts auch darum zu verstehen, dass man eben nicht immer nur Verantwortung für sich selbst übernehmen muss. „Und wenn ich es habe, wird es nicht so schlimm. Nur wie eine Erkältung“, hört man da. Wer nur simple Zusammenhänge versteht, muss feststellen, wie dämlich dieser Bullshit ist. „Das Durchschnittsalter der tödlichen Verläufe in Italien liegt bei über 80 Jahren“, hört man da ebenfalls. Eine Aussage, so lapidar sie manchmal getätigt wird, sodass man sich schämen darf. Es hört sich manchmal an, als ob es auf diese Menschen gar nicht ankäme. Sie sind ohnehin alt und krank. Manchmal habe ich den Eindruck, als würden einige das als Kollateralschaden betrachten, da es einem selbst (auch nur scheinbar) nichts anhaben kann. Pfui, kann ich da nur sagen. Was wenn es um eure Oma, Mutter, Tante geht?

Nun beraten diejenigen, die halt so was zu sagen haben im Fußball, im Sport und überhaupt bei Veranstaltungen über Geisterspiele, Teilnahmebegrenzungen und Absagen. Erster Impuls als ich Geisterspiele hörte...? Fand ich gut, verantwortungsvoll. Aber das war eine fromme Illusion, die schnell verpuffte. Die Spieler von Borussia Mönchengladbach feiern die Fanmassen, die sich vor dem Stadion versammelten nach dem Spiel...? What? Denkt da eigentlich einer nach? In Paris sollen beim Champions League Spiel Tausende vor dem Stadion gewesen sein. PSG-Spieler Layvin Kurzawa hüpft jubelnd in einen Pulk Fans. Diego Costa hustet nach dem Spiel in Liverpool (es sollte wohl ein Witz werden) einem Journalisten mit Absicht an und grinst. Vorbilder? Vollidioten! Andere Veranstalter rufen auf bei Tickets schnell zuzugreifen, weil man maximal 999 Tickets hat (Veranstaltungen ab 1000 Personen wurden verboten). Es wird sich lächerlich gemacht über die Entscheidungen derer die Verantwortung übernehmen. Ehrlich? Eine Veranstaltung mit 999 durchzuführen ist ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die alles tun, um Gesundheit zu schützen, die die erkrankt sind oder vielleicht sogar bereits gestorben sind.

Sagt die Spiele ab, sagt Veranstaltungen ab – scheinbar verstehen einfach zu viele Leute nicht, dass sie auch verantwortlich sind, wie es mit dem Virus, der wie ein Bier heißt, weitergeht.

Es geht nicht um Panikmache. Aber eins sei auch gesagt: Für die, die meinen, dass aufgrund relativ geringer Fallzahlen in ihrer direkten Umgebung keine Maßnahmen nötig seien; die haben sich noch nie so getäuscht. Simpelste Mathematik kann darüber aufklären, was passieren wird. Darauf braucht man nicht zu warten. Es geht um Verantwortung für sich und andere. Und da sollten, finde ich zumindest, die Verantwortungsträger Entscheidungen treffen. Entscheidungen die dem Gemeinwohl dienen, dem aktuell übergeordneten Ziel.

Denn mal ganz ehrlich, was nutzt ein durchgezogener Kreisliga-Spielplan, wenn ein Gesundheitssystem nicht mehr Herr der Lage wird? Fußball ist auch für mich die wichtigste Nebensache, aber manchmal nehmen wir uns zu wichtig. Und manchmal gibt es sogar Dinge – dachte nie das das mal von mir kommt – die sind wichtiger als Fußball. Übernehmt Verantwortung und leistet euren Beitrag dafür, dass jeder der Hilfe braucht, auch die nötige Versorgung bekommen kann. Das ist nämlich alles auch oftmals nur solange übertrieben bis vielleicht der eigene Großvater am Beatmungsgerät ist.

Gesundheit ist wichtiger als Fußball....

Aufrufe: 012.3.2020, 18:30 Uhr
Felix BöhmAutor