2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Rabe
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Punktabzug wegen fehlender Schiedsrichter

Der Fußballkreis Harburg greift als Erster durch – Ziehen andere bald nach?

Das mit den Geldstrafen kennt jeder. Wer zu wenig Schiris im Verein hat, wird im Bezirk Lüneburg zur Kasse gebeten. Doch die Zeiten, in denen man als Club „nur“ Strafzahlungen fürchten musste, sind offenbar vorbei. Zumindest im Fußballkreis Harburg. Er ist der erste Kreis, der vor der Saison auch Punktabzüge durchgesetzt hat.
Viele dürften sich beim Anblick der Tabelle bereits vor dem 1.Spieltag gewundert haben. Normalerweise sind alle Teams mit 0 Toren und 0 Punkten nach 0 gespielten Partien zu Beginn logischerweise gleichauf. Doch dieses Jahr war das anders, denn es galt diesmal gleich für fünf Teams nicht, darunter den TV Meckelfeld (Landesliga Lüneburg), und auch nicht für zwei Teams aus der Harburger Kreisliga und 2. Kreisklasse.

Die Spielgemeinschaft Salzhausen/Garlstorf musste mit einem Minuspunkt in die Saison starten, genau wie der TV Meckelfeld. Die Kreisliga-Konkurrenz vom Buchholzer FC wurde sogar mit zwei Minuspunkten bestraft. Jeweils ein Minuspunkt war es auch für die beiden Teams aus der 2. KK, FSV Tostedt und SV Wistedt.

Wer jetzt glaubt, das sei nicht rechtens oder ein Harburger Alleingang, der irrt. Denn es ist alles durch die Spielordnung des NFV gedeckt. Darin steht, dass jeder Mitgliedsverein für jede seiner gemeldeten Mannschaften, die in Klassen spielen, bei denen seitens des Niedersächsischen Fußballverbandes e.V. eine Schiedsrichteransetzung erfolgt, dem zuständigen Kreisschiedsrichterausschuss einen Referee melden muss, der „den Voraussetzungen der Schiedsrichterordnung entspricht und der den erforderlichen Leistungsnachweis zu erbringen hat (Erfüllung des Schiedsrichter-Soll).“

Dies konnten alle Vereine WIEDERHOLT nicht gewährleisten und bekamen zusätzlich zu den Geldstrafen dieses Jahr erstmalig auch einen bzw. zwei Punkte abgezogen. Betroffen vom Punktabzug ist immer die höchstspielende Mannschaft, also meist das 1. Männerteam.

Ob es fair ist, Vereine mit Geldstrafen zu belangen und zugleich die Mannschaft der ersten Herren sportlich durch Punktabzug zu beeinträchtigen, darüber lässt sich trefflich diskutieren. Viele wissen: Gerade im Abstiegskampf kann am Ende jeder Punkt entscheidend sein. Fakt ist aber auch, dass die Schiedsrichter zum reibungslosen Ablauf der schönsten Nebensache der Welt benötigt werden und natürlich irgendwoher kommen müssen. Aber woher?

Manfred Witt, Verantwortlicher für das Schiedsrichterwesen beim vom Punktabzug betroffenen Buchholzer FC, berichtet: „Für unseren Verein wurde ein Schriedsrichtersoll 2016/2017 von 12,33 berechnet. Wir haben acht Schiedsrichter gemeldet, davon wurden nur fünf anerkannt. Drei hatten zu wenig Leistungsnachweise. Deshalb hatten wir eine Unterdeckung von sieben Schiedsrichtern. Daraufhin wurde eine Geldstrafe in Höhe von etwa 1000 Euro plus 2 Punkte Abzug für die 1.Herren in der Folgesaison verhängt. Hierauf hin habe ich den Kreisschiedsrichterausschuss im Kreis Harburg im Mai 2017 angesprochen und gebeten, den nächsten Ausbildungslehrgang für Schiedsrichter in Buchholz durchzuführen.“ Dieser Bitte ist man dort nachgekommen. Der nächste Anwärterlehrgang startet am 18. Oktober. Und, siehe da, es gibt Interesse: Im Moment liegen acht Anmeldungen aus Buchholz vor und vier vom SV Wistedt

Der Buchholzer FC hat reagiert und Maßnahmen getroffen, aber wird das die erforderlichen neuen Schiedsrichter bringen? Und wenn nicht, wie geht es weiter? Kriegt man mit Geldstrafen und Punktabzügen die Situation in den Griff - oder werden dann irgendwann als nächste Sanktion die Vereine vom Spielbetrieb ausgeschlossen?

Viele Fragen stehen im Raum. Klar scheint: Da kommt auf alle Vereine demnächst richtig was zu.

Der Schiedsrichterobmann im Bezirk Lüneburg, Berthold Fethke, sagt: „Der Bezirk hat nichts mit der Bestrafung der Vereine zu tun. Das entscheiden nur die entsprechenden Kreise. Der Kreis Harburg hat es als erster Kreis durchgezogen. Die Geldstrafen haben nicht das gewünschte Ergebniss gebracht. Es fehlen weiter Schiedsrichter und irgendwann ist dann der Spielbetrieb gefährdet. Aber aus meiner Sicht, werden ja nicht nur die Schiedsrichter immer weniger, es gibt ja auch immer weniger Mannschaften. Immer mehr Vereine schließen sich zu Spielgemeinschaften zusammen, weil sie als eigenständiger Verein nicht mehr genug Spieler zusammen bekommen. Wenn nicht manche Schiedsrichter drei Partien an einem Wochenende pfeifen würden, sehe es noch schlimmer aus. Ich bin auch nicht glücklich mit den Punktabzügen, aber ohne Schiedsrichter ist nun einmal kein Fußballspiel möglich. Ich weiß von Vereinen, die diese Geldstrafen für fehlende Schiedsrichter schon im Saisonetat einplanen. Eine Ausrüstung für einen SR kostet circa 150 Euro, die maximale Strafe auf Kreisebene liegt pro fehlendem Schiedsrichter bei 125 Euro. Selbst auf Bezirk- und Landesebene liegt die Höchststrafe bei 200 Euro.“

Viele fragen sich sicher, ob der Harburger Vorstoß bald Schule machen wird? Möglich wäre es. Einige Beobachter rechnen jedenfalls damit.

Aufrufe: 020.9.2017, 19:16 Uhr
FuPa / Wolfgang SauerAutor