2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Bei Drittligist Chemnitz gehört der niederbayerische Oberpfälzer Pascal Itter zum absoluten Stammpersonal.
Bei Drittligist Chemnitz gehört der niederbayerische Oberpfälzer Pascal Itter zum absoluten Stammpersonal. – Foto: Heiko van der Velden

Pascal Itter - der niederbayerische Oberpfälzer aus Hessen in Sachsen

Niederbayerische Exportschlager: Pascal Itter +++ Der 25-jährige Verteidiger spielt aktuell bei Drittligist Chemnitzer FC, ausgebildet wurde er beim TV Schierling

Zugegeben, ganz so einfach ist diese Biographie nicht, deshalb der Reihe nach: Geboren wurde Pascal Itter im hessischen Schwalmstadt. Nachdem sein Vater, ein Berufssoldat, in den Regensburger Raum versetzt worden ist, wuchs der U19-Europameister in der Oberpfalz auf. Sein Heimatverein, der TV Schierling gehört geographisch gesehen diesem Bezirk an, in fußballerischer Hinsicht allerdings dem niederbayerischen Fußballkreis "West". Nach Stationen beim Club, auf Schalke, in Grödig (Österreich) und Paderborn ist der 25-Jährige inzwischen für Drittligist Chemnitz aktiv. Warum der Verteidiger trotz seiner vielschichtigen Vergangenheit dennoch prädestiniert ist für die Serie "Niederbayerische Exportschlager", verät er im FuPa-Interview.

Pascal, in einer Serie mit dem Namen "Niederbayerische Exportschlager" stellen wir niederbayerische Fußballer vor, die es in den Profibereich geschafft haben. Bist Du prädestiniert für diese Serie?
Ich denke schon. Dadurch, dass ich meine fußballerischen Wurzeln beim TV Schierling habe, passe ich ganz gut rein.

Hintergrund der Frage: Du wurdest im hessischen Schwalmstadt geboren, Dein Heimatverein ist der TV Schierling, der fußballerisch zu Niederbayern gehört, aber geographisch zur Oberpfalz. Bist Du nun Hesse, Niederbayer oder Oberpfälzer?
Ich würde sagen, ein bisschen von allem. Bairisch kann ich noch ein wenig. In Hessen lebt zwar meine Verwandtschaft, ich selber war dort jedoch nie heimisch.


"Der Charakter bildet sich unabhängig von der Herkunft"

Welche der jeweils dem Landstrich klischeehaft zugehörige Eigenheiten finden Sich Deiner Meinung nach in Deinem Charakter wieder?
Das ist schwer zu sagen. Ich bin davon überzeugt, dass sich der Charakter nicht durch geographische Herkunft formt.

Gibt’s heute noch Kontakt nach Schierling?
Ja. Mein Bruder wohnt in der Nähe von Regensburg. Und ich verfolge nach wie vor den TV. Dazu kommen noch ein paar Verbindungen mit ehemaligen Weggefährten der Kirchengemeindegruppe und Kindheitsfreunde.

Ähnlich wie schon in Deiner Kindheit ging es auch als Jung-Profi weiter: Nürnberg, Schalke, Grödig, Paderborn und nun Chemnitz. Bist Du ein Suchender, der noch nicht gefunden hat?
Nein, ein Suchender bin nicht. Privat habe ich mein Glück längst gefunden. Und im heutigem Fußballgeschäft ist es nunmal sehr dynamisch. Es bleibt oft nicht aus, den Verein zu wechseln.

Blick doch bitte mal auf Deine jeweilige Zeit bei Deinen bisherigen Vereinen zurück.
In Nürnberg habe ich früh gelernt, von zu Hause weg zu sein. Ich konnte mich in Ruhe entwickeln und meine Schulausbildung, das Fachabitur, fertig bringen. Insgesamt eine Zeit, auf die ich sehr gerne zurückblicke. Dann ergab sich die Chance, mit Schalke zu einem Champions League-Klub zu wechseln und mich im ersten Jahr bei einem der besten Trainer überhaupt, Norbert Elgert, weiterzuentwickeln. Leider musste ich nach zwei Jahren feststellen, dass zu dieser Zeit das Niveau zu stark war für mich.

Wie ging es weiter?
Ich wechselte in die österreichische Bundesliga zum SV Grödig, wo ich zum Seniorenspieler gereift bin. Trotz eines unglücklichen Abstieges habe ich diese Zeit sehr genossen. Das Drumherum war schlichtweg mega. Dazu konnte ich viele Spiele gegen gute Mannschaften wie RB Salzburg oder LASK Linz absolvieren. Die letzte Station vor dem CFC war Paderborn. Meine bisher turbulenteste Zeit - inklusive eines Kreuzbandrisses, der mich lange Zeit außer Gefecht setzte und abschließend den Aufstieg in die 2. Liga. Privat gesehen war die Phase in NRW jedoch sehr gut: Ich lernte meine Freundin kennen und tolle Freunde fürs Leben.


Pascal Itter ist überzeugt: "Wir schaffen den Klassenerhalt"

Beim Chemnitzer FC scheint Du Dich heimisch zu fühlen, Du bist unumstrittener Stammspieler beim Drittligisten. Warum passt's so gut beim Traditionsverein?
Ich bin froh, diesen Schritt vor knapp zwei Jahren gemacht zu haben. Es war die richtige Entscheidung. Ich passe hier gut hin, weil ich mich, egal wo ich bin, aufreiße und arbeite, um erfolgreich zu sein - und das wird hier wertgeschätzt.

Was ist zu spüren von der großen Vergangenheit des ehemaligen DDR-Meisters?
Es gibt Fans von Jung bis Alt. Und all diese Menschen leben für den Verein. Auch in der Stadt ist zu merken, dass der Verein einen großen Stellenwert hat.

Das Vergangene ist jedoch vergangen - es zählt im Sport nur die Gegenwart: Was stimmt Dich zuversichtlich, dass der CFC den Klassenerhalt in der 3. Liga packt und perspektivisch weiter nach oben wandert?
Nach oben brauchen wir in der aktuellen Situation nicht zu denken. Wir müssen erstmal unsere Aufgabe erledigen. Und das ist der Klassenerhalt. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen, weil ich großes Vertrauen in meine Mitspieler habe, die alles geben, um diese Liga zu halten.

In der Jugend von Schalke 04 spielte Pascal Itter (gelbe Schuhe) u.a. mit Leroy Sane und Thilo Kehrer - und war sogar Kapitän.
In der Jugend von Schalke 04 spielte Pascal Itter (gelbe Schuhe) u.a. mit Leroy Sane und Thilo Kehrer - und war sogar Kapitän. – Foto: Mark Bohla

Die Corona-Phase, die verrückte Saison in der 3. Liga mit vielen gleichwertigen Mannschaften und daraus resultierenden engen Partien. Wie blickst Du auf die bisherige Spielzeit zurück?
Es ist unfassbar eng - oben und unten. Es herrscht eine enorme Leistungsdichte und bis zum letzten Spieltag Spannung. Es ist gut, dass wir noch eine Chance auf den Klassenerhalt haben und es mit unseren Leistungen selbst in der Hand haben. Am Anfang der Saison hatten uns schon viele abgeschrieben.

War es richtig, die Saison fortzuführen - und nicht abzubrechen?
Ja, das denke ich schon. Wir alle lieben Fußball und wollten wieder spielen, soweit es hygienisch und unter den vorgegebenen Maßnahmen möglich ist.

In Deiner Vita stehen nicht nur Drittliga und Junioren-Bundesliga-Spiele, sondern auch ein EM-Titel. 2014 konntest Du Dir mit der U19 die europäische Krone aufsetzen. Wie war es, diesen Titel mit heutigen Größen wie Julian Brand zu erringen?
Da kam es gar nicht groß darauf an, wer da dabei war. Dieses Turnier, dieser Titel bleibt mir auch so auf ewig in Erinnerung.


In einem Atemzug mit Leon Goretzka

Auch persönlich wurdest Du als Talent bereits hoch dekoriert, was die Fritz-Walter-Medaille in Bronze (hinter Leon Goretzka und Max Meyer) eindrucksvoll beweist.
Das hat mich natürlich sehr geehrt und war eine tolle Sache für mich.

Bist Du nach Deiner überhaus erfolgreichen Jugendzeit angesicht der Tatsache, dass Du aktuell "nur" in der 3. Liga aktiv bist und viele Deiner ehemaligen Kameraden für Schlagzeilen sorgen enttäuscht?
Nein - ganz und gar nicht. Ich bin eher glücklich, dass ich mit meiner Leidenschaft meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Und für die Jungs, mit denen ich gespielt habe, freue ich mich, dass sie in der Weltspitze anklopfen.

Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wohin soll Dein Karriereweg noch führen?
Zunächst einmal gilt mein kompletter Fokus dem CFC. Wir wollen unbedingt den Klassenerhalt schaffen. Dann wäre ich erstmal stolz auf uns und beruhigt. Das wäre erstmal der nächste wichtige Schritt auf dem Karriereweg.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben

Aufrufe: 04.7.2020, 06:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor