2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Johannes Stock

"Reset-Knopf drücken und von vorne anfangen"

Der neue Trainer des TV Kalkum-Wittlaer spricht über seine ersten Wochen beim Bezirksligisten, die Mannschaft und die Corona-Pause.

Die Bezirksliga-Fußballer des TV Kalkum-Wittlaer stecken mitten in der schwersten Phase seit dem Abstieg aus der Landesliga. Mit 19 Punkten belegt der Klub aus dem Stadtnorden den letzten Tabellenplatz, der Gang in die Kreisliga A droht. Doch seitdem Thorsten Ridder das Traineramt nach der Winterpause übernommen hat, geht es Stück für Stück bergauf.

Herr Ridder, lassen wir die Corona-Thematik erst einmal außen vor: Wie fällt Ihr Zwischenfazit nach den ersten dreieinhalb Monaten als Trainer in Wittlaer aus?

Ridder Anfangs war es ziemlich chaotisch. Der Verein hat den Neubeginn ausgerufen, die Motivation und die Lust waren auch da, gar keine Frage. Aber je näher das erste Meisterschaftsspiel (1:3 gegen den SV Lohausen, Anm. d. Red.) kam, desto mehr ist die Mannschaft in den alten Trott zurückgefallen und nervös geworden.

In welchem Zustand haben Sie das Team vorgefunden?

Ridder Taktisch, mannschaftstaktisch und individuell mussten wir viel aufholen. Aber jetzt sind wir grundsätzlich auf einem guten Weg. Den Klassenerhalt haben wir – sportlich – selbst in der Hand.

Wie ist der Kontakt vor Ihrer Verpflichtung zustande gekommen?

Ridder Zufällig. Ich selbst war nicht auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Ein alter Lehrgangskollege kannte den Holger (Sturm, sportlicher Leiter, Anm. d. Red.), daraufhin ist der Kontakt zustande gekommen. Wir haben uns dann zweieinhalb Stunden intensiv unterhalten, aber waren eigentlich sofort auf einer Wellenlänge.

Das auf unbestimmte Zeit letzte Spiel vor zwei Wochen haben Sie knapp mit 1:0 gegen die DJK Gnadental gewonnen. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Jakob Stangier in letzter Sekunde das Siegtor erzielt hat?

Ridder Es war ein Gänsehautgefühl, richtig klasse. Nach dem 2:2 in Eller wollten wir den Schwung schon im Spiel danach gegen Benrath (2:4, Anm. d. Red.) mitnehmen, das hat aber nicht ganz geklappt. Gegen Gnadental waren wir sehr nervös und haben uns dem Gegner angepasst. Ich habe gedacht, dass wir noch ewig weiterspielen könnten, aber nicht treffen würden. Und dann macht Jakob das Ding. Es war ein dreckiger Sieg.

Wie wichtig war der Erfolg – gerade für die Köpfe?

Ridder Sehr wichtig. Nach dem Spiel in Eller habe ich einen sehr kleinen Hype gespürt, aber dann kam der Nackenschlag in Benrath. Die drei Punkte gegen Gnadental haben jedem gutgetan.

Sollte die Saison irgendwann fortgesetzt werden, ist der Abstiegskampf wieder offen. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer.

Ridder Drei Punkte sind es auf den Relegationsplatz. Wie vorhin gesagt: Wir haben es selbst in der Hand. Der Klassenerhalt ist auf jeden Fall machbar, und ich denke, dass wir das schaffen. Die mannschaftliche Geschlossenheit ist in den letzten Wochen zurückgekehrt. Und je mehr die Jungs trainieren, je mehr sie spielen, desto besser werden sie.

Der Oberligist SSVg Velbert hat in einer Stellungnahme dafür plädiert, die Saison im Amateurfußball abzubrechen. Was halten Sie davon?

Ridder Ich fand die Worte sehr gut, sehr solidarisch. Der Fußball muss zurzeit in den Hintergrund treten. Aus meiner Sicht wäre es eine gerechte Lösung, den Reset-Knopf zu drücken und von vorne anzufangen.

Wie beurteilen Sie die anderen Optionen, die im Raum stehen, zum Beispiel ein Aufstocken der Ligen?

Ridder Wenn man nur mit Aufsteigern weiterspielt, ist es im darauffolgenden Jahr schwierig, dann würde es in der Bezirksliga sechs Absteiger geben. Das kann man den Vereinen schwer erklären. Wenn die Ligen so bleiben, hat niemand einen Nachteil.

Wie vertreiben Sie sich im Moment die fußballfreie Zeit?

Ridder Ich habe berufsmäßig genug zu tun und halte mich viel zu Hause auf. Wenn das Wetter – wie aktuell – mitspielt, ist auch Gartenarbeit angesagt.

Kann man die Situation vielleicht nutzen, um die neue Saison schon einmal zu planen?

Ridder Das ist sehr schwierig, wir wissen ja nicht, wie es weitergeht. Wir bleiben mit den Spielern in Kontakt und sprechen natürlich mit ihnen, wer bleiben will. Es gibt ein paar Jungs, die haben auch Angebote aus der Landesliga und von anderen Bezirksligisten. Richtig planen können wir nicht, da sind uns die Hände gebunden.

Aber solche oder ähnliche Probleme haben andere Mannschaften auch.

Ridder Das stimmt. Ich denke, das gilt für 90 Prozent der Vereine. Wir stehen also nicht alleine da. Wir sind allerdings auch noch Tabellenletzter, da haben wir ohnehin nicht die beste Verhandlungsbasis.

Dass Sie den Kontakt zur Mannschaft halten, haben Sie eben schon angesprochen. Wie sieht das konkret aus?

Ridder Wir kommunizieren über WhatsApp. Die Jungs fragen sich auch untereinander, wie es den anderen geht. Ich habe ihnen einen Trainingsplan zusammengestellt und Ziele vorgegeben. Daran können sich gegenseitig messen.
Aufrufe: 020.3.2020, 15:00 Uhr
RP / Tobias DinkelborgAutor