Bezirksliga: Furioser Start in die neue Spielzeit

Das war doch für den Anfang gar nicht schlecht: 26 Tore in sieben Begegnungen, einige überraschende Resultate und noch etliches mehr bot der erste Spieltag der am Sonntag gestarteten Bezirksligasaison dem Fußballfreund. Sei es nun, dass ein Club binnen kürzester Zeit gleich drei Torhüter brauchte, ein Aufsteiger seine Premiere mit dem Eigentor des Jahres feierte, ein einstiges Kellerkind beinahe die Spitze erobert hätte oder ein Geheimfavorit nach einem vogelwilden Spiel noch Federn ließ.

MTV Stuttgart - SV Vaihingen 4:0

In der vergangenen Runde hatte der MTV Stuttgart mit Ach und Krach den Klassenverbleib gerettet. Verständlich, dass die Mannschaft um Trainer Francesco Mazzella di Bosco eine solche Horror-Saison nicht wiederholen will. Der Kader wurde verstärkt, die Vorbereitung fokussiert angegangen. Es deutet einiges darauf hin, dass diese Maßnahmen greifen und der MTV die Wende tatsächlich schaffen wird. Denn obwohl Mazzella di Bosco zum Saisonbeginn auf ein halbes Dutzend Stammkräfte – darunter Top-Torjäger Raphael Hahn und Fadi Odesh sowie Neuzugang Kevin Rock – verzichten musste, landete die Elf vom Kräherwald einen klaren 4:0-Sieg über den SV Vaihingen. Zwar taten sich die Platzherren am Anfang etwas schwer, doch in der 17. Minute schaltete Patrick Backes nach einem Einwurf am schnellsten und traf zum 1:0 für den MTV, der das eine oder andere spielerische Defizit mit einer Menge Einsatzwillen und Laufarbeit wettmachte. Das zahlte sich in der 33. Minute erneut aus, als Nico Springer auf 2:0 erhöhte. Nun hatten zwar auch die Vaihinger Tormöglichkeiten, doch MTV-Schlussmann Marc Wulle ließ sich nicht überwinden. Der Freistoßtreffer von Björn Lorer zum 3:0 in der 71. Minute und das nur vier Minuten später durch Backes nachgelegte 4:0 ließ die Gegenwehr der Gäste erlahmen. „Wir waren einfach die effektivere Mannschaft“, urteilte Mazzella di Bosco über den gelungenen Auftakt. Denn in der vergangenen Runde hatte der MTV erst am siebten Spieltag den ersten Saisonsieg feiern können. Und wo wir gerade bei der Statistik sind: Die Stuttgarter stehen aktuell auf Tabellenplatz zwei – das war letztmals am 13. Spieltag der Saison 2015/2016 der Fall.

Tore: 1:0 Patrick Backes (17.), 2:0 Nico Springer (33.), 3:0 Björn Lorer (71.), 4:0 Patrick Backes (75.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Benjamin Schiffner (71./SV Vaihingen)

SpVgg 1887 Möhringen e.V. - OFK Beograd Stuttgart 1:2

Nicht viel anders als dem MTV ist es vorherige Saison dem OFK Beograd Stuttgart gegangen. Und wie die Kollegen vom Kräherwald haben auch die Verantwortlichen des OFK die Weichen neu gestellt. Womit man schnell bei der dritten Gemeinsamkeit ist – es hat funktioniert. Die Serben behaupteten sich mit 2:1 bei der Spvgg Möhringen und damit dem Überraschungsteam der Saison 2018/2019, das seinerzeit Platz drei in der Abschlusstabelle belegt hat. Dabei hatte es gar nicht gut für die Beograder angefangen. Denn am Spieltag bekam Trainer Jovica Milojkovic von seinem Stammtorwart Dusan Martic eine Absage, weil der Torwart arbeiten musste. Die Lücke schloss Ersatzkeeper Zeljko Komatina, allerdings nur 35 Minuten lang. Dann musste Komatina wegen einer Oberschenkelzerrung ausgewechselt werden, und zwar gegen den eigentlich als eine Art Torwart-Assistenztrainer fungierenden Amaniel Gebrehiwot. Doch die Nummer drei auf dem Posten der Nummer eins machte ein starkes Spiel und trug seinen Teil dazu bei, dass die Beograder den Platz an der Hechinger Straße als Sieger verließen. Wobei just der Möhringer Torwart Maximilian Roeck beim ersten Treffer der Serben Pate gestanden hatte. Er holte den OFK-Neuzugang Blessing Omoregie regelwidrig von den Beinen. Die Folge: Strafstoß für den OFK, den Benedikt Schneider zum 1:0 verwandelte, und zwei unzufriedene Trainer. Spvgg-Coach Karl-Heinz Fuhrmann, weil er Omoregie vor dem Foul „klar im Abseits“ gesehen hatte; Milojkovic, weil er für das Einsteigen Roecks die rote Karte für eine angemessene Strafe hielt. Für den nächsten folgenschweren Patzer zeichnete wiederum ein Möhringer verantwortlich. Steven Jordan unterlief kurz vor der Pause aus dem Getümmel heraus ein Eigentor zum 2:0 für die Gäste. Die Platzherren legten sich in Hälfte zwei noch einmal richtig ins Zeug, konnten Gebrehiwot aber nur ein Mal überwinden. In der 59. Minute verursachte OFK-Verteidiger Xenofon Manafis ebenfalls einen Foulelfmeter, den Marvin Kuhn zum 1:2-Anschluss verwandelte. Die letzte Tormöglichkeit der Partie hatten jedoch die Beograder in Person des eingewechselten Petar Vidovic, dessen Schuss kurz vor Schluss allerdings nur die Latte des Möhringer Tores traf.

Die Sportvg Feuerbach hatte in ihrem Auftaktspiel Neuland zu betreten. Denn es verliert sich im Nebel der Geschichte, wann sich die Nord-Stuttgarter zum letzten Mal mit dem TSV Musberg messen mussten. Jedenfalls hat sich inzwischen in Musberg einiges geändert. Es gibt dort beispielsweise einen Kunstrasenplatz. Allerdings einen, der den Qualitätsvorstellungen von Sportvg-Coach Rocco Cesarano so gar nicht entsprach. „Dieser Platz ist so klein, da stehen sich 22 Mann und ein Schiedsrichter eigentlich nur die ganze Zeit im Weg“, zürnte der Feuerbacher Trainer. Ob es aber wirklich nur allein am Untergrund lag, dass sich die Begegnung zu einer ziemlich vogelwilden Darbietung entwickelte, sei dahingestellt. Die Sportvg, neben den Möhringern die Überraschungsmannschaft der vergangenen Spielzeit, suchte zunächst nach ihrer spielerischen Linie, fand sie aber nicht. „Alles zu wild und zu hektisch“, urteilte Cesarano. Die Musberger spielten ähnlich – gingen aber in der 17. Minute dennoch in Front. Den Ausgleich besorgten übrigens auch die Platzherren – auf eine ziemlich kuriose Weise. TSV-Verteidiger Marc Wiederoder passte das Spielgerät in der 27. Minute zu seinem Keeper Simon Hochschein zurück. Doch erstens war der Rückpass schlampig gespielt, zweitens rechnete Hochschein nicht mit ihm – und der Ball hoppelte zum 1:1 ins Musberger Tor. „Das war Slapstick pur, das Eigentor des Jahres“, sagte Cesarano. Lange hielt die Heiterkeit des Feuerbacher Trainers nicht an. Denn der muntere Schlagabtausch frei von taktischen Zwängen ging weiter. Zunächst mit dem 2:1 für die Sportvg durch Amir Limani. Das 2:2 noch vor der Pause resultierte wiederum aus einem Feuerbacher Patzer. Ballverlust Erdinc Bozoglu, Foul von Mertcan Özocak – Elfmeter und Tor für den Aufsteiger. Özocak bügelte seinen Patzer mit der Vorlage für Limanis Treffer zum 3:2 zwar wieder aus, doch in der 81. Minute leistete sich Zabedin Bajrami einen Aussetzer, der im 3:3 für Musberg gipfelte. Beinahe hätten die Platzherren noch den Siegtreffer erzielt, vergaben die Großchance in der Schlussminute aber.

Tore: 1:0 Dennis Zschorsch (17.), 1:1 (27. Eigentor), 1:2 Amir Limani (31.), 2:2 Lukas Zug (45. Foulelfmeter), 2:3 Amir Limani (47.), 3:3 Marc Wiederoder (81.)



TSVgg Plattenhardt - TV89 Zuffenhausen 1:0

Zwei gute Chancen hatte der TV89 Zuffenhausen bei seinem Gastspiel bei der TSVgg Plattenhardt. Doch sowohl Tekin Cadir als auch Kai Prechter setzten ihre Schüsse etwas zu hoch an. Da war allerdings schon der Löwenanteil der Spielzeit vorbei. Und zuvor hatten die Plattenhardter vor allem in Hälfte eins nicht nur das Geschehen dominiert, sondern selbst Tormöglichkeiten zuhauf vergeben. Einzig der Ex-Profi und einstige N.A.F.I.-Kicker Ali Parhizi hatte es in der 15. Minute fertiggebracht, mit einem 25-Meter-Schuss in den Winkel das Runde im Eckigen zu versenken. Dass es bei einem Gegentor blieb, lag zum Teil auch an Marco Berrer. Der Keeper der Zuffenhäuser musste kurzerhand reaktiviert werden, nachdem die etatmäßige Nummer eins, Angelo Ngrantsanlis, verletzungsbedingt passen musste. Und seine Stellvertreter Julian Carrasco und Dominik Schmallenbach weilten noch in Urlaub. Berrer machte seine Arbeit ordentlich, doch in Ermangelung eines eigenen Treffers startet der Aufsteiger TV89 mit einer Niederlage in die Saison. Was der Sportliche Leiter der Nord-Stuttgarter, Christian Bauer, etwas bedauert: „Es wäre zwar nicht verdient gewesen, aber ein Punkt war für uns drin.“

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