2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Kevin Dabo (rechts)  bot den Gäste aus Aachen einen großen Kampf.Fotos: Anton Luhr
Kevin Dabo (rechts) bot den Gäste aus Aachen einen großen Kampf.Fotos: Anton Luhr

Mit Alemannia auf Augenhöhe

Trainer Brunettos TV Herkenrath verdient größten Respekt, verpasst den Sieg jedoch knapp

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Ganze acht Minuten fehlten an einer brillanten Bilanz aus den letzten 270 Minuten, so bleibt es „nur” eine herausragend gute. Hätte der TV Herkenrath den Zwischenstand von 1:1 gegen Alemannia Aachen bis zum Schluss gehalten, wäre die Mannschaft seit drei Spielen unbesiegt und hätte fünf Punkte in Folge eingefahren. Zuletzt gab es ein achtbares 0:0 bei der U 23 von Borussia Mönchengladbach. Dann folgte ein 1:0-Sieg gegen den SV Straelen. Und am Samstag gab es eine höchst vermeidbare Niederlage gegen die Gäste aus Aachen.

TV Herkenrath - Alemannia Aachen 1:2 (1:1)

„Wenn wir nicht an seine Fähigkeit glauben würden, hätten wir nicht aktuell den Vertrag mit Mo Redjeb verlängert,” erklärte Gäste-Trainer Fuat Kilic auf Nachfrage. Mo Redjeb war letzte Saison maßgeblich am Aufstieg des TV Herkenrath beteiligt, durfte am Samstag nicht eine einzige Minute für die Alemannia spielen. „Wir mussten offensiv wechseln”, zeigte Redjeb nach dem Schlusspfiff Verständnis für sein Bank-Dasein: „Ich freue mich, dass mein Vertrag verlängert wurde. Ich wohne inzwischen in Aachen und fühle mich dort wohl.”

Überraschend fanden sich die etwa 500 Fans der Gäste auf der Haupttribüne ein. Ein größeres Polizeiaufgebot und Ordnerdienste des Gast gebenden Vereins hatten allerdings wenig Mühe. Die Fans feierten laut, sangen 90 Minuten, waren aber überwiegend friedlich. Am Ende bejubelten sie den glücklichen Sieg ihrer Mannschaft und beschäftigen sich bereits mit dem nächsten Gegner und beschimpften lauthals Rot-Weiss Essen.

Zur Überraschung der 541 Zuschauer im Gladbacher Stadion spielte der TV Herkenrath mit der Alemannia aus Aachen absolut auf Augenhöhe. Mehr noch: Mitte der 2. Halbzeit mussten drei Konter die absolut verdiente Führung für den Gast gebenden Verein erbringen. Beide Gelegenheiten wurden aber vertan. Doch der Reihe nach.

Rolf Müller, Vorsitzender des Fußballkreises Berg, und Bernd Neuendorf, designierter Nachfolger von Alfred Vianden als Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein, hatten soeben auf der Tribüne Platz genommen, als ein spannendes Fußball-Spiel begann. Neuendorf wohnt in Bonn, ist gebürtig aus Düren und daher von Haus aus Fan der Alemannia aus Aachen.

Zunächst versuchte sich schon in der 2. Minute Idrizi aus 20 Metern und verfehlte das Ziel knapp. Kevin Dabo flankte scharf vors Tor in der 4. Minute. Seine Vorlage fand jedoch keinen Abnehmer. Sein gelungenes Solo vollendete Baris Sarikaya nicht mit der gebotenen Härte im Abschluss. Sein Schüsschen wurde vom Gäste-Torwart problemlos pariert (10.). Quasi im Gegenzug fiel das 0:1 durch Imbongo Boele. Nach einer Flanke über die rechte Abwehrseite der Gastgeber war der lange Schlacks im Angriffs-Zentrum mit dem Kopf zur Stelle. In der 14. Minute tritt Baris Sarikaya die erste Ecke für den TV Herkenrath. Tchakoumi lauert am kurzen Pfosten. Seinen Schuss pariert der Torwart. Nach 23 Minuten gibt Andreas Kath 20 Meter vor seinem Tor „den Neuer”, klärt per Fuß gegen Imbongo Boele. Überraschend in dieser Spielphase war deutlich zu sehen, dass der TV Herkenrath phasenweise besser kombinierte als die Gäste. Auch mit attraktiven One-Touch-Fußball wurden die wenigen heimischen Zuschauer bestens unterhalten. In der 25. Minute lassen Torwart Kath und Linksverteidiger Vatovci Manuel Glowacz alt aussehen, spielen ihn im eigenen Strafraum mit einem Doppelpass aus.

Nach 27 Minuten wird es kurz still im Gäste-Block. Kenan Akalp lässt fünf Gegenspieler aussteigen und trifft aufs kurze Eck. Dieser Ausgleich ist in dieser Spielphase keineswegs unverdient. In der 46. Minute haben auch die Gäste ihre erste Ecke. Manuel Glowacz führt diese aus. Steiger klärt per Kopf zur erneuten Ecke. Diese wird wiederum von Glowacz getreten und von Tchakoumi per Kopf geklärt.

In der 61. Minute kann, nein muss das 2:1 fallen. Nach einem starken Ballgewinn von Dabo Höhe Mittellinie, der ihm Szenenapplaus einbringt, ist Michael Hasemann mit gelaufen. Der Defensivspezialist schafft es nicht, den Ball mit Druck aufs gegnerische Tor zu bringen. Es gibt die zweite Ecke für den TV Herkenrath. Diese wird abgefangen. Und Shala unterbindet in höchster Not einen Konter des eingewechselten Bösing. Es geht nun hin und her. Mehrere Ecken für beide Teams bringen jeweils Spannung im gegnerischen Strafraum. In der 69. Minute verfehlt der eingewechselte Garnier nach der vierten Ecke für den Gast das Tor per Kopf um einen Meter.

In der 72. Minute wird die nächste große Chance für den TV Herkenrath notiert. Tchakoumi und Sarikaya können vom Elfmeterpunkt abziehen. Nur warum tut es keiner? Die Szene wird unterbunden, die Gefahr gebannt. Aber schon in der 78. Minute gibt es die nächste Gelegenheit für die Mannschaft von Trainer Brunetto, das inzwischen längst verdient 2:1 zu erzielen. Nach einem Konter über Baris Sarikaya trifft Shala den Ball nicht richtig. Und schließlich passiert, was geschieht, wenn eine Mannschaft um den Klassenerhalt kämpft. Nach einem Konter ist es der mitgelaufene Defensivspezialist Heinze, der in der 82. Minute zum 1:2 trifft und die überragende Bilanz des TV Herkenrath aus den letzten drei Spielen mit diesem Treffer zunichte macht.

TV Herkenrath: Kath, Vatovci, Sobiech, Pjetrovic, Steiger, Hasemann, Shala (86. Kanli), Akalp, Tchakoumi (86. Lanwer), Sarikaya, Dabo - Trainer: Brunetto

Alemannia Aachen: Jakusch, Salata (68. Garnier), Heinze, Fiedler, Müller, Pütz, Batarilo-Cerdic, Glowacz (56. Bösing), Idrizi (68. Schmitt), Boesen, Boele - Trainer: Kilic

Schiedsrichter: Wollenweber (Mönchengladbach) - Zuschauer: 600
Tore: 0:1 Boele (11.), 1:1 Akalp (27.), 1:2 Heinze (82.)

Trainer-Stimmen

Fuat Kilic, Alemannia Aachen: „Es war das erwartet schwere Spiel. Ich habe den TV Herkenrath beim Sieg gegen den SV Straelen gesehen. Die Handschrift meines Kollegen ist klar zu erkennen. Sie stehen defensiv sehr gut und sind bei ihrem schnellen Umschaltspiel gefährlich. Nach unserer Führung haben wir weniger investiert, nicht mehr die Kopfball-Duelle und die zweiten Bälle gewonnen. Auch in der Arbeit gegen den Ball war der TVH uns phasenweise überlegen. Nutzt er einen seiner Konter, spielt er diese besser aus, können wir das Spiel auch 1:2 verlieren. Großer Respekt, dass vom TV Herkenrath eine solche Leistung abgerufen wird. Wenn man die widrigen Umstände bedenkt, unter denen das Team arbeitet.“

Trainer Giuseppe Brunetto leistete 90 Minuten Schwerstarbeit an der Seitenlinie. Foto: Anton Luhr

Giuseppe Brunetto, TV Herkenrath: „Es ist extrem bitter. Einerseits bin ich stolz zu sehen, was die Mannschaft leistet: wie schon gegen Borussia Mönchengladbach und gegen den SV Straelen nun erneut. Aber Du darfst dieses Spiel nicht verlieren. Wir spielen die Konter nicht zu Ende, die den verdienten Sieg bringen können. Wenn es in der 82. Minute unentschieden gegen die Alemannia steht, muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein und darf sich nicht noch ein Tor fangen. Extrem bitter finde ich, wie der Verein uns behandelt, wie wenige Zuschauer uns unterstützen. Von den 20 anwesenden Zuschauern aus Herkenrath sind wohl fast alle Familienangehörige der Spieler. Es ist auch respektlos gegenüber den Jungs, wie der Vorstand sich verhält. Ständig sind in der Presse neue Hiobsbotschaften zu lesen. Und wo war der Vorstand heute beim Spiel?“

Aufrufe: 031.3.2019, 21:45 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Elli RiesingerAutor