2024-05-08T14:46:11.570Z

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Raphael Zeilhofer (re.) und seine Schierlinger können nicht wie erhofft vorne mitmischen. Seine Zukunft lässt der 33-Jährige offen. F: Herrmann
Raphael Zeilhofer (re.) und seine Schierlinger können nicht wie erhofft vorne mitmischen. Seine Zukunft lässt der 33-Jährige offen. F: Herrmann

Ernüchterung in Schierling: »So reicht’s nicht zu mehr«

Der Ex-Landesligist wollte in der Kreisliga Donau-Laaber vorne mitspielen, muss aber im Frühjahr um den Klassenerhalt bangen

Die Talsohle ist noch nicht durchschritten. Jahrelang zählte der TV Schierling zur Elite im niederbayerischen Fußball. Doch nach zwei Seuchenspielzeiten und zwei Abstiegen in Folge fand sich der Verein aus dem südlichen Landkreis Regensburg im Sommer 2017 plötzlich in der Kreisliga wieder. Die erste Spielzeit nach dem Absturz wurde als Neuaufbau deklariert - was am Ende mit einem ordentlichen sechsten Tabellenplatz auch gelang. In der laufenden Spielzeit wollte der TVS wieder oben angreifen. Doch der Weg zurück Richtung Bezirksebene ist steiniger als gedacht. Nach einer bis dato enttäuschenden Runde müssen die Schierlinger im Frühjahr auf der Hut sein, nicht noch in den Abstiegssumpf hinein gezogen zu werden.

19 Punkte zur Winterpause, Tabellenplatz neun - das hatte man sich in Schierling anders vorgestellt. Spielertrainer Raphael Zeilhofer, der im Sommer den nach Bogen abgewanderten Stefan Dykiert auf der Kommandobrücke ersetzt hat, macht keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit: "Wir haben uns klar mehr erhofft. Es ist nicht gut gelaufen für uns." Bereits vor dem Saisonauftakt mussten die Labertaler einen herben Rückschlag verkraften: "Der kurzfristige Abgang von Manuel Geiger hat uns schon getroffen. Er war fest eingeplant. Danach war schon klar, dass es keine einfache Saison werden würde", erklärt der 33-jährige Pädagoge Zeilhofer, der an einer Mittelschule in Wolnzach lehrt. Sturmtalent Geiger folgte dem Lockruf aus Regensburg und schloss sich dem SSV Jahn II an. Der 20-Jährige versenkte das Leder in der vergangenen Spielzeit immerhin 31 Mal in des Gegners Kasten, die fehlen natürlich in diesem Jahr.

Neben den üblichen Symptomen Urlaub und berufsbedingte Ausfälle, die allen Amateurteams Bauchschmerzen bereiten, hat Zeilhofer einen wesentlichen Aspekt ausgemacht, warum der TVS den Blick in den Rückspiegel werfen muss, statt wie erhofft die Spitzenplätze ins Visier nehmen zu können: "Der Großteil unseres Kaders besteht aus Eigengewächsen, die aus der A-Jugend nachrücken, die in der Bezirksoberliga spielt. Das heißt aber noch lange nicht automatisch, dass die Jungs Bezirksliga-Niveau haben. Einige nehmen dann die Kreisliga auf die leichte Schulter und meinen, das läuft schon von selbst. Das unterschätzen viele. Und so reicht`s eben nicht zu mehr." Der erfahrene Ex-Landesligakicker listet die Mängel auf, an denen die jungen Kicker noch arbeiten müssen: "Körperlich müssen wir zulegen, die Härte für den Herrenfußball geht vielen noch ab. Zudem müssen wir mental stärker werden, um auch in engen Spielen bestehen zu können. Uns fehlen im Moment die Typen, die den Unterschied machen."

Zeilhofer über seine Zukunft: »Ende Januar werden wir uns zusammensetzen und abstecken, wie es weitergeht.«

Zeilhofer wollte sich eigentlich nur noch auf seinen Job an der Seitenlinie konzentrieren - eigentlich. Siebenmal musste er dann doch selbst die Schuhe schnüren - Personalmangel! Im Frühjahr will der 33-Jährige das Geschehen nur noch von außen betrachten, nur in absoluten Notfällen will er noch einmal einspringen. Aus gutem Grund: "Vor vier Jahren wurde bei mir ein Kompartmentsyndrom diagnostiziert." Vereinfacht ausgedrückt: Zum Beispiel nach einem Schlag auf den Oberschenkel erhöht sich der Gewebedruck, die Durchblutung vermindert sich. Dies wiederum kann zu schweren Gewebe- bzw. Organschäden führen. Das musste Zeilhofer leidvoll erfahren: "Ich musste notoperiert werden, danach drei weitere Operationen über mich ergehen lassen. Dabei wurde mir ein Teil der Faszie entfernt. Seitdem bin ich extrem anfällig für Oberschenkelverletzungen." Fit halten will sich der Lehrer aber auf alle Fälle, denn in der Frühjahrsrunde geht`s um Schadensbegrenzung. Das Minimalziel lautet Klassenerhalt.

Doch das wird kein leichtes Unterfangen, denn mit Maxi Treitinger wird sich ein weiterer wichtiger Offensivakteur verabschieden. Der 21-Jährige geht beruflich in die USA. Ein Neuzugang ist nicht in Sicht. Und wie sieht`s mit Zeilhofer selbst aus? "Ende Januar werden wir uns zusammensetzen und abstecken, wie es weitergeht. Zum einen muss ich schauen, ob es für mich beruflich und privat der Aufwand weiterhin möglich ist. Zum anderen muss sich auch der Verein Gedanken machen, ob vielleicht ein Spielertrainer in der kommenden Saison mehr Sinn macht. Wir werden sehen." Eine Verlängerung schließt Zeilhofer aber keinesfalls aus, denn die Gegebenheiten in Schierling weiß er durchaus zu schätzen: "Die Zusammenarbeit im Verein läuft sehr gut und als Trainer kann man in Ruhe der "Entwicklungsarbeit" mit den jungen Spielern nachgehen." Mit der erhofften Rückkehr in die Bezirksliga wird es in dieser Saison nichts werden, da müssen sich die Fans weiter gedulden. Doch just im Sommer wird der TV Schierling sein 100-jähriges Bestehen feiern und da soll zumindest tunlichst die Degradierung in die Kreisklasse verhindert werden.

Aufrufe: 010.1.2019, 09:05 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor